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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Kellner, und sie bestellten.
    Macy beugte sich über den Tisch und flüsterte: »Ist das da drüben nicht euer Haus-Paranoiker?«
    Der Zauberer spähte über den Rand seiner Brille. Tatsächlich, James Angleton residierte an seinem Stammtisch, den Rücken zum Restaurant, eine Zigarette in der einen, einen Drink in der anderen Hand, im angeregten Gespräch mit zwei Männern, die Torriti nicht kannte. Während er sprach, behielt Angleton mit Hilfe des großen Spiegels ihm gegenüber den Saal im Auge. Er sah, dass Torriti herüberschaute, und nickte ihm zu. Der Zauberer hob als Antwort leicht das Kinn.
    »Allerdings, das ist Angleton«, sagte er.
    »Klingt nicht so, als ob ihr euch sonderlich mögen würdet.«
    »Der ruiniert die Company mit seinen verdammten Verdächtigungen. Eine Menge guter Leute werden nicht befördert, weil sie auf Angletons Liste als mögliche Maulwürfe stehen, und dann sagen sie irgendwann ›Ihr könnt mich mal‹ und gehen in die Privatwirtschaft, wo sie doppelt so viel verdienen und ihnen kein Angleton auf der Pelle hockt. Glaub mir, Martin, so kann man keinen Geheimdienst führen.«
    Eine Weile waren beide mit ihrem Cassoulet beschäftigt, das derweil serviert worden war. Dann hob Macy den Blick. »Welchem Umstand habe ich dieses Mittagessen zu verdanken, Harvey?«
    »Meinst du, du könntest noch einen Beraterjob in deinen Zeitplan einbauen?«
    Macy merkte auf. »Für dich?«
    »Mein Geld ist ja wohl genau so viel wert wie das von Bobby Kennedy oder?« Torriti nahm einen Stift, kritzelte ein Dollarzeichen und eine Zahl auf die Innenseite eines Streichholzbriefchens und schob es über den Tisch.
    Macy pfiff durch die Zähne. »Der Ruhestand sieht von Minute zu Minute rosiger aus.«
    »Ich würde dich für jedes Gespräch bezahlen. Bar. Keine Rechnungen, keine Quittungen.«
    »Du hättest mich auch kostenlos ausfragen können, Harvey.«
    »Das weiß ich doch.« Der Zauberer kratzte sich verlegen die Stirn. »Du bist ein alter Freund, Martin.«
    Macy nickte. »Danke.«
    »Es ist mir ein Vergnügen. Sagt dir der Name Mooney irgendwas?«
    Macy kniff die Augen zusammen. »Du hast doch nicht etwa wieder mit der Mafia zu tun?«
    Der Zauberer schnaubte: »Ich hatte ein Gespräch mit einem Typen namens Rosselli in einem Park in Brooklyn. Er organisiert für mich ein Treffen mit einem Typen namens Mooney.«
    »Vergiss deine Waffe nicht«, riet Macy. »Nimm Leute mit, die dir Deckung geben. Mooney nennt sich auch Sam Flood, aber sein richtiger Name ist Sal ›Mo-Mo‹ Giancana – er ist der Cosa-Nostra -Boss in Chicago, von dem ich eben sprach, der sich diese Exner mit Jack Kennedy teilt.«
    »Wie sagt man so schön in Hollywood: Die Spannung steigt!«
    Macy, ein ehemaliger FBI-Experte für die Cosa Nostra, lehnte sich zurück, schloss die Augen und leierte aus dem Gedächtnis herunter: »Giancana, Salvatore, geboren 1908. Er ist ein völlig gewissenloser Cosa-Nostra -Killer, der auf seinem Weg nach oben Dutzende ermordet hat. Schließlich hat er es zum Paten der Chicagoer Cosa Nostra gebracht. Man sagt, dass er sechs Wahlbezirke in der Tasche hat. In den Fünfzigerjahren hat er mit von der Mafia kontrollierten Casinos in Havanna und Las Vegas Millionen gemacht. Wenn er nicht in Chicago ist, zieht er mit Sinatra herum, und dabei hat er auch Judy Exner kennen gelernt.«
    Die kleinen Augen des Zauberers glühten vor Interesse.
    »Da ist noch was«, sagte Macy. »Wir hören Giancana schon seit Jahren ab – seine Telefone, sein Haus, seine Hotelzimmer, wenn er unterwegs ist, unter anderem auch einen Laden namens Armory Lounge, wo er herumlungert, wenn er sich in Chicago aufhält. Wir haben Unmengen von Bändern. Und die sind das eigentliche Druckmittel, das Hoover gegen Kennedy in der Hand hat. Nicht die Frauen – selbst wenn das durchsickern würde, es würde doch keiner drucken. Es sind die Giancana-Bänder.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Wir haben Joe Kennedy auf Band, wie er Mooney bittet, die Stimmen für die Wahl seines Jungen zusammenzukriegen. Joe besitzt den Großmarkt in Chicago; er ist ein Mann, auf den die Leute hören, sogar Leute wie Giancana. Mooneys Gorillas sind in die Wahlbezirke gegangen. Jack Kennedy hat Illinois mit einem Vorsprung von rund neuntausend Stimmen gewonnen. Die gesamte Wahl hat er mit einem Vorsprung von hundertdreizehntausend Stimmen von neunundsechzig Millionen gewonnen. Es war kein Zufall, dass die Staaten, wo die Cosa Nostra das Sagen hat – Illinois, Missouri und

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