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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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– er wäre einer der Ersten, die es erfahren würden, er würde unsere Leute verständigen. Der Russe, der es versucht hat, seine Familie« – er fuhr sich mit einem Zeigefinger an der Kehle vorbei – »kaputt.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass SASHA zurzeit nicht in Washington ist?«
    Der Russe nickte grimmig. »Borisow sagt, dass sowohl SASHA als auch seine Kontaktperson nicht in der Stadt sind.«
    Manny fragte leise: »Können Sie SASHA identifizieren?«
    Kukuschkins Fingernägel verstummten. »Ich glaube, nicht einmal der Resident kennt seine Identität, er weiß nur, dass es ihn gibt. Aber jetzt wissen Sie bereits, dass SASHA nicht in Washington ist. Ich kann Ihnen weitere Hinweise geben … Ich kann Ihnen sagen, wann er schon einmal für einige Zeit nicht in Washington war. Ich kann Ihnen den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens sagen, und noch weitere wichtige biografische Details. Wenn ich politisches Asyl für mich und meine Familie bekomme, helfe ich Ihnen, den Kreis der Verdächtigen einzuengen.«
     
    »Sie beide kennen sich?«, sagte DCI Bill Colby, als der legendäre Chef der Gegenspionage James Jesus Angleton seinen gebrechlichen Körper behutsam auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches sinken ließ.
    »Wir sind uns nie begegnet«, murmelte Angleton.
    Jack McAuliffe übernahm die Vorstellung. »Das ist Manny Ebbitt – einer der viel versprechendsten jungen Mitarbeiter in unserer Sowjetabteilung.«
    »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Mr. Angleton«, sagte Manny.
    Angleton sah Manny über den Tisch hinweg an und fixierte ihn mit seinen dunklen Augen. »Sie sind also Elliotts Sohn«, sagte er.
    Ebby, der neben Colby saß, reagierte gereizt. »Allerdings, das ist er.«
    »Jeder hat sein Kreuz zu tragen«, witzelte Jack in der Hoffnung, die Stimmung etwas aufzulockern. Niemand lächelte.
    Angleton unterdrückte ein Kettenraucherhusten und zündete sich eine neue Zigarette an der alten an. »Ich würde gern anfangen«, sagte er ungeduldig. »Ich hab um elf einen Termin.«
    Die Anwesenheit dieser CIA-Legende, die seit über zwanzig Jahren auf der Suche nach einem russischen Maulwurf in der Company war, schüchterte Manny gehörig ein. In der Sowjetabteilung sprach man nahezu ehrfürchtig von Mother. Dann und wann erzählte einer stolz, er habe ihn zufällig im Korridor gesehen, eine müde, graue, gebeugte Gestalt, die im Gebäude umherschlich, die Hände auf dem Rücken und ein geistesabwesendes Schimmern in den Augen. Man munkelte, dass Angleton seinen Zenit überschritten habe, dass seine Tage gezählt seien, dass er nach vier Martinis zum Lunch mit den Telegrammen und Akten, die sich auf seinem Schreibtisch häuften, überfordert sei. Auf den regelmäßigen Dienstbesprechungen der Chefetage schwadronierte Angleton angeblich gern über seine jeweils neueste Theorie. So behauptete er beispielsweise, der chinesisch-sowjetische Bruch und die vermeintliche Unabhängigkeit von Dubcek in der Tschechoslowakei oder von Ceausescu in Rumänien oder von Tito in Jugoslawien seien das schmutzige Werk von KGB-Spezialisten, die mit solchen Falschinformationen dem Westen vorgaukeln wollten, das Sowjetreich sei dem Zusammenbruch nahe. Oder er ließ sich wieder einmal über seine Nemesis Philby aus, der Anfang der Sechzigerjahre nach seiner endgültigen Enttarnung als sowjetischer Spion nach Moskau geflohen war, und vertrat die Überzeugung, sein früherer Freund habe den sowjetischen Geheimdienst gänzlich neu strukturiert; unter Philbys Regie sei der KGB raffinierter geworden, sogar die operativen Mitarbeiter seien nicht mehr mühelos an ihren ausgebeulten Hosen zu erkennen, sondern trügen jetzt maßgeschneiderte Anzüge. Innerhalb der Company wurde scharfe Kritik an Angletons paranoider Jagd auf Maulwürfe laut; er habe der Company mehr geschadet, als es irgendein sowjetischer Maulwurf je gekonnt hätte. Doch Angleton hatte nach wie vor seine Anhänger, obwohl sich ihre Reihen von Jahr zu Jahr immer mehr lichteten. Jeder Geheimdienst brauche in seiner Mitte einen Paranoiker wie Angleton, so ihr Argument, und die Tatsache, dass er in der CIA noch keinen einzigen sowjetischen Maulwurf aufgespürt hatte, bedeutete nicht, dass es keinen gab.
    Colby lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und blickte Manny über seine Brille hinweg an. »Fangen Sie bitte an«, sagte er.
    »Ja, Sir. Ungefähr um neun Uhr zweiunddreißig erhielt ich den Anruf einer Frau namens Ept, Agatha –«
    »Neun Uhr dreißig

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