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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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gewesen, und im Laufe der Jahre hatte er sich an sie gewöhnt. Vermutlich würde sie wegen Beihilfe zur Spionage im Gefängnis landen. Eugene zuckte im dunklen Kinosaal die Achseln. Die einfachen Frontsoldaten wie Max und Bernice waren nun mal das Kanonenfutter des Kalten Krieges.
    Nach dem Film wartete Eugene, bis sich das Kino geleert hatte, bevor er durch einen Notausgang hinaus auf die rückwärtige Gasse schlüpfte. Es war bereits dunkel. Dicke Schneeflocken dämpften den Verkehrslärm von der Straße. Eugene ging vorsichtig durch die düstere Gasse, bis er zu dem großen Müllcontainer hinter dem Chinarestaurant kam. Er wuchtete ihn zur Seite und fuhr mit der Hand über die Mauer. Schließlich ertastete er den lockeren Ziegelstein und zog ihn heraus. In der Höhlung dahinter befand sich ein Metallkästchen, das er vor fast zehn Jahren dort deponiert hatte. Jahr für Jahr hatte er nachgesehen, ob es noch an Ort und Stelle war, und die Dokumente und Ausweise auf den neusten Stand gebracht.
    Er nahm ein Päckchen heraus – ein Pass auf den Namen Gene Lutwidge mit etlichen Visumsstempeln versehen, eine Sozialversicherungskarte, ein im Staat New York ausgestellter Führerschein, eine Wähler-Registrierungskarte. Eugene fiel ein Stein vom Herzen; er schlüpfte in seine neue Haut und war vorläufig in Sicherheit.
     
    Der Telefonanruf in der sowjetischen Botschaft erfolgte gemäß einem genau einstudierten Text. Eugene bat darum, den Kulturattaché zu sprechen, und wusste, dass er mit dessen Sekretärin verbunden werden würde, die zufällig auch die Ehefrau des Attachés war, des dritthöchsten KGB-Offiziers an der Botschaft.
    »Bitte nennen Sie den Grund für Ihren Anruf«, leierte sie ausdruckslos wie eine Bandansage herunter.
    »Der Grund für meinen Anruf ist folgender: Sagen Sie dem Attaché« -jetzt brüllte Eugene in den Hörer, wobei er genau auf die Reihenfolge achtete – »ich scheiß auf Chruschtschow, ich scheiß auf Lenin, ich scheiß auf den Kommunismus.« Dann legte er auf.
    Er wusste, die Ehefrau des Kulturattachés würde umgehend dem Residenten Meldung machen. Die beiden würden einen Safe öffnen und Eugenes Botschaft mit den geheimen Codeworten aus Stariks Liste vergleichen. Sie würden sofort Bescheid wissen: Eugene Dodgson war aufgeflogen, seine Chiffriercodes waren der Gegenseite in die Hände gefallen (falls das FBI versuchen würde, sie zu verwenden, würde der KGB wissen, dass die damit verschlüsselten Botschaften nicht von Eugene stammten), Eugene selbst war der Verhaftung entgangen und operierte von nun an unter seiner zweiten Identität.
     
    Exakt einundzwanzig Stunden nach Eugenes Anruf hielt ein Bus der russischen Schule der sowjetischen Botschaft vor den Toren des Zoologischen Gartens in Washington. Die Schüler waren zwischen sieben und siebzehn Jahre alt und wurden von drei russischen Lehrern und drei Erwachsenen aus der Botschaft (darunter auch die Frau des Attachés) beaufsichtigt. Sie schlenderten durch den Zoo, bestaunten die Riesenpandas und Nashörner, beugten sich über das Geländer, um die lustigen Seelöwen beobachten zu können, die in ihrem Becken Kunststückchen machten. Zwei der russischen Teenager trugen Rucksäcke mit Keksen und Saftflaschen für einen Nachmittagssnack; ein dritter hatte eine Umhängetasche von American Airlines dabei. In der Vorhalle des Reptilienhauses verteilte die Frau des Attachés die Erfrischungen an die Kinder. Einige von den Jungen, auch der mit der Umhängetasche, verschwanden auf die Toilette. Als sie Minuten später wieder herauskamen, war die Umhängetasche nicht mehr zu sehen.
    Ihr Verschwinden entging den beiden FBI-Agenten, die den Schulausflug aus der Ferne beobachteten.
    Als die Russen zu dem wartenden Bus zurückkehrten, senkte sich bereits die Dämmerung über Washington. Eugene, der aus der anderen Richtung durchs Reptilienhaus kam, ging auf die Toilette, kam wieder heraus und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung der Schulgruppe.
    Er trug eine Umhängetasche von American Airlines.
    Zurück in dem kleinen Apartment, das er am Stadtrand von Washington gemietet hatte, packte er die Tasche aus. Sie enthielt einen kleinen Radiowecker und Anweisungen, wie er in einen Kurzwellenempfänger umgewandelt werden konnte; eine Antenne, zusammengerollt und in einem Hohlraum auf der Rückseite versteckt; ein Microdot-Lesegerät, verborgen in der Mitte eines funktionierenden Füllfederhalters; ein Kartenspiel mit Chiffren und neuen

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