Die Company
reingehen. Nimm das Gespräch mit dem Russen auf Band auf, wenn er nichts dagegen hat. Ruf mich anschließend sofort an. Ich verständige deinen Vater und die Gegenspionage. Angleton will natürlich informiert werden. Wir treffen uns morgen als Erstes im Büro des DD/O und besprechen, ob wir die Sache weiterverfolgen.«
Agatha Ept wohnte in einem schmucklosen sechsstöckigen Mietshaus, das, wie über der Eingangstür zu lesen war, im Jahre 1946 erbaut worden war. Damals suchten heimkehrende amerikanische Soldaten nach dem Krieg scharenweise in Washington und Umgebung eine Bleibe. Mit seinen hässlichen Feuertreppen, die wie Kletten an den seitlichen Backsteinmauern klebten, hätte man das Gebäude auch für ein Obdachlosenheim halten können, wäre es nicht so auffallend gepflegt gewesen. Gestutzte Hecken säumten den Weg zu einer schweren Glastür, die in eine hell erleuchtete Eingangshalle führte. Fünf von Mannys mit Walkie-Talkies ausgestatteten Sicherheitsleuten hatten sich unauffällig um das Gebäude herum verteilt, und der sechste stand hinter Manny, der jetzt den Klingelknopf neben dem Namen »Ept, A.« drückte.
Fast im selben Moment ertönte eine Frauenstimme aus der Sprechanlage. »Wer ist da?«
»Ich bin derjenige, mit dem Sie vorhin gesprochen haben«, erwiderte Manny.
»Marty?«
Manny erkannte, dass sie ganz schön auf Draht war. »Nicht Marty. Manny.«
»Ich wohne im fünften Stock, zweite Tür rechts, wenn Sie aus dem Fahrstuhl kommen.«
Das Schloss in der Glastür summte, und Manny und sein Begleiter betraten das Haus. Agatha stand an der Wohnungstür, als sie aus dem Fahrstuhl traten, eine große, gertenschlanke Frau mit strahlenden Augen und zarten Gesichtszügen. Als sie nervös lächelte, zeigte sie blendend weiße Zähne. »Wer von Ihnen ist Manny? Und wer verdammt noch mal ist der, der nicht Manny ist?«, wollte sie wissen.
»Ich bin Manny, und er hier ist mein Schutzengel«, erklärte Manny.
»Er kann nicht mit reinkommen«, erwiderte Agatha kategorisch. »Mein Russe hat gesagt, er redet nur mit Ihnen.«
»Ich will mich nur kurz umsehen«, sagte der Sicherheitsmann. »Wenn alles koscher aussieht, warte ich hier draußen.«
»Habe ich eine Wahl?«, fragte Agatha.
Manny verzog das Gesicht.
»Also schön. Aber nur ganz kurz.«
Agatha ließ die beiden Männer herein, schloss die Tür und legte die Kette vor. Der Sicherheitsmann ignorierte den Russen, der von der kleinen Küche aus zusah, öffnete Türen und fuhr mit der Hand unter Tischplatten und Armlehnen entlang. Er verschwand im Schlafzimmer, kam dann wieder heraus und nickte Manny zu. »Ich bin im Treppenhaus, wenn Sie mich brauchen«, sagte er.
Manny trat auf den Russen zu und streckte die Hand aus. »Mein Name ist –«, setzte er an.
Der Russe ergriff die Hand mit festem Händedruck und sagte: »Sie sind Manny von dem Telefongespräch. Ich bin Sergei Semjonowitsch Kukuschkin.«
Manny stellte den Recorder auf einen Couchtisch und wollte den Lederdeckel öffnen. »Was haben Sie mit dem Gerät vor?«, fragte der Russe.
»Ich würde unser Gespräch gerne aufzeichnen.«
Der Russe schüttelte energisch den Kopf; seine langen, recht hellen und ohnehin schon wirren Haare flogen in alle Richtungen. » Njet, njet. Bitte, ich möchte das nicht.«
Manny blickte Agatha an. »Würde es Ihnen was ausmachen?«, fragte er und nickte Richtung Schlafzimmertür.
»Was bleibt mir denn anderes übrig?« Sie lächelte dem Russen aufmunternd zu und verschwand im Schlafzimmer.
Kukuschkin nahm ein Glas von der Küchentheke, das mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt war. »Karottensaft«, sagte er. »Möchten Sie welchen?«
Manny schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehofft, es wäre Whiskey.«
Der Russe sagte unglücklich: »Die Lady ist Vegetarierin.«
Manny bat ihn durch einen Wink, auf der Couch Platz zu nehmen, und setzte sich ihm dann gegenüber in einen Sessel. »Was glauben die KGB-Wachhunde in der sowjetischen Botschaft, wo Sie jetzt sind?«
»Ich habe gesagt, ich gehe ins Kino«, erwiderte der Russe.
»In welchen Film?«
» Frankenstein junior. «
»Wann ist der zu Ende?«
»Halb elf. Mit dem Bus bin ich um elf, Viertel nach elf in der Botschaft.«
Manny sah auf die Uhr. »Dann haben wir vierzig Minuten, wenn wir Sie zu einer Bushaltestelle in der Nähe des Kinos bringen. Wissen Sie, wovon der Film handelt?«
»So ungefähr – ich habe eine Kritik in der Zeitung gelesen.«
Manny musterte den Russen. Er war etwa
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