Die Company
Stange Geld drin, für Sie, für den Killer –«
Rosseliis kummervolles Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck gequälter Unschuld. »Ich würde nicht mal einen Cent nehmen«, sagte er mit Nachdruck. »Die Vereinigten Staaten von Amerika sind immer gut zu mir und meinen Leuten gewesen. Ich bin ein echter Patriot. Wenn es gut für das Land ist, Castro kaltzumachen, dann ist es auch gut für mich.«
»Vielleicht gibt es ja andere Möglichkeiten, unsere Dankbarkeit zu zeigen.«
Rosseliis muskulöse Schultern hoben und senkten sich in seinem maßgeschneiderten Jackett. »Ich bitte um nichts.«
»Wollen Sie damit sagen, Sie können die Sache organisieren?«
»Ich will damit sagen, dass die Sache organisiert werden könnte. Ich will damit sagen, dass es kein Kinderspiel wird – Castro ist kein leichtes Ziel. Ich will damit sagen, dass ich Sie mit einem Bekannten zusammenbringen könnte, der Freunde in Havanna hat, die den Job erledigen lassen könnten.«
»Wie heißt denn Ihr Bekannter?«
Auf der Straße vor dem Park hatte ein Wagen eine Fehlzündung. Blitzartig waren Rossellis Gorillas aufgesprungen und griffen unter ihre Jacken. Die Tauben flatterten verstört auf. Rosselli zielte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf eine und sagte: »Peng, peng, das war eine Freifahrkarte für dich in den Vogelhimmel.« Und an den Zauberer gewandt, antwortete er: »Leute, die mit meinem Bekannten befreundet sind, nennen ihn Mooney.«
Martin Macy winkte, als der Zauberer in der Tür des La Niçoise auftauchte, eines Restaurants in Georgetown, das viele hohe Tiere der Company zu seinen Stammgästen zählte. Torriti schlängelte sich zwischen den voll besetzten Tischen hindurch, blieb kurz stehen, um Dick Bissell und seinem Stellvertreter Leo Kritzky die Hand zu schütteln, und setzte sich schließlich an den Tisch gegenüber von seinem alten FBI-Kumpel.
»Und, gibt es ein Leben nach der Pensionierung, Martin?«, erkundigte er sich. Er winkte dem Kellner, zeigte auf Macys Drink und bestellte noch zwei davon.
Macy, ein drahtiger Mann mit kantigem Kinn und Blumenkohlohren, die Folge einer glücklosen Karriere als College-Boxer, schüttelte traurig den Kopf. »Mein Puls ist noch messbar, falls du das meinst«, sagte er. Er fuhr sich mit den Fingern durch das schüttere Haar. »Nach neunundzwanzig Jahren einen Tritt in den Hintern zu kriegen – neunundzwanzig, Harvey –, das hat wehgetan.«
»Stimmt, die haben dir übel mitgespielt«, pflichtete Torriti ihm bei.
»Das kannst du laut sagen.«
»Was hatte Hoover denn auf einmal gegen dich?«
Macy verzog das Gesicht. »Einer von Bobby Kennedys Leuten wollte die Akte über Hoffa und die Gewerkschaft der Lastwagenfahrer haben, und ich hab den Fehler gemacht, sie rauszugeben, ohne mich vorher zu vergewissern, ob das auch genehm war.« Macy leerte sein Glas, als der Kellner zwei neue Drinks brachte. »Hoover hasst die Kennedys, Harvey. Jeder, der ihnen auch nur die Uhrzeit sagt, kommt auf seine schwarze Liste. Ich musste mir sogar einen Anwalt nehmen, damit ich überhaupt meine Rente kriege.«
»Kennedy ist doch nicht von gestern. Wenn Hoover ihn so verdammt hasst, wieso behält Jack ihn dann als FBI-Chef?«
Macy verdrehte viel sagend die Augen.
»Hoover hat was gegen ihn in der Hand?«, mutmaßte Torriti.
»Von mir hast du kein Sterbenswörtchen gehört.«
»Was hat er in der Hand?«
Macy vergewisserte sich, dass niemand sie hören konnte. »Frauen, zum Beispiel. Da wäre diese Hollywood-Sexkönigin, Marilyn Monroe. Eine von Sinatras Bienen, ein hübsches Flittchen namens Exner, hüpft von Bett zu Bett – und wenn sie nicht gerade mit Kennedy Händchen hält, treibt sie es mit dem Boss der Cosa Nostra von Chicago. Und wenn die üblichen Gespielinnen nicht verfügbar sind, lädt der Präsident die Mädchen aus der Poststelle zum Tee in seine Büros, immer gleich zwei auf einmal.«
»Hab gar nicht gewusst, dass Kennedy so ein geiler Bock ist«, sagte Torriti. »Was treibst du denn so in letzter Zeit, Martin?«
»Ich mache den Berater für einige Bezirksstaatsanwälte, die sich damit profilieren wollen, dass sie sich mit ein paar kleineren Cosa-Nostra -Paten anlegen. Falls Jack auf seinen Vater hört und Bobby zum Justizminister macht, werde ich den auch beraten – Bobby wird Hoffa aufs Korn nehmen, darauf kannst du wetten.«
Torriti setzte sich seine Lesebrille auf. »Schon was ausgesucht?«, fragte er, und beide studierten sie die Speisekarte. Dann winkte Torriti dem
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