Die Company
Standorten für tote Briefkästen, zwischen Vorder- und Rückseite der Karten; ein Schachbrett, das sich mit einer Büroklammer öffnen ließ und eine Microdot-Kamera und einen Vorrat an Filmen barg; eine Dose Rasierschaum mit einem Hohlraum für die belichteten Filme, die SASHA liefern würde; und zwölftausend Dollar in kleinen Scheinen.
Um Mitternacht wählte Eugene von einer Telefonzelle aus eine bestimmte Nummer.
»Gene, bist du das?«, fragte die Frau. Wie üblich sprach sie mit starkem osteuropäischen Akzent. »Ich habe in der Washington Post eine Anzeige aufgegeben und einen 1923er Duesenberg zum Verkauf angeboten, silberfarben, in einwandfreiem Zustand. Davon wurden in dem Jahr bloß hundertvierzig verkauft.«
»Verstehe«, sagte Eugene. Starik hatte SASHA verständigt, dass Eugene Dodgson verschwunden war und Gene Lutwidge seinen Platz eingenommen hatte. Durch dieses rätselhafte Inserat wurde automatisch eine Reihe von neuen toten Briefkästen aktiviert.
»Es haben sich neun Interessenten gemeldet«, fuhr die Frau fort. »Einer von ihnen hat mir angeboten, den Duesenberg gegen einen schwarzen, viertürigen Packard von 1913 einzutauschen, der allerdings reparaturbedürftig sei.«
»Was haben Sie ihm gesagt?«
Die Frau am anderen Ende seufzte. »Ich habe gesagt, ich würde es mir überlegen. Der Anrufer hat gemeint, er würde sich in zwei Tagen wieder melden. Der vereinbarte Zeitpunkt war heute Abend um sieben, aber er hat nicht angerufen.«
Eugene sagte: »Ich hoffe, Sie finden einen Käufer für Ihren Duesenberg.« Dann fügte er hinzu: »Auf Wiedersehen und viel Glück.«
Die Frau sagte: »Oh, ich muss dir Glück wünschen, du lieber Junge.« Dann legte sie auf.
Zu Hause schlug Eugene in der neuen Liste mit toten Briefkästen nach. Ein schwarzer, viertüriger, reparaturbedürftiger Packard von 1913 – das war das Codesignal dafür, dass SASHA vier belichtete Mikrofilmrollen in einem ausgehöhlten Ziegelstein hinter der Statue von James Buchanan im Meridian Hill Park hinterlegen würde.
Hundemüde stellte Eugene den Radiowecker auf sechs Uhr und legte sich ins Bett. Er wollte bei Tagesanbruch im Park sein. Er schaltete das Licht aus und starrte in die Dunkelheit.
Eugene Dodgson war vom Erdboden verschwunden. Gene Lutwidge, ein Absolvent des Brooklyn Graduate College, der in Brooklyn, in der Gegend von Crown Heights, aufgewachsen war und sich als Verfasser von Kurzgeschichten über Wasser hielt, hatte seinen Platz eingenommen und war nun einsatzbereit.
Der große, schlanke Russe mit dünnem grauem Bart trat gebückt durch die Tür der Iljuschin-14 nach draußen und blieb geblendet vom strahlenden kubanischen Sonnenlicht stehen. Ein dünner Metallaktenkoffer war mit einer Stahlkette an seinem linken Handgelenk befestigt. Als er die Gangway hinunterging, erblickte er in der Nähe des Flugzeugs einen glänzenden schwarzen Chrysler, an dessen Tür eine vertraute Gestalt lehnte. Als er darauf zuging, wollten ihn zwei kubanische Polizisten aufhalten, doch der Mann am Wagen bellte etwas auf Spanisch, und sofort wichen die beiden zurück. Der Kubaner trat vor und umarmte den Russen verlegen, dann zog er ihn am Arm zu der Limousine und bugsierte ihn auf den Rücksitz. Ein Leibwächter sprach kurz in ein Walkie-Talkie und setzte sich dann neben den Fahrer. Ein kubanischer Übersetzer schob sich auf einen Klappsitz gegenüber dem Russen und seinem kubanischen Gastgeber, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
Während der Fahrt zu der Villa in Nuevo Vedado am Rande von Havanna, nur zwei Häuser von Point One entfernt, Castros militärischem Nervenzentrum, plauderten der kubanische Sicherheitschef Manuel Piñeiro und Starik angeregt miteinander. Doch erst als die beiden Männer und der junge Übersetzer allein in dem abhörsicheren Raum in Piñeiros Villa waren, kamen sie zur Sache.
»Ich bin hier, um Sie vor einer großen Gefahr zu warnen, die der kubanischen Revolution droht«, erklärte Starik. Mit einem kleinen Schlüssel schloss er die Handfessel auf, öffnete den Aktenkoffer und nahm vier Umschläge heraus. Er machte den ersten auf, beäugte dann den Übersetzer und runzelte unsicher die Stirn. Piñeiro lachte und sagte auf Englisch: »Der Junge ist mein Neffe. Sie können ohne weiteres in seinem Beisein sprechen.«
Starik taxierte den Übersetzer, dann nickte er und wandte sich wieder Piñeiro zu. »Die Informationen, die wir gesammelt haben, sind zu wichtig und zu geheim, um sie über die
Weitere Kostenlose Bücher