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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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nicht ohne eine Ration Alkohol übersteht. In der Frankfurter Dienststelle regen Sie sich über die Leute auf, mit denen die Company zusammenarbeitet. Hat Ihr Daddy Ihnen nicht beigebracht, dass der Feind Ihres Feindes Ihr Freund ist? Und da wir gerade von Ihrem Daddy sprechen: Bevor der mit dem Fallschirm in Bulgarien gelandet ist, war er in Madrid und hat mit spanischen Faschisten Geschäfte gemacht, um Infos über Rohstofflieferungen der Deutschen zu kriegen. Eins ist sicher, Ihr Daddy war aus einem härteren Holz geschnitzt als sein Sohn. Also, mein Junge, wollen Sie sich nun voll und ganz für Ihren Burschen einsetzen, oder wollen Sie uns weiter wegen ein paar ehemaligen Nazis die Ohren voll jammern?«
     
    In seinem großen Eckbüro blätterte James Angleton die Einsatzberichte des Tages durch.
    »Irgendwas p-p-passiert, was ich meinen Liebsten zu Hause schreiben muss, Jimbo?«, fragte sein Freund Adrian, der MI6-Verbindungsmann in Washington.
    Angleton nahm ein Blatt aus dem Aktenordner und schob es über den Schreibtisch. Kim Philby rührte seinen Whiskey-Soda mit einem hölzernen Zungenspatel um, den er aus einer Arztpraxis stibitzt hatte, beugte sich über den Bericht und roch daran. »Riecht nach ›Streng geheim‹«, kicherte er. Er überflog ihn zuerst, las ihn dann gründlich durch und stieß einen leisen Pfiff aus. »Willst du meine Meinung hören? Darauf hätten wir schon vor Monaten kommen müssen. Wenn es in den Karpaten wirklich eine ukrainische Widerstandsbewegung gibt, wären wir verdammt b-b-blöd, uns nicht mit denen zusammenzutun.«
    »Tu mir einen Gefallen, Adrian, behalt die Sache für dich, bis wir hören, dass unser Mann sicher gelandet ist«, sagte Angleton.
    »Jeder Wunsch von Ajatollah Angleton ist seinem Diener Befehl«, erwiderte Philby mit unterwürfig gebeugtem Kopf. Sie lachten beide, stießen mit den Gläsern an, lehnten sich zurück, um ihre Drinks herunterzukippen.
     
    SUMMERSAULT musste gegen den Motorenlärm der C-47 anschreien. »Ich danke dir, ich danke Präsident Truman, ich danke Amerika, dass ich zurückgeschickt werde. Wenn mein Vater mich doch jetzt sehen könnte – sein Sohn Aljoscha kommt mit einem Flugzeug nach Hause, in dem er der einzige Passagier ist.«
    Ebby hatte SUMMERSAULT bei Sonnenuntergang zu dem geheimen Flugplatz in der amerikanischen Zone gebracht, wo zwei tschechische Piloten, die in der Schlacht um England Spitfires geflogen hatten, auf ihn warteten. Die C-47 hatte keinerlei Kennzeichnungen und war mit Zusatztanks unter den Tragflächen ausgestattet, mit denen sie es ohne Zwischenlandung zu den ukrainischen Karpaten und zurück schaffte. Ein Air-Force-Sergeant hatte persönlich den Haupt- und den Notfallschirm gefaltet und verpackt und dem jungen Ukrainer gezeigt, wie die Schultergurte festgeschnallt wurden. »Die Maschine geht für den Absprung auf dreihundert Meter runter«, unterwies er Aljoscha, der noch nie mit einem Fallschirm gesprungen war. »Wenn das gelbe Licht aufleuchtet, gehst du an der offenen Tür in Position. Wenn das grüne Licht angeht, springst du. Du musst unbedingt bis fünf zählen, bevor du die Reißleine ziehst. Und langsam zählen. Einhunderteins. Einhundertzwei. Alles klar?«
    »Alles klar«, erwiderte Aljoscha.
    Ebby half, das Gepäck zum Flugzeug zu bringen – den schweren Fallschirm, den kleinen Koffer (mit russischer Kleidung, dem Funkgerät und einer Menge deutscher Armbanduhren, um damit Leute zu bestechen) und Verpflegung. Jetzt, bei laufenden Propellern, nahm Ebby vorsichtig die Giftkapsel aus einer Streichholzschachtel und drückte sie in den kleinen Schlitz im Stoff unter Aljoschas Kragen. Er umarmte ihn herzlich und brüllte ihm ins Ohr: »Viel Glück, Aljoscha.« Er hätte gern mehr gesagt, doch er war so bewegt, dass er seiner Stimme nicht traute.
    SUMMERSAULT grinste. »Ich wünsche uns beiden Glück und Joseph Stalin alles Pech der Welt!«
    Kurz darauf erhob sich die Maschine in den Nachthimmel und verschwand in östlicher Richtung. Wenn alles planmäßig verlief, würde die C-47 in knapp sechs Stunden wieder da sein. Die tschechischen Piloten hatten strikte Anweisung, das Funkgerät ausgeschaltet zu lassen; vielleicht würden die Russen ja denken, die Maschine wäre auf einem Luftraumüberwachungsflug. In der Nissenhütte, die als Flugplatzzentrum diente, bekam Ebby ein warmes Frühstück und durfte sich in einem Nebenraum aufs Ohr legen. Während er im Dunkeln auf dem Feldbett lag, überschlugen sich seine

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