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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Ermengarda und Raimon trugen ihm ihre Pläne für die Vizegrafschaft vor, und anschließend verbrachte er viele vertrauliche Stunden sowohl mit den Trencavels wie mit dem Grafen von Tolosa selbst.
    ***
    »Ihr schon wieder?«, knurrte der Erzbischof. »Was wollt Ihr von mir?«
    »Schickt Eure Diener hinaus«, sagte Menerba. »Wir haben Vertrauliches zu bereden.«
    »Mit Euch gewiss nicht.«
    »Wie Ihr wollt«, sagte Menerba leise. »Aber es geht um Euer Amt und Euren Titel. Oder wollt Ihr mit Schimpf und Schande davongejagt werden?«
    »Was soll das? Seid Ihr von Sinnen?«, erregte sich der Kirchenfürst, aber dann schickte er seine Schreiber und Diener aus dem Saal und wies auf einen Stuhl. »Also spuck es aus, Menerba.«
    Der setzte sich erst einmal. »Ich will, dass Ihr jegliche Feindschaft oder Widerstand gegen
Domna
Ermengarda einstellt und ihr keine Schwierigkeiten mehr bereitet. Und das nicht nur für den Augenblick, sondern für den Rest Eures miserablen Lebens.«
    »Ha!«, lachte Leveson auf. »Das ist nun wirklich zu lustig.«
    »Lacht nur. Bald werdet Ihr es nicht mehr so vergnüglich finden. Mir sind gewisse Schriftstücke und Beweise in die Hände geraten, die Euch eher sauer aufstoßen werden.«
    Levesons Gesicht verfinsterte sich. Er starrte Menerba aus wässrigen Greisenaugen an. »Sagt endlich, was Ihr zu sagen habt.«
    »Ich habe Abschriften, die den Umfang Eurer Abmachungen mit Graf Alfons darlegen. Im Falle einer Vermählung mit Ermengarda hätte er Euch große Teile des vizegräflichen Vermögens zum persönlichen Eigentum überschrieben. Das ist nicht nur ein dreckiger Handel zum Schaden der Grafschaft, sondern auch eine Veruntreuung gegenüber der Kirche.« Menerba nannte Einzelheiten, die jeden Einwand Levesons im Keim erstickten.
    »Nun gut«, knurrte der alte Mann. »Ärgerlich, wenn es bekannt würde, doch damit könnt Ihr mir kaum das Genick brechen.«
    »Keine Sorge, ich habe mehr. Was wäre, wenn alle Welt erführe, dass Ihr ein Knabenschänder seid, je jünger, je lieber. Mit wem Ihr Euch vergnügt, soll mir gleich sein, aber
per Dieu,
müssen es denn Kinder sein? Was für ein Kirchenmann seid Ihr eigentlich?«
    Der Erzbischof war erbleicht. »Wie wollt Ihr das beweisen?«
    »Hier, ich habe Aussagen«, er legte Zeugnisse auf den Tisch, nannte Namen. Die meisten waren Waisenkinder oder die Ärmsten der Armen, denen nie jemand glauben würde, außer natürlich ein Mann wie Menerba würde sich für sie verbürgen. Leveson sackte immer tiefer in seinen Stuhl.
    »Und zuletzt«, hob Menerba zum Todesstoß an. »Hier habe ich ebenfalls Abschriften von Vereinbarungen zum Verkauf von Kirchenämtern. Zum Beispiel der Bischofssitz von Elna und viele andere. Wie würde der Papst es sehen, wenn er diese Dokumente zu lesen bekäme. Ihr seid nicht nur ein Kinderschänder, sondern auch ein Dieb, der die Kirche bestiehlt.«
    »Wo habt Ihr das her?«, krächzte Leveson. Er war grau geworden, und seine Hand zitterte, als er sich über den Scheitel fuhr.
    »Das geht nur mich etwas an.« Menerba sammelte die vorgelegten Schriftstücke wieder ein. »Ich werde alles gut aufheben und Stillschweigen darüber wahren, solange Ihr tut wie geheißen.« Damit erhob er sich und ließ den alten Mann allein.
    »Verfluchter Hund«, flüsterte Leveson benommen.
    ***
    Arnaut war erstaunt, als Felipe ihn auf dem Übungsplatz vor den Toren der Stadt aufsuchte. Die Wunden in seinem Gesicht waren fast verheilt. Auch die linke Hand, die er etwas steif an der Seite hielt, war ohne Verband. Mit der Rechten schirmte er seine Augen gegen die Sonne ab und beobachtete einen Augenblick lang die schwitzenden Männer bei ihren Waffenübungen.
    »Ich höre, ihr macht Fortschritte«, sagte er etwas verlegen.
    »Ich bin nicht unzufrieden. Nur was die Ausrüstung betrifft, die lässt bei vielen zu wünschen übrig. Ich hoffe, Raimon hält sein Wort. Er hat mir Gelder für Waffen versprochen.«
    Aber etwas anderes schien Felipe zu beschäftigen. »Hör zu, Arnaut. Ich hab mich wie ein Esel benommen, damals auf deiner Burg. Vergiss auch mein dummes Geschwätz. Ich möchte deine Freundschaft nicht verlieren.«
    Das hatte Arnaut nicht erwartet, umso mehr freute es ihn.
    »Eh, Felipe«, lächelte er. »Wir sind doch Kameraden, oder? Nach allem, was wir erlebt haben? Ein kleiner Streit wird uns nicht entzweien.«
    Felipe grinste erleichtert und legte ihm den Arm um die Schultern. »Komm, ich lad dich ein. Lass deine Jungs hier für ein paar

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