Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
scheren.«
    »Wenn du schon so viel Zeit und Geld geopfert hast, um hierher zu kommen, muss es noch ein Zweitens geben.«
    »Zweitens: Leo hat etwas gesagt, das mir nicht mehr aus dem Kopf will. Er war absolut sicher, dass unser russischer Informant sich keinem Lügendetektortest unterziehen würde. Er hat gesagt, Kukuschkin würde entweder von einem Auto überfahren oder in einer dunklen Gasse überfallen oder unter irgendeinem plausibel klingenden Vorwand nach Moskau zurückgeholt werden. Aber er würde sich keinem Lügendetektortest unterziehen, weil er sich nie rüberholen lassen würde. Und zwar, weil er ein Falschinformant ist, der Angleton auf Kritzky hetzen soll, damit der echte SASHA ungeschoren bleibt. Und es ist alles genau so gekommen, wie Leo gesagt hat.«
    »Ihr habt mit eurem Überläufer keinen Lügendetektortest machen können, weil er vorher zu einer Beerdigung nach Moskau geflogen ist. Danach wurde er verhaftet, zum Tode verurteilt und exekutiert.«
    »Was denkst du, Harvey?«
    »Tja, was denke ich?« Torriti überlegte. Dann legte er den Zeigefinger an die Nasenspitze. »Ich denke, die Sache stinkt.«
    »Das denke ich auch.«
    »Klar, dass du das denkst. Sonst wärst du nicht hier.«
    »Was kann ich jetzt machen? Wie soll das angehen?«
    Die Latino-Frau kam mit einem Tablett aus der Küche. Sie stellte die Sandwiches und die Biere auf den Tisch. Als sie gegangen war, nahm Torriti einen kräftigen Schluck Bier. Er fuhr sich mit einem Ärmel über die Lippen und sagte: »An deiner Stelle würde ich das Gleiche machen, was ich gemacht habe, als ich bei meiner Jagd auf Philby nicht weiterkam.«
    »Und das wäre?«
    »Setz dich mit dem Rabbi in Verbindung und schildere ihm dein Problem.«
    »Ich wusste nicht, dass Ezra Ben Ezra noch unter den Lebenden weilt.«
    »Er ist quicklebendig. Und er arbeitet noch, sein Hauptquartier ist ein safe house des Mossad am Rand von Tel Aviv. Hab ihn zuletzt vor acht Monaten gesehen, als er in Washington zu tun hatte – wir haben uns in Albuquerque getroffen, und er hat mich ausgehorcht, so gut es ging.« Der Zauberer nahm einen Bissen von seinem Sandwich, holte dann einen Kugelschreiber hervor und schrieb eine Adresse und eine Telefonnummer auf ein Streichholzbriefchen. »Wenn ich dir einen Rat geben darf – es ist unhöflich, mit leeren Händen bei ihm aufzukreuzen.«
    »Was soll ich ihm mitbringen?«
    »Informationen. Und vergiss nicht, ihm Schalom vom Zauberer zu sagen.«
    »Werd ich machen, Harvey.«
     
    Die Mittagssonne brannte Jack im Nacken, als er sich einen Weg zwischen den Gemüseständen im Bezirk Nevei Tsedek nördlich von Jaffa bahnte, einem Viertel mit baufälligen Häusern, das um die Jahrhundertwende entstanden war, als sich die ersten jüdischen Siedler auf den Dünen des heutigen Tel Aviv niederließen. Er hatte die Ärmel seines schweißnassen Hemdes bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, und sein Jackett baumelte schlaff an einem Zeigefinger über die rechte Schulter. Er überprüfte erneut die Adresse, die ihm der Zauberer aufgeschrieben hatte, und hielt Ausschau nach den Hausnummern an Geschäften und Türen. Schließlich wandte er sich an einen bärtigen Falafelverkäufer und sagte: »Ich suche Shabazi Street Nummer siebzehn, aber ich sehe an den Häusern keine Nummern.«
    »Ich wünschte, ich hätte so gute Augen wie Sie«, erwiderte der Falafelmann. »Erkennen zu können, dass die Häuser keine Nummern haben. Und das aus dieser Entfernung.« Er deutete mit der Nase auf ein Haus. »Nummer siebzehn ist das Betonhaus im Bauhaus-Stil mit dem antiquarischen Buchladen, da drüben, neben dem Schneider.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache, Mister. Viel Vergnügen in Israel.«
    Die dunkelhaarige junge Frau hinter dem Schreibtisch hob gleichmütig ihre Augen, als Jack den Buchladen betrat. »Vielleicht können Sie mir helfen«, sagte er zu ihr. »Mir wurde gesagt, ich könnte Ezra Ben Ezra unter dieser Adresse finden.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Ezra Ben Ezra, als ich ihn aus den USA angerufen habe.«
    »Dann müssen Sie der Zauberlehrling sein.«
    »Der bin ich.«
    Die Frau schien amüsiert. »In Ihrem Alter müssten Sie es eigentlich schon zum richtigen Zauberer gebracht haben. Wie beschämend, ein Leben lang Lehrling zu sein. Der Rabbi erwartet Sie.« Sie drückte einen Knopf unter dem Schreibtisch. Zwischen zwei Bücherregalen öffnete sich die Wand, und Jack trat durch die Lücke. Er stieg eine lange, schmale Betontreppe hinauf und gelangte

Weitere Kostenlose Bücher