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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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damit die CIA sie nicht mit Aufklärungsflugzeugen entdeckt und durchschaut, dass ihre Pläne euch bekannt sind.«
    »Auf so etwas versteht Fidel sich meisterhaft«, sagte Piñeiro. »Die Söldner werden am Strand in der Falle sitzen und von Artillerie- und Panzerbeschuss aufgerieben werden.«
    »Falls die amerikanische Marine nicht eingreift.«
    »Haben Sie Informationen, dass sie das tun wird?«
    »Ich habe Informationen, dass sie das nicht tun wird. Die Amerikaner werden den Flugzeugträger Essex und Zerstörer vor der kubanischen Küste haben, und dann sind da natürlich noch die Luftwaffenstützpunkte auf Key West, fünfzehn Minuten Flugzeit von Kuba entfernt. Der junge Kennedy hat die CIA ausdrücklich gewarnt, dass er amerikanische Streitkräfte unter keinen Umständen offen zum Einsatz kommen lassen wird. Aber die CIA-Leute sind überzeugt, dass der Präsident es sich anders überlegen wird, sollte sich abzeichnen, dass die kubanische Brigade vernichtend geschlagen wird.«
    »Was denken Sie?«
    »Der junge Präsident wird von CIA und Militär enorm unter Druck gesetzt werden, falls ein Desaster droht. Aber ich habe das Gefühl, rein instinktiv, dass er sich diesem Druck widersetzen wird; er wird die Verluste abschreiben und sich dem nächsten Abenteuer zuwenden.«
    Sie sprachen über diverse, den Russen bekannte Einzelheiten der CIA-Operation: die Waffen und Munition, über die die kubanischen Invasoren verfügen würden, die Kommunikationskanäle, über die sie vom Strand aus mit der amerikanischen Flottille Kontakt halten würden, die Zusammensetzung der kubanischen Exilregierung, die zum Landekopf geflogen würde, falls und sobald die Invasion gelungen war. Piñeiro wollte wissen, wie die Sowjetunion reagieren würde, falls der amerikanische Präsident dem Druck nachgab und offen amerikanische Schiffe und Bomber einsetzte. Starik erklärte seinem kubanischen Kollegen, dass er persönlich Nikita Chruschtschow über die von der CIA geplante Invasion auf Kuba unterrichtet hatte. Sie hatten nicht näher erörtert, wie die Antwort der sowjetischen Seite im Falle einer offenen – statt einer geheimen – amerikanischen Aggression aussehen würde; das musste Fidel Castro mit Chruschtschow entweder direkt oder über diplomatische Kanäle klären. Entscheidend war, dass jeder Gedankenaustausch zwischen den beiden Seiten ausschließlich brieflich erfolgen durfte und die Korrespondenz von Diplomaten per Hand zugestellt wurde, damit die amerikanischen Code-Knacker nicht erfuhren, dass die CIA-Pläne durchgesickert waren. Auf Drängen seines Gesprächspartners äußerte Starik seine persönliche Meinung: Im Falle einer offenen amerikanischen Invasion wäre die sowjetische Seite gut beraten, ebenfalls mit einer Invasion zu drohen, zum Beispiel in Berlin. Dann würde dem amerikanischen Präsidenten klar, welche Risiken er heraufbeschwor.
    Piñeiro deutete mit dem Kinn auf Stariks Umschläge. »Da ist ein Umschlag, den Sie noch nicht geöffnet haben«, sagte er.
    Starik sah Piñeiro direkt in die Augen. »Unmittelbar in Zusammenhang mit der Invasion plant die CIA, Castro ermorden zu lassen.«
    Der junge Übersetzer zuckte zusammen, und Piñeiros hohe Stirn legte sich in Falten. Starik zog ein einzelnes Blatt aus dem vierten Umschlag und las laut davon ab. Die CIA hatte den langjährigen Leiter ihrer Berliner Basis, Torriti, nach Hause zurückbeordert. Der Mann war sizilianischer Abstammung und hatte während des Krieges gute Kontakte zur Mafia gehabt. Er hatte den Auftrag erhalten, eine Art Unterabteilung ins Leben zu rufen, die unliebsame ausländische Spitzenpolitiker ausschalten sollte. Castro stand ganz oben auf seiner Liste. Torriti hatte sich umgehend mit dem Boss der Chicagoer Cosa Nostra, Salvatore Giancana, in Verbindung gesetzt. Der wiederum hatte einen Kubaner auf der Insel engagieren können, Castro zu vergiften. »Giancana hat den Namen des Killers nicht genannt. Wir wissen nur, dass er irgendwann im nächsten Monat ein Fläschchen Aspirin erhält, in dem drei Tabletten ein tödliches Gift enthalten«, sagte Starik.
    Piñeiro wollte wissen, wie die Giftpillen von den anderen zu unterscheiden seien, und Starik musste zugeben, dass er diese wichtige Frage nicht beantworten könne. Piñeiro machte sich fieberhaft Notizen und fragte, ob noch weitere Einzelheiten, seien sie noch so klein, bekannt seien. Der Russe warf wieder einen Blick auf sein Blatt Papier. Da gebe es tatsächlich noch ein Detail, sagte Starik.

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