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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Nevada –, alle auf Kennedys Seite waren.«
    »Die Mafia arbeitet nicht umsonst. Es muss eine Gegenleistung gegeben haben.«
    »Papa Kennedy hat Giancana versprochen, wenn sein Sohn Präsident wird, macht der Bobby zum Justizminister. Hoover ist dem Justizminister unterstellt, zumindest auf dem Papier. Joe hat angedeutet, dass Bobby der Chicagoer Cosa Nostra das Leben leichter machen würde.« Macy griff nach der Flasche Sancerre im Weinkühler, füllte ihre Gläser nach und trank einen Schluck. »Hoover hat noch andere Bänder. Letztes Jahr im August, ein paar Wochen bevor er die Nominierung in Los Angeles gewann, war Jack vierundzwanzig Stunden lang aus dem Hotel Carlyle in Manhattan verschwunden. Seine Secret-Service-Leute sind fast wahnsinnig geworden. Zufällig kriegten wir ihn auf Band – er war in Judy Exners Hotelsuite, und es wurde wie üblich rumgevögelt. Zwischendurch sagte Jack zu Judy, sollte er bei der Wahl nicht gewinnen, würde er sich wahrscheinlich von Jackie trennen. Und dann klopfte ein Türsteher und kündigte einen Besucher namens Flood an.«
    »Kennedy hat sich mit Giancana getroffen!«
    Macy nickte. »Es war alles ganz harmlos. Judy hat sich zurückgezogen, und Jack hat die Tür aufgemacht. Die beiden Männer haben sich ein Weilchen im Wohnzimmer unterhalten. Zum Beispiel übers Wetter und über Floyd Pattersons K.-o.-Sieg über Johansson in der fünften Runde. Flood hatte nämlich Plätze direkt am Ring. Jack hat gesagt, er hätte von seinem Vater gehört, dass Sal –«
    »Die haben sich mit Vornamen angeredet?«
    Macy nickte. »Sal, Jack – Jack, Sal, aber sicher. Jack hat gesagt, er hätte gehört, dass Sal in Chicago für die nötigen Stimmen sorgen würde, und hat sich für seine Hilfe bedankt. Judy ist zurückgekommen und hat ihnen Drinks gemacht. Als Mr. Flood sich dann verabschieden wollte, wurde von einer Tasche in einem Schrank geredet – Judy wurde gebeten, sie zu holen und Sal zu geben.«
    »Was war drin?«
    »Das kannst du dir doch denken, Geld vermutlich. Um die Leute zu bezahlen, die in Giancanas sechs Wahlbezirken die Mühe auf sich genommen haben, früh und oft zu wählen.«
    Der Zauberer sah kurz in Angletons Richtung. Der Spionageabwehrchef hatte sich vom Spiegel abgewendet, um mit jemandem zu sprechen, der gerade an seinem Tisch vorbeikam. Torriti holte einen Umschlag heraus und schob ihn über den Tisch zu Macy, der ihn rasch einsteckte.
    »Sei auf der Hut«, sagte Macy. »Rosselli, Giancana – mit den Burschen ist nicht zu spaßen.«
     
    »Das Ganze wird allmählich zur reinsten Schlangengrube«, raunzte der Zauberer. »Ich glaube, wir sind auf dem falschen Dampfer – vielleicht sollten wir uns überlegen, die Sache anderweitig erledigen zu lassen.«
    Hinter seinem Schreibtisch begann Dick Bissell wieder, eine Büroklammer zu deformieren. »Wo haben Sie diese Informationen her, Harvey?«
    »Ich hab mich mit einem alten Kumpel aus Hoovers Laden unterhalten. Hören Sie, Dick, Johnny Rosselli war nur allzu hilfsbereit. Ich soll mich morgen Nachmittag mit Mooney in Miami treffen. Der wird dasselbe Verschen aufsagen. Die Kerle haben nichts zu verlieren. Wenn sie uns helfen, Castro umzulegen – ob es ihnen gelingt oder nicht, ob sie es wirklich versuchen oder nicht –, verschafft ihnen das Schutz vor Strafverfolgung. Bobby wird nämlich nicht zulassen, dass irgendein Bundesstaatsanwalt sie in den Zeugenstand ruft und sie beeiden lässt, dass sie die Wahrheit sagen, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, weil er Angst hat, dass sie genau das tun könnten –«
    »Andererseits«, sagte Bissell, »hat die Company in Kuba keine andere Wahl. Fast alle unsere Agenten sind aufgeflogen. Diese Burschen haben Kontakte nach Havanna. Und sie haben einen Grund, uns zu helfen – wenn Castro aus dem Weg geschafft ist, können sie nämlich wieder ihr Casino-Geschäft ankurbeln. Ich weiß, dass es ein gewagtes Spiel ist, Harvey. Aber es ist einen Versuch wert. Vielleicht erledigen sie den Job ja wirklich, und wenn auch nur, um gegenüber dem Justizministerium mehr in der Hand zu haben, falls es ihnen gelingt, Castro umzulegen. Und ohne Castro wäre der Weg der Brigade von den Landungsstränden nach Havanna das reinste Kinderspiel.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »In meiner Position muss ich die Alternativen gegeneinander abwägen. Unterm Strich betrachtet, sind zwei Ganoven, die ungeschoren davonkommen, ein niedriger Einsatz für die Ausschaltung

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