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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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hatte Jack zugestimmt.
    »Und Angleton? Gibt er zu –«
    »Seine Tage sind gezählt. Colby bietet ihm einen Posten als Dienststellenleiter an, um ihn aus Washington wegzukomplimentieren. Angleton klammert sich mit allen verfügbaren Kräften an die Gegenspionage. Aber er hat nicht mehr viele Verbündete.«
    »Es ist nicht Angletons Schuld«, hatte Leo gesagt.
    Ebby hatte seinen Ohren nicht getraut. »Nach dem, was du durchgemacht hast, wie kannst ausgerechnet du –«
    »Du selbst hast mehr als einmal gesagt, Eb, eine Arbeit, die getan werden muss, kann auch mal schlecht getan werden. Als Chef der Gegenspionage darf man keine Glacéhandschuhe tragen. Es ist ein dreckiger Job. Fehler sind unvermeidlich. Entscheidend ist, dass man keine Angst haben darf, welche zu machen.«
    Jetzt, in seinem Zimmer der Privatklinik, goss Adelle dampfenden Kaffee in zwei Tassen. Sie reichte Leo eine, zog einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. »Ich wollte abwarten, bis es dir wieder besser geht«, sagte sie. »Aber ich denke, wir müssen reden –«
    »Worüber?«
    »Über deine Einstellung. Jack hat durchblicken lassen, dass die Rechtsabteilung dir eine Entschädigung angeboten hat.«
    »Jack sollte endlich lernen, den Mund zu halten.«
    »Er und die anderen – sie sind ziemlich beeindruckt von deiner Einstellung. Offenbar hast du auf jeden Anspruch auf Entschädigung verzichtet.«
    »Im Krieg werden immer wieder Soldaten aus Versehen durch die eigenen Truppen verwundet oder getötet. Ich habe noch nie gehört, dass jemand deshalb die Regierung verklagt hat.«
    »Wir sind nicht im Krieg, Leo –«
    »Da täuschst du dich aber gewaltig, Adelle. Du hast doch zum engen Mitarbeiterstab von Lyndon Johnson gehört, da müsstest du eigentlich wissen, dass da draußen ein Krieg tobt. Ich wurde durch eigene Truppen verwundet. Sobald ich wieder fit bin, kehre ich wieder in die Schlacht zurück.«
    Adelle schüttelte ungläubig den Kopf. »Nach dem, was du durchgemacht hast – nach dem, was die dir angetan haben – nach dem, was die Mädchen und ich durchgemacht haben! –, weigerst du dich nach wie vor, die Company zu verlassen?« Sie blickte zum Fenster hinaus. Nach einer Weile sagte sie: »Nicht weit von hier haben wir unsere Flitterwochen verbracht.«
    Leo nickte langsam. »Wir haben uns den Sonnenaufgang über der Chesapeake Bay angesehen …«
    »Unser gemeinsames Leben hat mit zwei Todesfällen begonnen – dein Hund und meine Katze. Und dann haben wir dem Tod den Rücken gekehrt und uns dem Leben zugewandt.« Ihr versagte die Stimme. »Es ist so viel auf einmal passiert … mein Vater stirbt … du verschwindest spurlos. Ich konnte nicht schlafen, Leo … Ganze Nächte habe ich mich gefragt, ob du noch lebst, ob ich dich je wieder sehen würde. Über Wochen hatte ich das Gefühl, dass der Tod mir über die Schultern schaut. So kann es nicht weitergehen, Leo. Du musst dich entscheiden –«
    »Adelle, du bist zu aufgewühlt. Lass uns Zeit –«
    »Du musst dich entscheiden, Leo – die Company oder ich.«
    »Bitte tu das nicht.«
    »Ich bin fest entschlossen«, sagte sie. »Ich wollte nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten.«
    »Für solche Gespräche gibt es keinen richtigen Zeitpunkt.«
    »Da hast du allerdings Recht. Also, Leo. Dann stelle ich dir jetzt eben die falsche Frage zum falschen Zeitpunkt. Wie lautet deine Antwort?«
    »Ich werde die Company nicht verlassen. Es ist mein Job, und es ist das, was ich am besten kann – Amerika vor seinen Feinden beschützen.«
    »Ich habe dich geliebt, Leo.«
    Er registrierte die Vergangenheitsform. »Ich liebe dich noch immer.«
    »Du liebst mich nicht. Und wenn doch, dann liebst du andere Dinge mehr.« Sie stand auf. »Du kannst das Haus behalten – ich ziehe in das Haus meines Vaters. Wenn du es dir anders überlegst …«
    »Das werde ich nicht – aber mit dem Herzen bin ich bei dir, Adelle. Bei dir und den Mädchen.«
    »Dein Herz gehört vor allem deiner Arbeit – stimmt doch, oder, Leo?« Sie nahm ihren Mantel vom Bett und ging zur Tür. Sie öffnete sie und sah sich noch einmal um. Sie betrachteten einander über die Kluft hinweg, die sie trennte. Hinter Leo rüttelte der Sturm wütend an den Fenstern. Als Leo sie nicht zurückhielt, drehte Adelle sich auf dem Absatz um und ließ ihre dreiundzwanzigjährige Ehe hinter sich.
     
    Nellie, wunderschön in einem leuchtend gelben, eng anliegenden Kleid mit langen Ärmeln und hohem Kragen, stand bei Manny eingehakt, als der

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