Die Company
Einschätzung der russischen Offensive gegen Berlin überbringen. Sie können es sich nicht vorstellen … eine gebückte Gestalt mit aufgedunsenem Gesicht, ein Auge entzündet, zusammengesunken in einem Sessel. Seine Hände zitterten. Er versuchte vergeblich zu verbergen, dass sein linker Arm zuckte. Als er zum Kartenraum ging, zog er das linke Bein nach. Diese Braun, die wir Todesengel genannt haben, war auch da: blass, hübsch, voller Angst zu sterben und gleichzeitig auch, nicht zu sterben. Und wissen Sie, was Hitler den Deutschen in dieser tragischen Stunde anzubieten hatte? Er hat den Befehl gegeben, das Geräusch rollender Panzer aufnehmen und auf Schallplatten pressen zu lassen, die dann für die Russen an der Front über Lautsprecher abgespielt werden sollten. Wir sollten die Bolschewisten mit Schallplatten aufhalten, Mr. Ebbitt. So etwas wird – das garantiere ich Ihnen – nie wieder passieren, nie wieder. «
Ebby presste eine Hand auf den Mund, um sich vom Sprechen abzuhalten. Doktor Upmann fasste das als Zeichen des Mitgefühls auf. »Vielleicht sehen Sie jetzt manches in einem anderen Licht.«
»Nein!« Ebby schritt auf den Deutschen zu. »Ich könnte kotzen. Ihr habt keinen Krieg geführt, ihr habt Massenvernichtungen durchgeführt. Eure Lösungen für Deutschlands Probleme waren Endlösungen.«
Upmann schien seine Worte direkt an ein Foto von Gehlen an der Wand zu richten. »Das ist doch alles jüdische Propaganda. Die Zahl sechs Millionen ist reine Erfindung, und die Siegermächte haben sie geschluckt.«
»Das Einzige, was von eurem tausendjährigen Reich übrig geblieben ist, ist die Erinnerung an eure Verbrechen – und diese Erinnerung wird tausend Jahre halten. Es widert mich an, auf derselben Seite mit euch zu stehen – mit Ihnen in einem Raum zu sein. Wenn Sie mich jetzt bitte zum Haupteingang zurückbringen würden –«
Der Deutsche erstarrte. Ein Muskel in seinem Hals zuckte. »Je eher Sie von hier verschwinden, desto eher können wir unseren Kampf gegen den Bolschewismus fortsetzen, Mr. Ebbitt.« Er leerte sein Glas und schleuderte es gegen die Wand. Die Scherben knirschten unter seinen Sohlen, als er aus dem Raum schritt.
Die offizielle Beschwerde ließ nicht lange auf sich warten. Ebby wurde vor einen Untersuchungsausschuss zitiert. Wisner flog extra aus Wien ein, um daran teilzunehmen. Ebby unternahm keinen Versuch, die »Affäre«, wie man in der Frankfurter Dienststelle sagte, herunterzuspielen. Wie sich herausstellte, hatte Ebby ein Geschwür aufgestochen. Aus ganz Deutschland ließen Offiziere der Company ihm Memos zukommen, die Ebby zu einer Anklageschrift zusammenfasste und vor dem Untersuchungsausschuss vorlas. »General Gehlen hat schriftlich garantiert, keine ehemaligen Gestapo-Angehörigen und Kriegsverbrecher zu beschäftigen. Aber er ist von Ex-Nazis umgeben, die allesamt unter falschen Identitäten für ihn arbeiten.«
Frank Wisner, der auf einem Holzstuhl an einer Wand vor sich hin zu dösen schien, rief plötzlich, ohne die Augen zu öffnen: »Ich habe Sie gewarnt, Ebby. Ich habe Ihnen gesagt, ich mache Ihnen die Hölle heiß, wenn die Sache nicht so läuft, wie ich es erwarte.« Er erhob sich von seinem Stuhl und kam durch den Raum geschlendert. »Und jetzt mache ich Ihnen die Hölle heiß, Ebby. Ich werde Ihnen ein paar Dinge verraten – wissen Sie, wer der OSS-Offizier war, der mit Gehlen über die Herausgabe der gottverdammten Mikrofilme verhandelt hat? Das war ich, Ebby. Ich habe meinen Stolz und meinen Ekel überwunden und alle Bedenken in den Wind geschlagen, und ich habe mit einem Teufel einen Pakt geschlossen, um einen anderen Teufel besser bekämpfen zu können. Glauben Sie wirklich, wir wissen nicht, dass Gehlen Ex-Nazis für sich arbeiten lässt? Ich bitte Sie, Ebby – schließlich zahlen wir die Zeche in Pullach. Herrgott noch mal, Sie wollen einen Burschen aus einem Flugzeug ins kommunistische Russland springen lassen, und auf einmal schmeckt es Ihnen nicht, wo die Ausweise herkommen, die er braucht, damit er nicht vor einem Erschießungskommando landet. Ich persönlich würde auf allen vieren durch Hundescheiße kriechen und Hermann Göring den fetten Arsch küssen, wenn der mir liefern könnte, was einer meiner Leute zum Überleben braucht. Wachen Sie endlich auf, Ebby. In der Berliner Dienststelle haben Sie sich darüber aufgeregt, dass Harvey Torriti – der zufällig einer der kompetentesten Offiziere in vorderster Linie ist – den Tag
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