Die Company
gebleichtem Blondhaar und rot lackierten Fingernägeln. »Wir rechnen damit, dass ein Dutzend gezielt ausgesuchter Standorte in den nächsten paar Wochen mit einer Funkausrüstung ausgestattet sind, damit unsere Geheimzellen mit der NATO und mit ihrer Exilregierung kommunizieren können, wenn die Russen in das Land einfallen.«
Colby berichtigte sie mit einem leisen Lachen. » Falls die Russen in das Land einfallen, Margaret. Falls. « Er wandte sich an die anderen, die auf Heizkörpern und Aktenschränken hockten oder wie Leo Kritzky an einer der Trennwände lehnten, die Colbys Büro von dem Labyrinth von Arbeitsplätzen rundherum abteilte. »Ich möchte zwei kritische Punkte unterstreichen«, sagte Colby. »Erstens: Selbst wenn die betreffende Landesregierung beim Aufbau von Stay-behind -Zellen kooperiert, wie im Falle der meisten skandinavischen Länder, möchten wir eigene unabhängige Zellen schaffen. Und zwar aus folgendem Grund: Wir können nicht sicher sein, dass einige Regierungen die sowjetische Besatzung unter Druck nicht doch akzeptieren; wir können nicht sicher sein, dass E lemente in den Regierungen nicht mit der Besatzung kollaborieren und das Stay-behind -Netzwerk verraten. Zweitens: Ich kann die Sicherheitsfrage nicht genug betonen. Wenn über die Stay-behind -Netzwerke irgendetwas durchsickert, könnten die Russen die Zellen vernichten, falls sie in das Land einfallen. Und was vielleicht noch wichtiger ist, falls die Öffentlichkeit von der Existenz eines Stay-behind -Netzwerkes Wind bekommt, würde das die Moral unterminieren, es könnte nämlich so gedeutet werden, dass die CIA selbst nicht so ganz daran glaubt, dass es der NATO gelingen könnte, eine sowjetische Invasion aufzuhalten.«
»Aber so ganz glauben wir ja auch nicht daran«, warf Margaret ein.
»Stimmt«, sagte Colby. »Aber das müssen wir ja nicht unbedingt an die große Glocke hängen.« Colby, ohne Jackett und mit Hosenträgern, schwang seinen hölzernen Drehstuhl in Kritzkys Richtung. »Wie läuft’s mit Ihren neuralgischen Punkten, Leo?«
Seit Leo in Colbys Abteilung arbeitete, war er damit betraut, in Skandinavien neuralgische topografische Punkte auszumachen – wichtige Brücken, Eisenbahnknotenpunkte, Reparaturwerkstätten für Lokomotiven, Kanalschleusen, Umschlagbahnhöfe –, sie einzelnen Stay-behind- Zellen zuzuteilen und in jedem Gebiet ausreichend Sprengstoff zu horten, mit dem die Zellen die neuralgischen Punkte im Falle eines Krieges zerstören könnten. » Falls es losgeht«, sagte Leo, »könnten wir mit dem, was wir haben, den Schienen- und Flussverkehr in Skandinavien zur Hälfte zum Erliegen bringen.«
»›Zur Hälfte‹ ist zehn Prozent besser, als ich erwartet habe, und halb so gut, wie wir sein müssen«, erwiderte Colby. »Bleiben Sie dran, Leo.« An alle gerichtet, fuhr er fort: »Es ist nicht leicht, sich in vermeintlichen Friedenszeiten auf den Krieg vorzubereiten. Es herrscht allgemein das Gefühl vor, wir hätten mehr als genug Zeit, aber das stimmt nicht. General MacArthur versucht insgeheim, die Joint Chiefs zu überzeugen, ihn Ziele in China bombardieren zu lassen. Die endgültige Entscheidung liegt natürlich bei Truman. Aber man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass der Koreakrieg zum Dritten Weltkrieg eskaliert. Also bleiben Sie am Ball. Okay, das wär’s für heute.«
»Willst du dir etwas Salbe auf die Striemen auf dem Rücken tun, Leo?«, fragte Maud, die sich mit Leo ein paar Quadratmeter im Großraumbüro teilte. Als ausgebildete Historikerin, die während des Krieges beim OSS mit Recherchen betraut gewesen war, hatte sie nun die Aufgabe, nach Spuren für Operationen des sowjetischen Geheimdienstes in den einst von deutschen Truppen besetzten Gebieten zu suchen. Sie hoffte herauszufinden, ob irgendeiner der berühmten sowjetischen Spionageringe während des Kriegs in England oder Frankreich Agenten gehabt hatte, die möglicherweise noch immer dem Kreml treu ergeben waren und für Russland spionierten.
Leo setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte lange an die Decke. »Egal, was wir Colby geben, er will mehr«, sagte er verärgert.
»Deshalb hat er auch das Sagen und du nicht«, bemerkte Maud trocken.
»Genau.«
»Das hier hat der Kurierdienst für dich abgegeben«, sagte Maud. Sie warf ihm einen verschlossenen Briefumschlag auf den Tisch, zündete sich einen Zigarillo an und beugte sich wieder über ihre Dokumente.
Leo riss den Umschlag auf und zog einen
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