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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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konnten, wird Karlshorst von der Moskauer Zentrale vor einem neuen britischen Gerät gewarnt, mit dem sich Sowjetagenten in den westlichen Besatzungszonen in Deutschland aufspüren lassen, indem ihre Funkempfänger angepeilt werden.«
    »Mir dreht sich alles, Harv. Wenn das stimmt, was du sagst –«
    Torriti beendete den Satz für seinen britischen Freund. »– haben die Russen einen Maulwurf im britischen Geheimdienst. Ich brauche deine Hilfe, Elihu.«
    »Ich weiß nicht, was ich –«
    »Sagt dir der Name Walter Kriwitski was?«
    Elihus Stirn legte sich in Falten. »Und ob. Kriwitski war doch der Bursche der Roten Armee, der in den Dreißigerjahren in der holländischen Residentur die sowjetische Abwehr in Westeuropa geleitet hat. Ist ’36 übergelaufen, oder war es ’37? Ein paar Jahre später ist er in den Staaten ums Leben gekommen, aber die Amis waren so nett, ihn uns zu überlassen, bevor sie ihn mit ihren schnellen Autos und flotten Frauen über den Atlantik gelockt haben. Das war natürlich alles vor meiner Zeit, aber ich habe die Berichte gelesen. Kriwitski hat uns aufregende Informationen über einen jungen englischen Journalisten mit dem Decknamen PARSIFAL geliefert. Der Engländer war irgendwann von seiner damaligen Frau angeworben worden, einer fanatischen Kommunistin, und dann hat ihn ein legendärer Führungsoffizier, der nur unter dem Spitznamen Starik bekannt ist, während des Spanischen Bürgerkriegs nach Spanien verfrachtet.«
    »Habt ihr die Informationen verifizieren können?«
    »Leider nein. Über den Spanischen Bürgerkrieg haben mindestens drei oder vier Dutzend junge englische Journalisten berichtet.«
    »Haben deine Vorgänger die Kriwitski-Informationen an die Amerikaner weitergegeben?«
    »Natürlich nicht. Man wollte einen erneuten Versuch mit Kriwitski starten, aber da wurde er umgelegt – er hat 1941 in einem Washingtoner Hotel eine Kugel in den Kopf gekriegt. Seine Informationen sind mit ihm gestorben. Schließlich wäre es möglich gewesen, dass Kriwitski Informationen erfunden hat, die ihn in unseren Augen bedeutsamer erscheinen lassen. Warum hätten wir unseren amerikanischen Freunden Grund geben sollen, uns zu misstrauen? So war damals die Parteilinie.«
    »Kriwitski hat keine Informationen erfunden, Elihu«, sagte Torriti. »Ich habe nach dem Krieg mit Jim Angleton zusammengearbeitet, wenn du dich erinnerst. Wir konnten uns zwar nicht ausstehen, aber das ist eine andere Geschichte. Damals hatten wir eine Übereinkunft mit den Juden aus Palästina – sie wollten Waffen und Munition und Menschen durch die britische Blockade schmuggeln. Wir haben sie gelassen, dafür durften wir jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa ausfragen. Einer der Juden aus Palästina war ein Wiener namens Kollek. Teddy Kollek. Er war Anfang der Dreißigerjahre in Wien. Er hat mal von einer Hochzeit erzählt – das ist mir in Erinnerung geblieben, weil der Bräutigam während des Krieges Angletons MI6-Guru in der Ryder Street war; er hat ihm von der Pike auf alles über Spionageabwehr beigebracht.«
    Elihu warf den Kopf zurück und meckerte wie eine Ziege. »Kim Philby! Ach du lieber Himmel, ich spüre schon, wie mir meine Pension durch die Finger rinnt.«
    »Kennst du ihn etwa persönlich, Elihu?«
    »Und ob. Wir tauschen seit ewigen Zeiten Informationen über die Bolschewisten aus, fast so wie Kinder Zigarettenbildchen. Ich telefoniere zwei-, dreimal in der Woche mit Kim – ich bin so was wie ein Mittelsmann zwischen ihm und meinem Boss Roger Hollis.«
    »Die Hochzeit, von der Kollek erzählt hat, fand 1934 in Wien statt. Philby war damals ein frisch gebackener Cambridge-Absolvent, der nach Österreich gekommen war, um den sozialdemokratischen Aufstand gegen die Regierung zu unterstützen; dabei hat er offenbar eine Kommunistin namens Litzi Friedman kennen gelernt und geheiratet. Kollek kannte die Braut und den Bräutigam flüchtig, deshalb wusste er von der Hochzeit. Die Ehe ging bald darauf in die Brüche, was niemanden erstaunte. Philby war gerade einundzwanzig, und alle vermuteten, er habe die erste Frau geheiratet, die mit ihm ins Bett stieg. Schließlich kehrte er nach England zurück und hat sich dank seiner Hartnäckigkeit bei der Londoner Times einen Job als Berichterstatter für die Seite Francos im Spanischen Bürgerkrieg verschafft.«
    Elihu legte die Fingerspitzen der rechten Hand auf das linke Handgelenk, um seinen rasenden Puls zu ertasten. »Gütiger Himmel, Harv, ist dir klar, was du

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