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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Castro für eine Getränkemarke. Das Problem ist, wenn sie erst einmal hier sind, können wir sie nicht mehr zurückschicken, weil sie wissen, dass es uns gibt.«
    »Rekruten in Miami gründlicher überprüfen«, schrieb Jack auf. »Was noch?«
    »Man hat mir Duschen versprochen, aber keine geliefert. Eure Berater waschen sich im Swimmingpool der Finca, haben aber ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift ›Nur für Offiziere‹, was bedeutet, dass meine Kubaner nur in den Bächen baden können. Und die sind eiskalt.«
    »Zunächst einmal nehmen wir das Schild weg«, sagte Jack. »Dann sorge ich dafür, dass ihr eure Duschen bekommt.«
    »Wir sollten eine voll ausgerüstete Lazarettapotheke kriegen«, fuhr Escalona fort. »Aber bis jetzt haben wir nur eine Kiste mit Pflaster, Aspirin und Insektenschutzmittel erhalten. Hier in den Bergen wimmelt es nur so von Giftschlangen – und wir haben nicht mal Serum gegen Schlangenbisse.«
    Jack schrieb eifrig mit, während Escalona weitere Punkte seiner Wunschliste vortrug.
    Irgendwo in den Bergen über ihnen ertönte das Stakkatogeknatter von Maschinengewehrfeuer, und nach jeder Salve folgte ein flüsterndes Echo.
    » Last not least «, sagte Escalona, »wir haben ein ernsthaftes Sicherheitsproblem. Tag für Tag verschwinden etwa fünfzehn Prozent meiner Leute.«
    Jack warf einen Blick auf die Berge rundherum, in denen es von Schlangen nur so wimmelte. »Und wohin verschwinden die?«, fragte er.
    »Nach San Felipe, ein Dorf neun Meilen von hier über die Berge.«
    »Wie zum Teufel kommen sie nach San Felipe?«
    »Einige klauen einen Jeep oder einen Pick-up, andere gehen zu Fuß. Hin und zurück. In einer Nacht.«
    »Was ist an San Felipe so verlockend, dass sie dafür achtzehn Meilen durch die Berge marschieren?«
    »Huren.«
    Jack nickte langsam. »Huren.«
    »Natürlich schärfen wir den Jungs ein, nichts auszuplaudern – aber die Mädchen müssten schon taubstumm und verblödet sein, um nicht zu merken, dass wir hier in Helvetia ein militärisches Trainingslager haben. Ich könnte mir denken, dass einige von den Huren für Castro spionieren.«
    »Das ist allerdings ein Problem, das dringend gelöst werden muss«, pflichtete Jack bei. »Ich lass mir was einfallen.«
    Anschließend kletterte der Kubaner aus dem Jeep, nahm Jacks Seesack und stellte ihn auf die Holzplanken des Wegs. Jack steckte sein Notizbuch ein und stieg ebenfalls aus. Escalona betrachtete Jack einen Moment lang verlegen, dann räusperte er sich und senkte den Blick. »Hören Sie –«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Diese Leute hier – die kubanischen Jungs, die lernen, wie man eine M-1 auseinander nimmt und blind wieder zusammensetzt, wie man mit Granatwerfern umgeht, ich, wir alle – stecken mit Haut und Haaren in dieser Sache drin. Entweder wir gewinnen oder wir sterben.«
    »Warum sagen Sie mir das?«, fragte Jack.
    Escalona zuckte die Achseln. »Einfach so«, sagte er. Er wollte schon weggehen, drehte sich aber noch einmal um. »Ich habe Ihnen das gesagt, damit Sie wissen, wo Sie sind. Damit Sie wissen, wer wir sind. Damit Sie das hier nicht für ein Ferienlager der kubanischen Pfadfinder halten, obwohl es so aussieht, selbst für mich.«
    Jack fuhr sich mit dem Zeigefinger über seinen Kosakenschnurrbart. »Ich war schon öfter in vorderster Linie. Und ich erkenne eine Front, wenn ich sie sehe. Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen, Señor Escalona.«
    »Roberto«, verbesserte Roberto Escalona ihn.
    Jack nickte. »Jack.«
    Die beiden Männer schüttelten sich zum ersten Mal die Hand.
     
    In den Tagen danach entspann sich ein reger Nachrichtenaustausch, der zur Belustigung der Hand voll Mitarbeiter in der Kommandozentrale im Quarters Eye in Washington beitrug.
     
    TOP SECRET
    Von: Carpet Bagger [Jack McAuliffes Kryptonym]
    An: Ozzie Goodfriend [Leo Kritzkys Kryptonym]
    Betr.: Schäferstündchen
     
    Gravierende Sicherheitslücke festgestellt: Dutzende Rekruten verlassen täglich Basis zwecks Schäferstündchen im nächsten Dorf neun Meilen entfernt. Diskrete Erkundigungen haben ergeben, dass es sich bei den Damen des horizontalen Gewerbes um guatemaltekische Staatsangehörige handelt, die für einen Drogendealer arbeiten, der nebenbei ein Bordell betreibt. Wöchentlich werden neue Mädchen herbeigekarrt als Ersatz für diejenigen, die ausgebrannt oder krank sind oder die Nase voll haben. Daher unmöglich, in Erfahrung zu bringen, wer was von wem erfahren hat.
    Bitte um Erlaubnis, Portugiesisch

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