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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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schüttelte beunruhigt den Kopf. »Das ist nicht der offizielle Text, Roberto. Das ist die offizielle Politik. So läuft das Spiel. Wir helfen euch heimlich, aber nicht offen.«
    »Ja ja, schon klar, Jack.«
    »Verflucht, ich hoffe bei Gott, du musst nicht erst auf die harte Tour erkennen, dass ich Recht habe.«

 
    2 New York,
Dienstag, 22. November 1960

    W
    ir kennen diesen Jack Kennedy, okay. Wir kennen auch seinen Vater Joe, okay«, sagte Johnny Rosselli. »Aber wir kennen nicht –« Rosselli wandte bedächtig den Kopf und starrte durch seine Sonnenbrille zu Silvan II hin über, der vor dem kleinen Park am Kühler des schmutzig o rangen Chevrolet lehnte, der dem Zauberer zur Verfügung gestellt worden war. Silvan II hatte das Gesicht in die Sonne gereckt und die Augen geschlossen.
     
    »Was haben Sie gesagt, wie der heißt?«
    »Ich habe nichts gesagt«, antwortete Harvey Torriti. »Er heißt Silvan II.«
    »Klingt nicht sehr amerikanisch.«
    »Er ist Rumäne.«
    Der Zauberer fragte sich, ob Rosseliis Interesse rein professioneller Natur war, nach dem Motto: Ein Killer zollt dem anderen Respekt oder so. Rosselli, groß, grau meliertes Haar, makellos gekleidet, sah aus wie ein Leichenbestatter Marke Hollywood. Er hatte seine Laufbahn in der Cosa Nostra unter Al Capone in Chicago begonnen und war seitdem in mehr als ein Dutzend Morde verwickelt gewesen. Torriti brachte das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema. »Sie sprachen gerade von Jack Kennedy, dass Sie ihn kennen –«
    »Ich wollte sagen, Jack ist in Ordnung. Wen wir nicht kennen, das ist sein kleiner Bruder. Wer ist denn dieser Bobby Kennedy? Was geht in seinem Kopf vor, dass er überall rumrennt und das Maul aufreißt, wie er das organisierte Verbrechen bekämpfen will? Vielleicht sind die Iren neidisch auf die Italiener, vielleicht geht’s darum.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Torriti. »Dabei geht’s um Politik.«
    Rosselli schüttelte den Kopf. »Von Politik versteh ich nix.«
    »Meiner Meinung nach«, sagte der Zauberer, »ist die Politik die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.«
    »Ach was!«
    Der Zauberer ließ den Blick durch den Park schweifen. Bis auf die fünf Gorillas von Rosselli, die sich auf die Bänke verteilt hatten, war kein Mensch zu sehen, und das war seltsam. Es war Mittagszeit. Die Sonne schien. Um diese Zeit spielten normalerweise Sizilianisch sprechende alte Männer auf den Parkwegen Boccia. Rosselli hatte also den Park für die Öffentlichkeit gesperrt. Einer von den Gorillas beugte sich vor, um den Tauben, die um seine Schuhe herumtrippelten, Brotkrumen zuzuwerfen. Unter dem karierten Sportjackett war der Ledergurt eines Schulterhalfters zu sehen; aus irgendeinem unerfindlichen Grund erinnerte das Torriti an die Male, wenn er einen Blick auf Miss Sipps Hüftgürtel erhascht hatte.
    »Vor der Revolution«, sagte der Zauberer jetzt, »waren Sie Chef im Sanssouci-Casino in Havanna.«
    »Nette Stadt, dieses Havanna. Nette Menschen, diese Kubaner. Das war alles zu Ende, als Castro von der Sierra Maestras runterkam.« Ohne seinen Tonfall oder die Mimik zu verändern, fügte Rosselli hinzu: »Castro kenne ich nicht. «
    »Was wissen Sie denn über ihn, abgesehen davon, dass er die Casinos geschlossen hat?«
    Das Sonnenlicht glänzte auf Rosseliis manikürten Fingernägeln. »Ich weiß nicht, was in den Kommunisten vor sich geht. Keine Ahnung, was die gegen freies Unternehmertum haben. Für uns Italiener hat sich das bisher immer ausgezahlt.«
    Torriti glaubte zu wissen, was Rosselli mit freiem Unternehmertum meinte. Nach seiner Zeit in Chicago hatte der Italiener die Mafia in Hollywood vertreten. Inzwischen hatte er die Konzession für den Eisverkauf auf dem Strip in Las Vegas. Den Krokodillederschuhen, der Platinuhr und dem Brillantring an seinem kleinen Finger nach zu urteilen, musste er Eis in rauen Mengen verkaufen.
    »Ich vertrete einen Knaben, der einige Wall-Street-Leute mit Nickelbeteiligungen und Grundbesitz in Kuba vertritt«, sagte Torriti. »Meine Mandanten sähen es gerne, wenn das freie Unternehmertum auf der Insel wieder zu seinem Recht käme.«
    Rosselli beobachtete ihn, die Spur eines Lächelns auf den Lippen. Es war klar, dass er Torriti kein Wort abnahm. »Damit das passiert, müsste Castro verschwinden«, sagte er.
    »Sie haben Kontakte nach Kuba. Sie könnten doch bestimmt jemanden auftreiben, der ihn verschwinden lässt.«
    »Sie wollen, dass wir Castro umlegen!«
    »Es wäre eine schöne

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