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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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dirigieren.«
    »Es gibt tragbare Radargeräte, die die Hubschrauber frühzeitig anzeigen könnten.«
    Massud schüttelte den Kopf. »Die fliegen in Baumhöhe durch die Täler und überfallen uns ohne Vorwarnung. Gegen ihre Panzerung können unsere Luftabwehrgeschütze, unsere Maschinengewehre nichts ausrichten. Radar nützt da auch nichts. Wärmegesteuerte Stinger-Raketen dagegen –« Er meinte die Boden-Luft-Raketen, die in einem Umkreis von drei Meilen Flugzeuge und Hubschrauber vom Himmel holen konnten.
    Manny schnitt ihm das Wort ab. »Stinger-Raketen sind ausgeschlossen. Wir haben im Pentagon nachgefragt. Dort fürchtet man, die Raketen könnten nach Ende des Krieges islamischen Fundamentalisten in die Hände fallen.«
    »Gebt sie mir, Manny, und die Fundamentalisten werden Afghanistan nicht beherrschen, wenn die Russen erst verjagt sind.« Massud beugte sich vor. »Die Gruppe, die die Russen verjagt, wird über die Zukunft Afghanistans entscheiden – falls die USA einen freien und demokratischen Staat wollen, müsst ihr mich unterstützen.«
    »Eure Tadschiken sind eine Minderheit. Massud, Sie wissen ebenso gut wie ich, dass wir euch keine Hightech-Waffen geben können, ohne das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Widerstandsgruppen zu stören.«
    »Wenn keine Stinger«, flehte Massud, »dann Schweizer Oerlikon-Geschütze – die haben die notwendige Feuerkraft, um russische Hubschrauber abzuschießen.«
    »Die Oerlikon ist die falsche Waffe für den Guerillakampf. Die Munition ist teuer, die Geschütze selbst sehr empfindlich und wartungsintensiv. Unsere Fachleute sagen, die Oerlikon wäre nach dem Transport über den Khyber-Pass nicht mehr einsatzfähig.«
    »Was bleibt dann noch?«, fragte Massud.
    »Konventionelle Waffen.«
    »Und die konventionellste aller Waffen ist der Stellvertreter, der euren Krieg für euch kämpft.«
    »Euer Land ist von den Russen besetzt. Es ist euer Krieg.«
    »Die Sowjets bluten zu lassen liegt in eurem Interesse –«
    »Haben Sie sonst noch was auf Ihrer Wunschliste?«
    Massud hob resigniert die Hände und zog dann einen Zettel aus der Tasche seiner Wollhose. »Medikamente, vor allem Schmerzmittel und Antibiotika. Außerdem Prothesen – vorausgesetzt, euer Pentagon hat keine Angst, sie würden an den Körpern von Fundamentalisten landen, wenn die Russen verjagt sind.«
    Manny machte sich Notizen in ein kleines Spiralheft. »Ich werde tun, was ich kann«, sagte er.
    Massud stand geschmeidig auf. »Ich auch, ich werde tun, was ich kann, Manny.« Er legte einen Arm um Mannys Schultern und zog ihn beiseite. »Ich habe gehört, dass der KGB-Resident in Peschawar, Fet, Kontakt zu fundamentalistischen Gruppierungen sucht. Warum, weiß ich nicht. Ich dachte, das würde Sie interessieren.«
    Manny sagte nachdenklich: »Allerdings.«
    Der Löwe von Panjschir wandte sich zu Anthony um und betrachtete ihn mit einem müden, freudlosen Lächeln. »Afghanistan war einmal ein unglaublich schönes Land«, sagte er. »Mit dem Krieg ist es gleichsam von Wundbrand befallen. Neuankömmlingen fällt es schwer, etwas anderes zu sehen als nur diese Krankheit.« Plötzlich wurde das müde Lächeln lebhafter, und feine Lachfältchen bildeten sich in seinen Augenwinkeln. »Versuchen Sie es trotzdem.«
    Anthony stand auf. »Das werde ich«, versprach er.
     
    Zurück in Peschawar, legten sie einen kurzen Zwischenstopp im festungsähnlichen amerikanischen Konsulat ein, wo Manny frisch eingegangene Meldungen durchsah, und fuhren dann direkt zum Hotel Dean’s, dem Treffpunkt für Peschawars Diplomaten und Journalisten. Der bewaffnete Paschtune neben dem Eingang, dessen Gesicht von Napalmnarben entstellt war, erkannte Manny und ließ ihn und Anthony durch. Die beiden saudischen Zivilisten hinter ihnen hielt er jedoch an, um ihre Pässe zu überprüfen. Manny ging durch die schäbige Halle ins Restaurant, ergatterte einen Tisch, von dem gerade drei Pakistani aufstanden, und bestellte gemischte chinesische Vorspeisen und zwei Bier. Die Vorspeisen brutzelten noch auf den Tellern, als sich eine junge Frau mit dunklem, männlich geschnittenem Haar unaufgefordert auf den freien Stuhl an ihrem Tisch setzte. Sie trug eine Khaki-Reithose, weiche Lederstiefeletten und ein langes, kragenloses Hemd, das bis zum Hals zugeknöpft war. Sie zupfte ein Stück Lammfleisch von einem Teller und steckte es sich in den Mund. »Was hat Massud dir gesagt, was ich nicht schon weiß?«, erkundigte sie sich.
    »Woher weißt

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