Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
aber da ich Adrian kenne, da ich weiß, wie gründlich er ist, wäre ich überrascht, wenn er die Register nicht eingesehen hätte.«
    »Womit wir zu Wischnewski kommen«, sagte der Zauberer, »der uns helfen wollte, einen sowjetischen Maulwurf zu enttarnen, wenn wir ihn in den Westen holen.«
    »Womit wir zu Wischnewski kommen«, pflichtete Angleton bei.
    »Nach der gescheiterten Exfiltration hat KGB-Karlshorst eine dringende Nachricht an die Moskauer Zentrale geschickt und sich für die frühzeitige Warnung bedankt, durch die die Exfiltration verhindert werden konnte«, sagte Torriti. »Ich habe die Briten vorsichtshalber nicht über Wischnewski informiert. Also würde mich eins interessieren, Jim. Es ist bekannt, dass Sie sich regelmäßig mit Philby im La Niçoise treffen und dass er, wenn er in der Company zu tun hat, auf einen Sprung bei Ihnen im Büro vorbeischaut. Haben Sie Ihrem britischen Freund von Wischnewski erzählt? Raus mit der Sprache, Jim. Haben Sie ihm erzählt, wir hätten jemanden an der Hand, der behauptet, er könne einen sowjetischen Maulwurf im MI6 identifizieren?«
    Angleton legte den Bleistift beiseite. Er schien mit sich selbst zu reden. »Erstens einmal gibt es keine zwingenden Verdachtsmomente, dass es im MI6 einen sowjetischen Maulwurf gibt –«
    »Wischnewski hat das Gegenteil behauptet –«
    »Wischnewski wäre nicht der erste Überläufer, der sich als wertvoll verkaufen will, indem er behauptet, er hätte einen Goldbarren.«
    »Es passt alles zusammen«, entgegnete Torriti unbeirrt.
    »Es sind alles vage Vermutungen«, sagte Angleton kühl. »Da kämen gleich zwei oder drei Dutzend Briten in Frage.« Er nahm einen Zug aus seiner Zigarette und drehte sich auf dem Bambusstuhl so weit um, bis er Torriti ansehen konnte. »Ich kenne Adrian in- und auswendig«, sagte er mit Vehemenz. »Ich weiß, was in ihm vorgeht, ich weiß, was er sagen wird, ehe er den Mund aufmacht. Ich vertraue ihm durch und durch. Er könnte niemals für die Russen spionieren! Er repräsentiert alles, was ich an den Briten bewundere.« Ein Schleier aus Zigarettenqualm verhüllte den Ausdruck auf Angletons Gesicht, als er gestand: »Adrian ist der Mensch, der ich gern geworden wäre.«
    Torriti förderte ein zerknautschtes Taschentuch zutage und wischte sich die feuchten Handflächen ab. »Wir haben Fallschirmagenten nach Polen und in die Ukraine eingeschleust, alle sind geschnappt worden. Als MI6-Verbindungsmann in Washington war Philby über die Operationen informiert.«
    »Ihr lasst einen Haufen mutiger, aber unerfahrener Rekruten mit dem Fallschirm in die Höhle des Löwen springen und wundert euch, wenn sie mit Haut und Haaren gefressen werden«, erwiderte Angleton.
    Torriti holte sein Notizbuch hervor, befeuchtete einen Daumen, blätterte es durch und berichtete Angleton von den Kontrastbrei-Meldungen, die er an Company-Mitarbeiter in Washington verschickt hatte. Jeder, der die Wischnewski-Operation hätte verraten können, habe eine separate erhalten; getarnt als interne Meldung an alle Mitarbeiter, seien sie aber jeweils nur an eine Person oder ein Büro gegangen. Sämtliche Operationen, über die er in den Meldungen informiert habe, seien ungestört über die Bühne gegangen – alle bis auf die Albanien-Operation. Und die betreffende Meldung sei ausschließlich an das gemeinsame Sonderkomitee von CIA und MI6 gegangen, und diesem Komitee gehöre Philby an.
    »Das Komitee hat sechzehn Mitglieder«, entgegnete Angleton, »das Verwaltungspersonal nicht mitgerechnet, und das ist angehalten, alles zu lesen, was durch die Hände der Mitglieder geht.«
    »Ich weiß«, sagte Torriti. »Deshalb habe ich noch einen letzten Kontrastbrei abgeschickt. An Philby persönlich. Ich habe ihn wissen lassen, ich wüsste, wer der sowjetische Maulwurf im MI6 ist. Zwei Tage später haben die Russen versucht, mich zu entführen.«
    Angleton schüttelte den Kopf. »Die Russen entführen andauernd irgendwen – kein Wunder, dass sie ihr Glück auch mal bei dem Leiter der Berliner Basis versuchen.« Plötzlich zeigte sich ein Funkeln in Angletons dunklen Augen. Er klappte seinen Notizblock zu und stand auf. » Einen Kontrastbrei haben Sie nicht erwähnt, Harvey. Leider Gottes reißt er ein klaffendes Loch in Ihre Beweiskette gegen Adrian. Wer ist Ihre beste Informationsquelle im sowjetischen Sektor von Berlin? Doch wohl SNIPER. Der ist nicht nur Physiker mit Zugang zu den sowjetischen Atomgeheimnissen, sondern auch

Weitere Kostenlose Bücher