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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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gesammelt.«
    »Ich kann heute Abend nicht kommen«, sagte er.
    »Wirklich?«
    »Ich muss was Dringendes erledigen.«
    Er hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme. »Schade. Dann morgen.«
    »Morgen ganz bestimmt.«
    Hinter dem Getränkeladen tastete Eugene die Rückseite der dicht an der Wand stehenden Mülltonne ab, bis er das mit Klebeband befestigte Päckchen fand. In seiner Wohnung unter dem Dach riss er das Kuvert auf und zog ein Blatt Papier heraus, das dicht mit vierstelligen Zahlencodes beschrieben war. Mit dem Dechiffriercode auf der Innenseite eines Streichholzbriefchens entschlüsselte er die Nachricht, die von Starik persönlich stammte. Eugene prägte sie sich gründlich ein, verbrannte den Brief und den Dechiffriercode in einem Topf und spülte die Asche im Klo hinunter. Er nahm zwei Flaschen Lagavulin Malt Whisky von einem Regal im Laden, sprang in den Kombi und fuhr durch die Canal Road zur Arizona Avenue, von wo er in die Nebraska einbog und in der Einfahrt des zweigeschossigen Backsteinhauses mit dem großen Erkerfenster hinter Philbys Wagen hielt. Eugene ließ den Motor laufen, stieg aus und klingelte. Gleich darauf ging in der Diele das Licht an, und die Haustür öffnete sich. Ein zerzauster Philby, das Hemd vorne mit Wein besudelt, stierte ihn an, die Augen von Alkohol und Schlafmangel verquollen. Einen Moment lang schien er Eugene nicht zu erkennen. Sobald ihm dämmerte, wer da vor ihm stand, wirkte er verdutzt. »Ich habe n-n-nichts bestellt –«, murmelte er, über die Schulter nach hinten schielend.
    »Doch«, erwiderte Eugene.
    »Wer ist denn da, Adrian?«, rief jemand aus dem Innern des Hauses.
    »Getränkelieferung, Jimbo. D-d-damit uns der Fluss nicht austrocknet.«
    Durch die offene Tür sah Eugene eine hagere Gestalt, die ein Buch aus einem Regal nahm und es durchblätterte. »Auf der Innenseite von einem der Kartons steht unverschlüsselt, wo und wann wir uns treffen, sowie ein paar Anweisungen«, flüsterte Eugene. »Verbrennen Sie sie anschließend.« Er reichte Philby die Rechnung. Philby verschwand im Haus, kam mit einem Frauenportemonnaie wieder und bezahlte. »Der Rest ist für Sie, junger Mann«, sagte er so laut, dass es im Haus zu hören war.
     
    »Sie erraten niemals, wer da g-g-gestern bei mir war, als Sie bei mir aufgetaucht sind«, sagte Philby jetzt. Sie waren an dem Gedenkstein angekommen, der an den weitesten Vorstoß der Konföderierten am 3. Juli 1863 erinnerte. »Der berühmte Jimbo Angleton höchstpersönlich, der Chef der Gegenspionage, wie er leibt und lebt; er wollte mir sein Mitgefühl ausdrücken – offenbar hat einer aus den unteren Chargen der Company, ein Schluckspecht in der Berliner Basis mit einem italienisch klingenden Namen b-b-beschlossen, dass ich der Schweinehund bin, der CIA-Geheimnisse an den bösen KGB verrät.«
    »Das hat Angleton Ihnen erzählt!«
    »Jimbo und ich kennen uns seit einer halben Ewigkeit«, erklärte Philby. »Er weiß, dass ich unmöglich ein sowjetischer Maulwurf sein kann.« Er lachte, aber es kam nicht von Herzen.
    »Die Sache ist leider nicht lustig«, sagte Eugene. »Haben Sie Ihre Siebensachen dabei?«
    »Alles hier in der Tüte«, erwiderte Philby mürrisch.
    »Sie haben auch wirklich nichts zurückgelassen? Tut mir Leid, aber ich muss Sie das fragen.«
    Philby schüttelte den Kopf.
    Eugene nahm die Papiertüte mit den Dingen, die Philbys Schicksal besiegeln würden, sollten sie von den Amerikanern entdeckt werden – Chiffriercodes, Minikameras, Filmdosen, Microdot-Lesegeräte. »Ich schaff das Zeug weg – ich fahre über Umwege zurück und vergrabe es irgendwo.«
    »Was soll die ganze Aufregung? Nur weil irgend so ein dreister Knabe sich wichtig machen will und mit dem Finger auf mich zeigt, muss man doch nicht so eine P-p-p« – Philby, sichtlich enerviert, hatte Probleme, das Wort auszusprechen – »Panik machen.« Verärgert über sich selbst, holte er tief Luft. »Schon nicht einfach, immer so auf Messers Schneide zu leben«, knurrte er. »Geht an die Nerven. So, jetzt wollen wir die Katze mal aus dem Sack lassen, ja? Was liegt an? Ist Maclean nicht rechtzeitig von Burgess gewarnt worden? Hat er sich nicht mehr aus dem Staub machen können?«
    »Maclean hat England gestern Abend verlassen. Er ist auf dem Weg nach Moskau über Ostdeutschland.«
    »Phantastisch. Wo liegt dann das P-p-problem?«
    »Burgess hat die Nerven verloren und ist mit ihm abgehauen.«
    »Burgess hat sich verdünnisiert!« Philby wandte

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