Die Company
Voraussetzungen für die nächste Katastrophe schafft, indem ihr nach der schnellsten Lösung für die jetzige sucht. Ich will damit sagen: Habt einen langen Atem. Ich will damit sagen, die Reise ist erst dann vorbei, wenn man mit dem Kamel geschlafen hat.«
Manny verzog das Gesicht. »Mit einem Kamel zu schlafen ist aber ein hoher Preis.«
Maria klimperte mit ihren leicht asiatisch wirkenden Augen. »Probieren geht über studieren.«
Manny sagte: »Sprichst du aus Erfahrung?«
Maria entgegnete lachend: »… und du mich auch!« Dann stand sie auf, um von Hippolyte Afanasijewitsch Fet, dem KGB-Residenten, eine Tasse Kaffee zu schnorren. Fet war ein traurig wirkender Mann mittleren Alters mit eingefallenen Wangen, über den sich halb Peschawar wegen seiner unheimlichen Ähnlichkeit mit Boris Karloff amüsierte. Er aß an einem Ecktisch mit seiner sehr viel jüngeren und überaus attraktiven Gattin sowie zwei Männern aus seinem Stab zu Abend.
Eine Dreiviertelstunde später stieß Maria auf dem Hotelparkplatz wieder mit Manny und Anthony zusammen. »Kann ich mit euch zur University Town zurückfahren?«, fragte sie.
»Natürlich«, sagte Manny.
Die beiden Bodyguards quetschten sich neben den Fahrer und Maria nahm zwischen Manny und Anthony auf dem Rücksitz Platz. »Was hatte Boris Karloff denn so zu berichten?«, erkundigte sich Manny.
»He, ich erzähl ihm ja auch nicht, was du mir sagst«, erwiderte sie.
»Fragt er denn danach?«
»Na klar tut er das.«
Die Sonne verschwand gerade hinter dem Suleiman-Gebirgszug, als der Wagen westlich des Flughafens von der Jamrud Road abbog und durch die stillen, rasterförmig angelegten Straßen fuhr, die von Konsulaten und feudalen Wohnhäusern für ausländische Berater, pakistanisches Militär und afghanische Widerstandsführer gesäumt wurden. Die Company residierte in einer von hohen Mauern umgebenen Villa, die zwischen dem Wohnsitz eines paschtunischen Drogenhändlers und einem Lagerhaus voller Prothesen stand. Maria wohnte zusammen mit etlichen anderen Journalisten in einem Haus nur eine Straße weiter. An einer Kreuzung wurde der Chevrolet langsamer, um einen Bus mit Schulkindern vorbeizulassen. Ein Schild am Straßenrand mahnte auf Englisch: »Fahrt vorsichtig und erbittet Hilfe von Allah dem Allmächtigen.«
»Es gibt zwei Sorten von Afghanistan-Kennern«, sagte Maria. »Diejenigen, die weniger als sechs Wochen hier sind, und diejenigen, die mehr als sechs Monate hier sind.«
»Zu welcher Kategorie gehören Sie?«, fragte Anthony.
Weiter vorne blockierte ein Ochsenkarren die Straße. Zwei Männer in langen Hemden und weiten Hosen mühten sich anscheinend mit einer gebrochenen Radachse ab. »Ich gehöre zur zweiten«, erklärte Maria. »Ich bin seit sieben Monaten hier –«
Der Fahrer des Chevrolet blickte sich nervös um, als er zwanzig Meter hinter dem Karren hielt. »Das gefällt mir nicht«, murmelte er. Der Bodyguard mit dem Turban zog eine .45er-Automatik aus dem Schulterhalfter. Hinter ihnen quietschten Bremsen. Drei Jeeps kamen rutschend zum Stehen und tauchten den Chevrolet in das Licht ihrer Scheinwerfer. » Dacoit «, schrie der Fahrer. » Bandit. « Der Leibwächter mit dem Gewehr stieß die Tür auf, hechtete nach draußen auf den Boden, rollte sich einmal herum und feuerte aus beiden Läufen auf den nächsten Jeep. Einer der Scheinwerfer erlosch. Das Stakkato-Geratter einer Maschinenpistole durchschnitt die Nacht. Glas splitterte. Dunkle Gestalten umringten den Wagen. Der Fahrer wurde in die Brust getroffen und sackte über dem Lenkrad zusammen. Der Bodyguard mit dem Turban fiel nach rechts, so dass sein Körper halb aus der Tür hing. Auf der Straße trat ein Mann dem Leibwächter die Schrotflinte aus der Hand, rammte ihm eine Gewehrmündung in den Rücken und drückte ab. Der Leibwächter zuckte und blieb dann reglos liegen. Im Chevrolet zerrte Manny » Betsy « aus dem Schulterhalfter. Doch bevor er sie entsichert hatte, griffen schon Hände ins Wageninnere und rissen ihn vom Rücksitz. Bärtige Männer zerrten Anthony und Maria aus der anderen Tür und schleiften sie zu zwei Lastwagen mit Planen hinter den Jeeps. Einer der Angreifer beugte sich über den Turban tragenden Leibwächter, um sich zu vergewissern, ob er auch wirklich tot war. Der Leibwächter fuhr herum, hob seine Pistole und drückte ab. Eine Kugel vom Kaliber .45 zertrümmerte die Schulter des Angreifers. Ein anderer Mann trat dem Leibwächter mit voller Wucht gegen den
Weitere Kostenlose Bücher