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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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einzuengen.«
    »Was meint Elliott?«
    »Ebby sagt, die Antwort liegt vermutlich direkt vor unserer Nase, wir müssen bloß das Problem von der richtigen Seite betrachten.«
    »Gut. Bleiben Sie dran. Sonst noch was?«
    »Ja, da ist noch was.« Jack räusperte sich.
    »Raus mit der Sprache, Jack.«
    »Es geht um Leo Kritzky –«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Jim Angleton hat ihn jetzt seit fünf Wochen in der Mangel.«
    Colby sagte kühl: »Ich kann genauso gut zählen wie Sie.«
    »Wenn Angleton mal zu einer Besprechung der Sondereinheit erscheint, was in letzter Zeit selten vorkommt, fragen Ebby und ich ihn, wie das Verhör läuft.«
    »Er erzählt Ihnen wahrscheinlich das Gleiche wie mir«, sagte Colby unbehaglich.
    »Er sagt, so was braucht Zeit. Er sagt, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Er sagt, er ist überzeugt, dass AE/PINNACLE ein echter Überläufer ist, was bedeutet, dass Leo Kritzky SASHA ist.«
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun, Jack?«
    »Setzen Sie ein Zeitlimit für die Vernehmung. Ich möchte nicht wissen, was Angletons Leute mit Leo anstellen. Wenn Sie ihn Angleton lange genug überlassen, gesteht er am Ende alles.«
    Colby holte ein Kuvert aus seiner dicken Aktentasche und warf es vor Jack auf den Schreibtisch. »Jim hat Kritzky einem Lügendetektortest unterzogen.«
    »So was kann man doch nicht mit jemandem machen, der seit fünf Wochen in einer Einzelzelle hockt. Der Mann ist ein Nervenbündel. Da schießt die Detektornadel doch schon durchs Dach, wenn er nur seinen vollständigen Namen nennt.«
    »Hören Sie, Jack, Jim Angleton ist nun mal der Leiter der Gegenspionage. Die Gegenspionage hat die Aufgabe, sowjetische Infiltrationen in der Company aufzuspüren. Angleton glaubt, dass er eine Infiltration aufgespürt hat.«
    »Und stützt sich allein darauf, dass SASHAs Nachname mit K beginnt, dass er Russisch kann, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt außer Landes gewesen ist. Das ist ziemlich dürftig. Obendrein hat sich AE/PINNACLEs Information, es gebe einen Maulwurf im NSA, nicht bewahrheitet. Wenn Letztere nicht stimmt, dann ist es durchaus möglich, dass Erstere auch falsch ist.«
    Colby beäugte Jack über den Tisch hinweg. »Möchten Sie denn, dass sich die Information mit dem Maulwurf im NSA bewahrheitet?«
    Die Frage verblüffte Jack. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wenn Sie den NSA-Maulwurf aufspüren, heißt das, AE/PINNACLE ist echt. Wenn AE/PINNACLE echt ist, dann ist Leo Kritzky SASHA.«
    »Verdammt, Mr. Colby, ich würde meinen rechten Arm dafür hergeben, dass im NSA kein Maulwurf sitzt. Aber wenn doch, dann mache ich den Mistkerl ausfindig. Verlassen Sie sich drauf.«
    »Jack, wenn ich davon nicht überzeugt wäre, säßen Sie jetzt nicht in meinem Büro. Hören Sie, Angletons Verdacht gegen Kritzky stützt sich nicht nur auf die Informationen von AE/PINNACLE. Jim behauptet, er habe in der SASHA-Geschichte ein Muster entdeckt – eine lange Liste mit fehlgeschlagenen Operationen, eine kurze Liste mit geglückten Operationen, die Kritzkys Karriere förderlich waren. Er sagt, er sei Kritzky auch ohne AE/PINNACLEs Informationen auf der Spur gewesen.«
    Jack schob den Becher Kaffee beiseite und beugte sich vor. »Jim Angleton ist auf Gespensterjagd, seit Philby als sowjetischer Agent enttarnt wurde. Er glaubt, die halbe politische Führung in der westlichen Welt besteht aus KGB-Agenten. Er hat die Sowjetabteilung der Company in seiner Jagd nach SASHA dezimiert. Wir wissen ja nicht mal, ob SASHA außerhalb von Angletons Kopf existiert.«
    »Beruhigen Sie sich, Jack. Vielleicht ist AE/PINNACLE ein Falschinformant. Vielleicht hat Leo Kritzky eine weiße Weste. Vielleicht ist SASHA ein Hirngespinst von Angleton. Aber wir können das Risiko nicht eingehen, Jim Angletons Kassandrarufe nicht ernst zu nehmen.« Colby stand auf, Jack ebenfalls. Der Director sagte: »Spüren Sie den Vater des ›Zweiten Mannes‹ auf, Jack. Oder bringen Sie mir Beweise, dass er nicht existiert.«
    Im Korridor zog Jack frustriert die Schultern hoch. »Wie kann man beweisen, dass etwas nicht existiert?«
     
    Die heiser geflüsterten Worte waren kaum hörbar. »Ich habe keine Erinnerung daran.«
    »Dann will ich Ihr Gedächtnis auffrischen. Der russische Journalist wurde in Triest angeworben, auf einem Bauernhof in Österreich ausgebildet, dann nach Moskau zurückgeschickt. Keine ganze Woche später wurde er vor die Metro gestoßen –«
    »Die Moskauer Dienststelle hat gemeldet, er sei

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