Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
Hotel, das für KGB-Offiziere reserviert sei, die sich vorübergehend in Moskau aufhalten.«
    Runzlige Lider sanken über die vorquellenden Augen des Rabbi, während er sein Gedächtnis durchforstete. »Das müsste das Alexejewskaja sein, hinter der Lubjanka auf der Malenkaia-Lubjanka-Straße. Sie haben doch bestimmt Fotos von diesem Klimow-Kukuschkin und seiner Frau und seiner Tochter dabei, habe ich Recht?«
    Jack zog ein Kuvert aus der Brusttasche. »Hier habe ich Kopien von Formularen, die ausländische Diplomaten bei ihrer Ankunft in Washington für das State Department ausfüllen müssen; ich habe noch ein paar Fotos beigelegt, die das FBI mit Tele aufgenommen hat. Wenn Ihre Leute etwas rausfinden, würde ich mich erkenntlich zeigen.«
    Ben Ezra öffnete die Augen und richtete sie gespannt auf seinen Besucher. »Wie erkenntlich?«
    »So viel ich weiß, ist einer der vom Mossad meist gesuchten Nazis Klaus Barbie –«
    Die Stimme des Rabbi nahm einen zornigen Ton an. »Er war während des Krieges Gestapo-Chef in Lyon – Tausende von Juden hat er in die Vernichtungslager deportieren lassen. Der ›Schlächter von Lyon‹, wie er genannt wird, hat nach dem Krieg in Deutschland für die US-Armee gearbeitet. Dann ist er aus Europa geflohen und untergetaucht – wo, wissen wir nicht. Noch nicht.«
    »Ich habe eine Akte in die Hände bekommen … darin ist das lateinamerikanische Land erwähnt, in dem Barbie derzeit leben soll.«
    Der Rabbi stellte seinen Stock auf den Boden und hievte sich hoch. »Sie wären nicht vielleicht zu einer Anzahlung für Dienste bereit, die Ihnen garantiert erwiesen werden?«, fragte er.
    Auch Jack erhob sich. »Barbie ist in Bolivien.«
    Ben Ezra nahm ein Karteikärtchen und einen Kugelschreiber zur Hand und reichte beides Jack. »Schreiben Sie mir bitte eine Telefonnummer auf, unter der ich Sie in Washington erreichen kann, Mr. Jack. Sie hören von mir.«
     
    Irgendwann nach Mitternacht schob eine grauhaarige Usbekin den Putzwagen durch die Doppeltür in die Halle des Hotels Alexejewskaja. Sie leerte die Aschenbecher in einen Plastikeimer und wischte sie mit einem feuchten Tuch aus, rückte die Stühle um die Cocktailtische gerade und polierte die Spiegel an den Wänden. Dann saugte sie die abgetretenen Teppiche in der Halle und schließlich hinter der Rezeption. Um nicht im Weg zu sein, ging der Nachtportier inzwischen wie üblich für eine Zigarettenlänge auf die Toilette. In den paar Minuten, die die Usbekin allein war, ließ sie den Staubsauger laufen, während sie den Holzkasten durchsah, in dem die Post gesammelt wurde, die den bereits abgereisten Hotelgästen nachgeschickt werden sollte. Im Nu fand sie das kleine Päckchen, das, wie man ihr gesagt hatte, in braunes Papier eingeschlagen und mit gelber Kordel verschnürt war. Das Päckchen, das ein Bote so spät gebracht hatte, dass es nicht mehr am selben Tag weitergeschickt werden konnte, war an Elena Antonowa Klimowa, Hotel Alexejewskaja, Malenkaia-Lubjanka-Straße, Moskau adressiert. Unten links hatte jemand auf das Päckchen geschrieben: » Pereschlite Adressatu – bitte nachsenden«. »Hotel Alexejewskaja « war durchgestrichen und durch eine Adresse ersetzt worden, die nicht weit von der Metrostation Tschistye Prudy lag. Die Putzfrau schob das Päckchen in ihren Rockbund und staubsaugte weiter.
    Sobald sie Feierabend hatte, brachte sie das Päckchen zu einem kleinen Laden für Gebrauchtkleidung in einer Seitenstraße im Arbat-Viertel. Mandel Orlew, der mit seinem jüngeren Bruder Baric den Laden betrieb, hatte in der typischen Bekleidung von KGB-Mitarbeitern – dunkler Anzug und dunkler Regenmantel – das Päckchen am Nachmittag zuvor im Hotel abgegeben. Erfreut, dass der Plan geklappt hatte, hatte er dann seine Aktentasche genommen, war mit der Metro zur Station Tschistye Prudy gefahren und zu Fuß zu der Adresse auf dem Päckchen gegangen. In einem kleinen Park mit Blick auf den Eingang des Hauses Ogorodnaja-Straße 12 setzte er sich auf eine Bank und nahm ein Buch aus seiner Aktentasche. In den folgenden Stunden kamen etliche Leute aus dem Haus oder gingen hinein, aber es war niemand dabei, auf den die Beschreibung von Klimow-Kukuschkin, seiner Frau Elena oder der Tochter Ludmilla passte. Als es schon dunkel wurde, löste Baric seinen Bruder Mandel ab und harrte noch bis nach zehn Uhr aus, als es ihm zu kalt wurde. Am nächsten und übernächsten Tag setzten die beiden Brüder abwechselnd die Überwachung fort. Erst

Weitere Kostenlose Bücher