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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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aufgekreuzt bist?«, fragte er.
    Jack schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Ich möchte dir ein Foto zeigen.«
    »Was denn für ein Foto?«
    »Gut, dass du sitzt«, sagte Jack. Er zog das Foto aus der Brusttasche und gab es seinem Freund. Leo setzte seine Lesebrille auf und hielt das Foto ins Licht.
    Jack sah, wie seinem Freund der Atem stockte. »Dann ist es also Jewgeni«, flüsterte Jack.
    »Wo hast du das her?«, fragte Leo.
    »Das haben wir deinen Töchtern zu verdanken«, sagte Jack, und er erklärte, wie Tessa und Vanessa die Telefonnummer der alten Polin ermittelt hatten, die als Mittlerin zwischen dem KGB und einem Mann fungierte, der sich Gene Lutwidge nannte. »Ich hab mich schon immer gefragt, was wohl aus unserem russischen Mitbewohner geworden ist«, sagte Jack. »Jetzt wissen wir’s.«
    Leo atmete unregelmäßig und schaukelte vor und zurück. Das Foto von Jewgeni hatte ihn offensichtlich aus der Fassung gebracht.
    »Ich konnte es erst selbst nicht glauben«, sagte Jack. »Das FBI hat eine fünfzigköpfige Sondereinheit auf Jewgeni angesetzt. Wenn wir geduldig abwarten, führt er uns zu SASHA. Wenn es zu lang geht, schnappen wir ihn uns und pressen es aus ihm heraus.« Jack beugte sich vor. »Du kannst mächtig stolz auf Tessa und Vanessa sein … He, Leo, alles in Ordnung?«
    Leo nickte nur. »Vanessa hat mir erzählt, dass sie irgendwas Wichtiges rausgefunden haben, aber sie durfte mir keine Einzelheiten sagen. Ich hätte mir denken können, dass es um Jewgeni geht …«
    Jack fragte verwundert: »Wieso hättest du dir das denken können?«
    Leo stand schwerfällig auf, warf das Foto auf den Schaukelstuhl und stapfte zur Bar. Er bückte sich und kramte nach irgendwas in einem Schrank dahinter. Dann richtete er sich wieder auf und goss sich noch einen Whisky ein. Als er sich diesmal setzte, nahm er auf der Couch Jack gegenüber Platz.
    Leos sorgenvolle Augen fixierten seinen ältesten Freund. Er hatte einen Entschluss gefasst: Ab jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Stierkämpfer und Romanautoren würden das jetzt den Augenblick der Wahrheit nennen«, sagte er. Seine Stimme war zu sanft; sie klang bedrohlich. »Jewgeni muss euch nicht zu SASHA führen«, sprach er weiter. »Du sitzt ihm gegenüber.«
    Jack wollte aufspringen, als plötzlich eine Automatikpistole in Leos Hand erschien. Einen Moment lang konnte Jack nicht mehr klar sehen, und sein Hirn war außerstande, den gedanklichen Tumult zu verarbeiten, der in ihm tobte. Verwirrt sank er zurück auf die Couch. »Verdammt, du würdest mich nicht erschießen.«
    Mehr fiel ihm nicht ein.
    »Täusch dich nicht in mir«, warnte Leo. »Ich würde dich mit einem Schuss verwunden. Ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu schmoren.«
    » Du bist SASHA! « Erst jetzt dämmerte es Jack, dass es kein Witz oder Traum war. »Jim Angleton hatte damals also doch Recht!«
    »Tu uns beiden einen Gefallen und halte die Hände so, dass ich sie sehen kann«, befahl Leo. Er warf ein Paar Handschellen neben Jack auf die Couch. »Leg dir eine ums rechte Handgelenk. Keine abrupten Bewegungen – jetzt setz dich auf den Boden, mit dem Rücken gegen die Heizung. Okay, mach die andere Handschelle am Heizungsrohr fest. Gut.« Leo setzte sich auf die Couch, auf der Jack gesessen hatte. »Jetzt können wir reden, Jack.«
    »Wie hast du das geschafft – wie hast du die ganzen Lügendetektortests überstanden?«
    »Beruhigungsmittel. Ich war absolut entspannt, ich hätte denen erzählen können, ich bin eine Frau, und der Zeiger hätte nicht ausgeschlagen. Der einzige Test, bei dem ich versagte, war in Angletons Kerker – und das konnte ich mit der langen Haft erklären.«
    »Du Mistkerl!«, fauchte Jack. »Du hast alle verraten, dein Land, deine Frau, deine Töchter, die Company. Du hast mich verraten, Leo – als du das Wasser aus dem Klo getrunken hast, Herrgott, ich bin drauf reingefallen. Ich dachte wirklich, du wärst unschuldig. Dein alter Kumpel Jack hat die Sache nämlich nicht auf sich beruhen lassen, nachdem Kukuschkin angeblich hingerichtet worden war. Ich war es, der alles daran gesetzt hat herauszufinden, ob der Bursche vielleicht doch noch lebt.«
    »Ich war einfach auf der anderen Seite, Jack. Weißt du noch, wie ich nach meiner Haftzeit aus dem Fahrstuhl kam und ihr mich alle begrüßt habt? Da hab ich gesagt, dass ich dem Land diene, dessen Regierungssystem die größte Hoffnung für die Welt verkörpert. Das war nicht gelogen. Dieses Land,

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