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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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so als falscher Überläufer demaskiert worden, auch wenn du nicht die Israelis eingeschaltet hättest. Sobald Kukuschkins Glaubwürdigkeit zerstört war, hatte Angleton nichts Konkretes mehr in der Hand und war blamiert bis auf die Knochen – für uns sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »Was willst du jetzt machen, Leo? Jewgeni wird rund um die Uhr beobachtet. Du kannst nicht fliehen.«
    »Ich werde fliehen, und Jewgeni auch. Es gibt Notfallpläne für den Fall, dass wir auffliegen. Wir brauchen bloß ein bisschen Vorsprung, und den bekomme ich dank deiner Handschellen. Morgen früh rufe ich Millie an und sage ihr, wo du bist.«
    »Das ist dann also das Ende«, sagte Jack verbittert.
    »Nicht ganz. Da ist noch was, Jack. Ich werde dir jetzt ein paar Geheimnisse verraten.« Leo musste unwillkürlich lächeln, als er die Skepsis in Jacks Augen sah. »Die Sowjetunion zerfällt. Ohne die Ölexporte und die globale Energiekrise wäre die Wirtschaft vermutlich schon vor Jahren zusammengebrochen. Der Kalte Krieg geht seinem Ende entgegen. Aber es gibt Leute auf meiner Seite, die möchten, dass er mit einem Knalleffekt endet. Und damit wäre ich beim Thema CHOLSTOMER –«
    »Es gibt also ein CHOLSTOMER! Angleton hatte schon wieder Recht.«
    »Ich will dir noch was verraten, Jack. Ich hatte von Anfang an Bedenken, was CHOLSTOMER betrifft, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte, bis ich heute mit Fet gesprochen habe. Als ich erfuhr, dass der KGB vorhat, Stinger-Raketen in die Hände von Leuten zu spielen, die damit auf russische Piloten schießen werden … ganz zu schweigen von seiner Mitwirkung bei der Entführung meines Patenkindes –« Leo flüsterte mit schmerzverzerrtem Gesicht: »Für mich ist das, als hätte der KGB Anthonys Zeh abgeschnitten, Jack. Das war der letzte Tropfen. Es reicht. Und jetzt pass auf.«
    Jack fand allmählich seinen Sinn für Humor wieder. »Ich werde wie gefesselt an deinen Lippen hängen.«
    »Andropow stirbt, Jack. Wie ich höre – sowohl aus Company- Quellen als auch von Starik – ist der Generalsekretär nicht immer bei klarem Verstand –«
    »Du meinst, er hat sie nicht mehr alle beisammen.«
    »Er hat durchaus helle Momente. Aber manchmal geht die Phantasie mit ihm durch, und sein Blick auf die Welt wird krumm und schief. Im Augenblick hat er so eine Phase. Andropow ist davon überzeugt, dass Reagan und das Pentagon einen nuklearen Erstschlag gegen die Sowjetunion planen –«
    »Das ist doch absurd«, sagte Jack heftig.
    »Ich habe Meldungen nach Moskau geschickt, dass das nicht stimmt. Aber ich glaube, dass meine Berichte frisiert worden sind, um Andropows Paranoia neue Nahrung zu geben.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Aufgrund der Anfragen aus der Zentrale – sie erkundigen sich nach ABLE ARCHER 83, sie wollen wissen, ob das Pentagon die CIA vielleicht über einen geplanten Präventivschlag nicht unterrichtet. Ich habe gesagt, dass das völlig ausgeschlossen ist, aber sie stellen immer wieder dieselben Fragen. Sie meinen, dass ich irgendwas übersehe, dass ich noch genauere Nachforschungen anstellen soll.«
    »Welche Rolle spielt CHOLSTOMER dabei?«, fragte Jack.
    »CHOLSTOMER ist Moskaus Antwort auf ABLE ARCHER 83. Da Andropow glaubt, dass die USA am ersten Dezember einen Präventivkrieg beginnen, hat er Starik ermächtigt, das Startsignal für CHOLSTOMER zu geben – sie haben vor, den Markt mit Dollars zu überschwemmen und letztlich den Zusammenbruch der amerikanischen Wirtschaft herbeizuführen.«
    »Ich bin kein Wirtschaftsexperte«, sagte Jack, »aber sie brauchten schon ein gigantisches Sümmchen, um den Markt so zu beeinflussen.«
    »Das haben sie«, sagte Leo. »Seit Jahrzehnten schafft Starik harte Devisen beiseite. Er hat etwas mehr als sechzig Milliarden Dollar, und obendrein hat er einflussreiche Agenten in vier Schlüsselländern, die ihre Zentralbanken bedrängen werden, US-Schatzanleihen zu verkaufen, sobald der Dollar abstürzt. Wenn es soweit ist, soll ich die Reaktion der Federal Reserve Bank und die Bewegungen auf dem Anleihemarkt beobachten. Die Sache könnte außer Kontrolle geraten – je tiefer der Dollar absackt, desto mehr Menschen werden in Panik ihre Dollars und US-Schatzanleihen verkaufen. Zumindest hofft Starik das.«
    »Kannst du die einflussreichen Agenten identifizieren?«
    »Nein. Aber ich weiß, in welchen Ländern sie arbeiten. Unsere Dienststellen –«
    Ein wehmütiges Lächeln zeigte sich auf Jacks Gesicht.

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