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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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geschworen, dass er im Falle seiner Wahl die kubanischen Freiheitskämpfer in ihren Bemühungen unterstützen würde, Kuba die Demokratie zu bringen.
    Das Gespräch mit Kennedy hatte im Juli stattgefunden. Leo blickte von der Akte auf und dachte überrascht, wie sehr sich doch das Profil der Kuba-Operation in den letzten zwei Monaten verändert hatte. Das, was anfänglich auf dem Zeichenbrett als eine Reihe von kleinen Guerilla-Aktionen geplant gewesen war, die Castro zur panischen Flucht veranlassen sollten, war dank Bissell und seinem aus Führungskräften bestehenden Planungsteam zu einer regelrechten Landung wie im Zweiten Weltkrieg in der Normandie geworden: Siebenhundertfünfzig Guerillas würden an einem Strand unweit der kubanischen Stadt Trinidad an Land gehen, und eine Flotte von B-26-Bombern würde ihnen aus der Luft Deckung geben. Es war nicht Leos Aufgabe, das Für und Wider der Operation abzuwägen, aber er hatte das starke Gefühl, dass JMARC außer Kontrolle geriet. Und er meinte, den Grund zu kennen. Theoretisch war Bissell oberster Chef des gesamten Clandestine Service, des Geheimdienstes der CIA: fünfzig Undercover-Stationen um den ganzen Globus, Hunderte von verdeckten Operationen, von dem Sahnehäubchen ganz zu schweigen – ein Hundert-Millionen-Dollar-Etat zur Finanzierung der Operationen. In der Praxis jedoch überließ er alles seiner rechten Hand, Dick Helms, während er selbst sich auf sein Hauptinteresse konzentrierte, das inzwischen zur Obsession geworden war: den erklärten Marxisten und Machthaber Kubas zu stürzen, Fidel Castro.
     
    Das interne Telefon auf Leos Schreibtisch summte. Bissells Stimme dröhnte aus dem Hörer. »Prima Arbeit, dass Sie diese B-26 auf getrieben haben, Leo.«
    »Da ich Sie gerade am Apparat habe«, sagte Leo. »Da ist etwas, das Sie wissen sollten.«
    »Schießen Sie los.«
    Leo erzählte dem DD/O von dem Gerücht, das Phil Swett aus dem Umfeld von Kennedy zu Ohren gekommen war. »Ich habe mir gerade noch mal meine Notizen durchgesehen«, fügte er hinzu. »Ich habe den Senator darauf hingewiesen, dass das Material streng geheim ist, und ich habe ihn ausdrücklich gebeten, niemandem davon zu erzählen, auch nicht seinen engsten Mitarbeitern.«
    Leo konnte Bissells Achselzucken am anderen Ende fast hören. »Wir können uns nicht wegen jedem Gerücht aufregen, das in Georgetown kursiert –«
    »Dick, vor einigen Wochen hat eine Zeitung in Guatemala einen Artikel über eine schwer bewachte CIA-Basis in Retalhuleu gebracht. Zum Glück hat die amerikanische Presse das nicht aufgegriffen. Aber eines Tages wird es ein Gerücht zu viel geben. Dann zählen die Times oder die Post oder sonst wer einfach zwei und zwei zusammen und …«
    »Ich treffe Kennedy heute Abend auf einer Dinnerparty in Georgetown«, sagte Bissell. »Wenn ich ihn einen Moment allein erwische, werde ich das Thema zur Sprache bringen.«
    Für Leo hörte Bissell sich halbherzig an. Dulles würde sich bald zur Ruhe setzen, und Bissell machte sich Hoffnungen, Dulles’ Nachfolge anzutreten. Offensichtlich wollte er dem Präsidentschaftskandidaten der Demokraten nicht auf die Füße treten. Man konnte nie wissen – vielleicht, nur vielleicht, würde sich der erste katholische Präsidentschaftskandidat der amerikanischen Geschichte ja doch irgendwie durchsetzen und die Wahl gewinnen.
     
    Vier Stunden nach dem Start von dem geheimen CIA-Flugplatz Opa-Locka bei Miami erwachte Jack McAuliffe im Rumpf der C-54 und fühlte sich schrecklich luftkrank. Der Motorenlärm dröhnte ihm im Kopf. Der Chef der Crew, ein Kubaner, der wegen seines stattlichen Bierbauches den Spitznamen Barrigón bekommen hatte, brachte ihm ein Glas Whiskey, in den er mit dem kleinen Finger Dramaminpulver einrührte. »Wenn Sie kotzen müssen, kotzen Sie in den Kotzbeutel«, schrie er über den Lärm hinweg. Jack war der einzige Passagier auf dem wöchentlichen Postflug nach Guatemala. Barrigón grinste von einem Ohr zum anderen, während Jack das Gebräu hinunterschluckte.
    »Wissen Sie was? Ohne den Krach wär’s schlimmer!«, rief der Kubaner.
    Jack schauderte. »Wie um alles in der Welt könnte es denn ohne den Krach noch schlimmer sein?«, rief er zurück.
    »Ohne Krach, keine Motoren«, erklärte der Kubaner. »Und ohne Motoren würde es im freien Fall nach unten gehen.« Mit diesen Worten watschelte er zurück Richtung Cockpit.
    Jack war alles andere als begeistert gewesen, dass er Washington schon so kurz nach der Geburt

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