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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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vermutlich werden die Verträge nächste Woche unterschrieben. Die Ehe wird für ungültig erklärt. Narbona bleibt unabhängig, und beide Seiten verpflichten sich, diesen Status zu verteidigen. Ihr habt also gewonnen, ihr Teufelskerle.«
    »Und Ermengarda?«
    »Tja, die wird jetzt mit einem anderen verheiratet, auf den sich am Ende alle einigen konnten.«
    Arnauts Mund wurde plötzlich staubtrocken. Die Worte trafen ihn wie ein Schlag in die Magengrube, auch wenn sie ihn nicht wirklich überraschten.
    »Wer ist es?«, hörte er sich selbst wie aus weiter Ferne sagen.
    »Ein gewisser Bernard d’Andusa. Angeblich Witwer und Lehnsmann von Roger Trencavel. Hab vorher selbst noch nie von ihm gehört. Den Knaben kann man jedenfalls beneiden, was?« Er grinste und stieß Arnaut in die Seite. »Kriegt so ein hübsches Ding, auch noch reich. Obwohl, was man so hört, soll sie recht aufmüpfig sein. Aber das sind die Besten immer, was?«
    Arnaut nickte, ohne zu wissen, warum.
    »Ich brauch jetzt was zu trinken,
ome
«, sagte Joan. »Wir sehen uns.« Und damit tauchte er in die Menge, pflügte mit seinem gewaltigen Leib die Menschen beiseite, um auf die Schankmagd zuzusteuern.
    Unwillkürlich sah Arnaut zu Felipe hinüber, der von einer Gruppe Katalanen eingeklemmt an ihrem alten Platz stand. Irgendetwas an seinem traurigen Blick sagte ihm, Felipe hatte es schon gewusst und es ihm nicht sagen können. Hatte er sich deshalb mit ihm versöhnt, aus Mitleid?
    Arnaut wandte sich ab und eilte durch die Gasse, über die Brücke und den großen Platz. Sie wird also wieder heiraten, sich unterordnen, wie es sich für ein braves Weib gehört, am Sonntag zur Kirche gehen, Kapellen und Klöster einweihen und vor allem Kinder gebären. Einem Bernard d’Andusa wird sie Kinder gebären. Wer, zum Teufel, war dieser verfluchte Kerl? Ach, was soll’s. Wer auch immer er war, es ließ sich nichts mehr daran ändern.
    Die Wachen grüßten ihn respektvoll, als er durch das Palasttor schritt. Ansonsten achtete niemand auf ihn. Die Bediensteten waren in Aufruhr und liefen geschäftig hin und her, denn in der
aula
oben fand ein großer Empfang statt. Sie feiern wohl ihr wunderbares Abkommen und die bevorstehende Hochzeit. Er jedenfalls gehörte nicht mehr hierher, denn noch einmal würde er es nicht ertragen, sie heiraten zu sehen. Und auf einmal verschwand die Taubheit, die bisher alles Gefühl überlagert hatte, und er spürte einen heftigen Stich im Herzen, der ihm die Luft nahm. Das also war das Ende seines Weges mit Ermengarda.
    Er stieg über Nebentreppen zu seinen Gemächern hoch, stopfte seine wenigen Habseligkeiten in Satteltaschen, legte sich
gambais
und Panzer an und gürtete sein Schwert. Dann rief er einen der Diener, die er mit den anderen teilte, und gemeinsam trugen sie alles hinunter in den Stall. Sein Hengst Amir war schlechter Laune und stellte sich quer, als er ihm den Sattel auflegen wollte.
    »Du hast dich hier gut eingelebt, mein Freund«, flüsterte er. »Genau wie ich. Aber nun ist es Zeit, zu gehen.«
    Als er auch den Wallach belud, stand plötzlich Jori vor ihm. Weder die Satteltaschen entgingen seinem Blick, noch dass Arnaut beide Pferde gezäumt und mit Wasserschläuchen versehen hatte. Er verstand sofort, dass dies ein Abschied war.
    »Es wird bald dunkeln, Arnaut«, sagte er kummervoll.
    »Ich kenne den Weg.«
    »Ich hoffe, du kommst wieder.«
    »Ich glaube kaum.«
    »Und was soll ich ihnen sagen?«
    Arnaut zog Amirs Sattelgurt nach.
    »Sag ihnen …« Er fühlte Joris traurigen Blick auf sich gerichtet. »Ach, ich weiß auch nicht. Denk dir was aus.« Er führte die Pferde in den Hof. Jori lief ihm nach und zog ihm am Ärmel.
    »Weißt du noch, als ihr angekommen seid, du und Severin? Da war die Prozession, und ich hab gesagt, der Heilige bringt euch Ruhm und Ehre. Und das hat er doch auch. Hier kannst du ein großer
senher
werden. Warum willst du gehen?«
    Arnaut drehte sich um. Als er Jori so betrachtete, fiel ihm auf, dass der Junge in letzter Zeit um einiges gewachsen war. Auch die Stimme klang tiefer. Bald ist er ein Mann, dachte er.
    »Wenn dir Narbona mal zu eng wird«, sagte er und strich dem Jungen durch die Locken, »dann komm nach Rocafort. Ich bring dir das Waffenhandwerk bei.«
    Da leuchtete es in Joris Augen. »Versprochen?«
    »Versprochen!«
    Arnaut nahm die Pferde beim Zügel.
    »Bis dahin, hab dich wohl.« Jori begleitete ihn noch bis ans Tor. »Und sag Severin, ich wünsch ihm Glück.«
    Ohne sich

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