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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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rasch den Blick ab. Er atmete hechelnd und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »So ein verdammter kleiner Scheißkerl!«
    »Die Briten werden merken, dass Maclean weg ist, wenn sie ihn Montagmorgen wegen der HOMER-Sache ins Gebet nehmen wollen. Sie werden rasch dahinterkommen, dass er mit Burgess verduftet ist. Und dann gehen in London und Washington die Alarmglocken los.«
    »Und alle Äuglein werden sich auf meine Wenigkeit richten«, sagte Philby düster.
    »Burgess hat Sie in den britischen Geheimdienst geholt«, sagte Eugene. »Bis zu seiner Rückkehr nach England hat er in Washington mit Ihnen zusammengewohnt. Dann sind da noch die diversen Informationen, die in Ihre Richtung weisen. Sie wussten von Angleton, dass die Amerikaner Nachrichten entschlüsselt haben, die Maclean als den Sowjetagenten HOMER identifizierten. Sie wussten, dass die Briten ihn einkassieren wollten, um ihn zu verhören. Außerdem sind da noch die katastrophal gescheiterten Emigrantenoperationen und die Wischnewski-Sache.« Eugene dachte, er hätte genug überzeugende Argumente vorgebracht. »Der Resident schätzt, dass Ihnen sechsunddreißig Stunden bleiben, um aus dem Land zu kommen. Sie haben doch hoffentlich Ihren zweiten Pass dabei?«
    »Dann will Starik also, dass ich das Weite suche?«
    »Er meint, dass Sie keine andere Wahl haben.« Eugene nahm das Päckchen aus seiner Jacke. »Hier drin sind Haarfärbemittel, falscher Bart, Brille, 4800 Dollar in Zehn- und Zwanzig-Dollar-Scheinen. Im Auto habe ich einen alten Regenmantel für Sie. Wir entfernen an Ihrem Wagen die Nummernschilder und lassen ihn hier stehen – bis die Polizei ihn findet, vergehen mindestens zwei Tage, dann sind Sie längst über alle Berge. Ich setze Sie am Greyhound-Bahnhof in Harrisburg ab. Die Route steht in dem Päckchen – von Harrisburg über Buffalo zu den Niagarafällen, wo Sie die kanadische Grenze überqueren. Dort wartet ein Wagen, der Sie in unser safe house in Halifax bringt. Stariks Leute werden Sie auf einem Frachter nach Polen unterbringen.«
    Eugene konnte förmlich sehen, dass sich Ärger anbahnte; Philbys Blick umwölkte sich. Er legte dem Engländer eine Hand auf die Schulter. »Sie sind seit zwanzig Jahren in der Schusslinie. Es wird Zeit, dass Sie nach Hause kommen.«
    »Nach Hause!« Philby trat einen Schritt zurück. »Ich bin K-k-kommunist und M-m-marxist, aber nicht Russland ist mein Zuhause. Sondern England.«
    Eugene wollte etwas sagen, aber Philby kam ihm zuvor. »Tut mir Leid, alter Junge, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, in Moskau zu leben. Abgesehen davon, dass ich der großen Sache dienen wollte, hat mich in all den Jahren vor allem das große Spiel fasziniert. In Moskau wäre damit ein für alle Mal Schluss, da erwarten mich nur stickige Büros und schnöde Routine und langweilige Bürokraten.«
    Eugene hatte keine Anweisungen für den Fall, dass Philby Stariks Fluchtbefehl verweigern würde. »Wenn man Sie verhört, werden Sie es mit geschickten Leuten zu tun kriegen – man wird Ihnen Immunität anbieten, wenn Sie kooperieren; man wird versuchen, Sie umzudrehen, Sie zum Tripelagenten zu machen –«
    Philby schnaubte. »Ich war nicht mal Doppelagent – ich habe von Anfang an nur einem Herrn und Meister gedient –, wie kann ich dann ein Tripelagent werden?«
    »Ich wollte damit nicht sagen, dass es denen gelingt –«
    Philbys Augen verengten sich, und er schob das Kinn vor, während er seine Chancen abwog. Ein schmales Lächeln erhellte sein Gesicht, so dass er fast gesund aussah. »Die Regierung hat nichts als unbewiesene Vermutungen in der Hand. Ein kommunistisches Miststück als Ehefrau vor zwanzig Jahren ist schließlich kein Verbrechen, oder? Eine Hand voll fader Informationen, ein paar Zufälle, für die ich einleuchtende Erklärungen habe. Und ich habe schließlich noch einen Trumpf in der Hand, oder?«
    »Einen Trumpf in der Hand?«
    »Die Berliner Basis führt zurzeit eine wichtige Operation durch – jemand in einer hohen Position liefert zweimal in der Woche heiße Informationen. Ich habe das der Moskauer Zentrale gemeldet, aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen haben sie den Hahn nicht abgedreht. Ich kann förmlich hören, was die von der CIA sagen werden: Wenn er wirklich für den KGB arbeitet, wäre die Operation doch wohl längst zu Ende? Mensch, unterm Strich haben die rein gar nichts gegen mich in der Hand. Wenn ich die Nerven behalte, kann ich den Bluff

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