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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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– konnten sie die Ketten der Panzer hören, die auf der Suche nach Zielen nervös hin und her schlingerten. Árpád, der als Erster ging, klopfte mit dem Knauf seiner Pistole gegen die Metalltür, die das Ende des Tunnels versperrte. Zweimal, dann Pause, dann noch zweimal. Sie hörten das Schaben schwerer Riegel, die auf der anderen Seite zurückgeschoben wurden, dann das Quietschen der sich öffnenden Tür. Ein Priester mit struppigem grauem Bart über der verdreckten Soutane stierte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Einige Soldaten mit Kindergesichtern leuchteten ihnen mit ihren Taschenlampen ins Gesicht. Als der Priester Árpád erkannte, grinste er verzerrt. »Willkommen in der Hölle«, rief er hysterisch, und mit einer schwungvollen Geste leckte er sich den Daumen und malte jedem von ihnen ein Kruzifix auf die Stirn, als sie durch die Tür gingen.

 
    10 Wien,
Mittwoch, 7. November 1956

    W
    isner war eiligst eingeflogen, hatte sich bei Llewellyn Thompson, seinem alten Freund aus Studentenzeiten und jetzigem Botschafter der Vereinigten Staaten in Wien, niedergelassen und in der Botschaftsbibliothek sein Hauptquartier eingerichtet. Millie Owen-Brack rekrutierte einen Teewagen, um die dicken Stapel von Telegrammen und Telexe zu ihm zu schaffen; immer und immer wieder schob sie den Wagen durch die Bibliothekstüren, stapelte das eingegangene Material vor Wisner auf, bis er hinter dem Papierberg verschwand. Völlig übermüdet, mit hektischen, blutunterlaufenen Augen, das Hemd durchgeschwitzt, machte Wisner sich mit trauriger Verbissenheit über jeden neuen Stapel her, als könnte er die Situation unter Kontrolle bringen, wenn er nur genug darüber las, was jenseits der nur wenige Meilen entfernten Grenze vor sich ging. Am Tag zuvor war Dwight Eisenhower mit überwältigender Mehrheit wieder gewählt worden, aber Wisner hatte kaum Notiz davon genommen. »Russische Einheiten kämmen auf der Suche nach den Rädelsführern des Aufstands Block für Block und Haus für Haus durch«, las er aus einer Meldung vor, die von der Budapester Botschaft eingetroffen war. »Tausende von Freiheitskämpfern werden in Güterwaggons geschafft und in Richtung Ukraine abtransportiert.« Wisner zerknüllte die Meldung und warf sie auf den kleinen Berg auf dem Boden.
    »Heilige Muttergottes«, stöhnte er und sog geräuschvoll die Luft durch die Nase ein. »Hier ist wieder eine von Ebbitt, datiert vom 5. November. ›Kilian-Kaserne hält noch durch. Jugendliche binden sich Dynamitstangen um den Leib und werfen sich unter die Ketten der sowjetischen Panzer. Munition geht zu Ende. Die Hoffnung ebenso. Freiheitskämpfer haben tote Kameraden aufgerichtet an Fenster gestellt, damit die Russen auf sie schießen und Munition verschwenden. Alle fragen, wo bleiben die Vereinten Nationen, wann kommt amerikanische Hilfe. Was soll ich ihnen sagen?‹«
    Mit Tränen in den Augen hielt Wisner Ebbitts Meldung hoch und sah Owen-Brack an. »Sechs Jahre lang – sechs Jahre! – haben wir den armen Schweinen erzählt, sie sollen sich gegen ihre sowjetischen Herren erheben. Wir haben Millionen ausgegeben, um dafür geheime Vorkehrungen zu treffen – wir haben in ganz Europa Waffenlager angelegt, wir haben Tausende von Emigranten ausgebildet. Himmelherrgott noch mal, die Ungarn in Deutschland treten ihren Ausbildern fast die Türen ein und betteln, dass sie ins Land geschickt werden. Und was machen wir? Was machen wir, Millie? Wir vertrösten sie mit ein paar frommen Sprüchen von Eisenhower.«
    »Die Suezkrise hat die Sachlage nun mal verändert«, sagte Owen-Brack leise, aber Wisner, der schon die nächste Meldung studierte, hörte ihr nicht zu.
    »Verdammt, hören Sie sich das hier an. Der Korrespondent von Associated Press in Budapest schreibt: ›STEHEN UNTER SCHWEREM MASCHINENGEWEHRFEUER. IST HILFE IN AUSSICHT? SCHNELL, SCHNELL. JEDE SEKUNDE ZÄHLT.‹ Hier hab ich noch eine. ›SOSSOS. DIE KÄMPFE KOMMEN NÄHER. WEISS NICHT, WIE LANGE WIR WIDERSTAND LEISTEN KÖNNEN. GRANATEXPLOSIONEN IN DER NÄHE. GERÜCHTEN ZUFOLGE SOLLEN AMERIKANISCHE TRUPPEN IN EIN ODER ZWEI STUNDEN HIER SEIN. IST DAS WAHR?‹« Wisner warf die Telegramme beiseite und griff nach dem nächsten, als könnte er es nicht erwarten, die Fortsetzung zu erfahren. »›LEBT WOHL, FREUNDE. GOTT ERBARME SICH UNSER. DIE RUSSEN SIND DA.‹« Und so ging es weiter. Wisner sprach vor sich hin, las zusammenhanglose Fetzen aus Meldungen, warf sie zu Boden, ohne sie zu Ende zu lesen, fing

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