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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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kein Schwanz entkommen würde, bei den vielen Gorillas, die Castro ständig im Schlepptau hat. Dafür würden wir niemanden finden.«
    »Und was schlagen Sie vor, Mooney?«
    Giancana zog nachdenklich an seiner Zigarre, dann nahm er sie aus dem Mund und betrachtete sie prüfend. »Ich schlage Gift vor. Nur mal angenommen, Sie würden mir ’nen kleinen Giftvorrat liefern. Castro trinkt gerne Milchshakes …«
    Rosselli erklärte Torriti: »Mooney ist ein ernsthafter Mensch. Er hat sehr ernsthaft über Ihr Problem nachgedacht.«
    »Ich bin tief beeindruckt«, sagte der Zauberer.
    »Wie schon gesagt, er steht auf Milchshakes. Schokoladenmilchshakes, wenn ihr’s genau wissen wollt. Er holt sie sich immer im Café vom Hotel Libre. Zu meiner Zeit war das noch das Havanna Hilton. Er will immer für seine Milchshakes bezahlen, aber die nehmen kein Geld von ihm. Manchmal geht er auch in so ein brasilianisches Fresslokal – ein kleiner Laden am Hafen von Cojímar, wo dieser Hemingway vor der Scheißrevolution immer rumgelungert ist. Castro geht da oft mit seiner Freundin hin, irgend so ’ne abgemagerte Braut, heißt Celia Sánchez, oder mit diesem Argentinier, wie heißt der Scheißkerl noch mal?«
    »Che Guevara«, sagte Torriti.
    »Genau. Wenn einer ein schnelles Boot hätte, könnte er Castros Milchshake im Hotel oder sein Essen bei dem Brasilianer mit ’ner kleinen Prise würzen und dann übers Meer verduften.«
    Giancana schob sich vom Hocker und knöpfte sein Sportjackett zu. »Ich würde sagen, wir treffen uns Mitte Januar noch mal. Wenn Sie mich brauchen, weiß unser Johnny hier, wo er mich finden kann. Ich hör mich mal in Havanna um und seh, was sich machen lässt. Sie hören sich mal auf der Wall Street um« – Rosselli grinste viel sagend, und Giancana kicherte – »und erkundigen sich, ob Ihre Freunde ein brauchbares Gift besorgen können. Es muss leicht zu verstecken sein und harmlos aussehen, wie ein normales Alka-Seltzer oder so. Es muss schnell wirken, bevor sie ihn zum Magenauspumpen in irgendein Krankenhaus schaffen können.«
    »Ich sehe, ich habe für mein kleines Problem den richtigen Ansprechpartner gefunden«, sagte Torriti.
    »Und ob«, sagte Rosselli. »Mooney baut keinen Scheiß.«
    »Ich baue niemals Scheiß«, pflichtete Giancana ihm bei.

 
    3 Palm Beach,
Dienstag, 10. Januar 1961

    E
    i n ganzer Schwarm von Secret-Service-Agenten, mit dunklen Sonnenbrillen und auffälligen Pins am Revers, stürzte sich auf die Besucher, als sie den Kiesweg heraufkamen.
    »Wären die Gentlemen bitte so freundlich, sich auszuweisen«, sagte der Anführer der Truppe.
    Allen Dulles, der wegen einer Gichtattacke stark humpelte, schien sich beleidigt zu fühlen, weil man ihn nicht erkannt hatte. »Ich bin der Leiter der CIA«, sagte er eingeschnappt. »Die Gentlemen und ich haben eine Besprechung mit dem zukünftigen Präsidenten.«
    »Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie sich ausweisen würden«, beharrte sein Gegenüber.
    Dulles, Dick Bissell, Leo Kritzky und der Zauberer zogen ihre Ausweise hervor. Der Mann nahm sie entgegen, studierte jedes Foto und verglich es mit dem jeweiligen Besitzer. »Sind Sie bewaffnet?«, wollte er wissen.
    Dulles stöhnte auf. »Jesus heiliger Christ, ich hab seit dem Krieg keine Waffe mehr getragen.«
    Bissell und Leo Kritzky verneinten kopfschüttelnd. Torriti zog ein wenig verlegen seinen Revolver mit dem Perlmuttgriff hervor und überreichte ihn einem der Agenten, der ihn in eine Papiertüte steckte. Bissell hüstelte diskret. »Ach ja, hätte ich fast vergessen«, sagte Torriti. Er nestelte die kleine Pistole aus dem Halfter am Fußknöchel und übergab sie ebenfalls dem verdutzten Agenten.
    Am Ende des Kieswegs hakte ein junger Mann ihre Namen auf einem Klemmbrett ab und führte sie dann durch die luxuriöse Villa von Joseph Kennedy, durch einen penibel gepflegten Garten zu einem Pavillon im hinteren Teil des Anwesens. Jenseits einer Hecke ertönten Frauenlachen und die Geräusche von Menschen, die in einem Swimmingpool planschen. Als sie an einer Lücke in der Hecke vorbeikamen, sah Leo ganz kurz eine schlanke, sonnengebräunte junge Frau, die sich, nur mit einem Bikinihöschen bekleidet, sonnte. Weiter vorne erblickte er Jack Kennedy in einem Schaukelstuhl.
    Bissell, der hinter Leo ging, murmelte: »Wollen wir wetten, das Erste, was er sagt, hat was mit der New York Times zu tun?«
    »Das hätte ich Ihnen auch sagen können.«
    Kennedy stand auf, um Dulles zu begrüßen.

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