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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Stunden allein. Die kommen auch ohne dich zurecht. Trinken wir einen Schluck oder zwei, um die Versöhnung zu begießen.«
    Das Wirtshaus
Al Peis d’Argent
war schon am Nachmittag so voll, dass die Menge bis in die Gasse überquoll und viele Leute den billigen Schankwein draußen trinken mussten, wo der Wirt hastig Bänke aufgestellt hatte. Trotzdem mussten die meisten stehen, und in der Gasse war kaum noch ein Durchkommen.
    Doch das schien die Stimmung nicht zu mindern. Man genoss die ersten warmen Tage des Jahres. Es war Frühling, die Luft mild, die Stadt voller Fremder mit Geld in den Taschen, und so ging es hoch her draußen vor der Taverne, besonders da Peire Rogier mitten im Gewühl und in überschwenglicher Weineslust einen Sängerwettstreit vom Zaun gebrochen hatte. Jaufré Rudel, sonst so still, hatte sich zur Freude der Zecher nicht lange nötigen lassen, und als Dritter beteiligte sich ein Sänger aus dem Volk, der für gewöhnlich an schönen Tagen wie diesem sein Handwerk in den Gassen betrieb. Die Gäste sangen mit, und zwischen den Gesangseinlagen gab so mancher Witzbold unter allgemeinem Gelächter freche Geschichten und unzweideutige Zoten zum Besten.
    Arnaut und Felipe drängten sich dazwischen, nahmen der Schankmagd einen Becher Wein vom Tablett und hörten belustigt zu. Unter den anwesenden Fischern, Soldaten, Handwerkern und einigen verirrten Mönchen befanden sich auch stadtbekannte Huren, die ihrerseits die Stimmung anheizten, indem sie ihre Brüste zur Schau stellten und besonders den katalanischen
soudadiers
schöne Augen machten.
    Einige Male wäre es darüber fast zu Handgreiflichkeiten gekommen.
    »Lasst euch nicht auf solche Weiber ein. Die sind alle schlecht«, lallte einer und kippte einen Becher Wein hinunter.
    »So wie du säufst, kriegst du eh keinen hoch«, schrie ein anderer.
    Darauf stimmte der Straßensänger ein Lied auf die trügerischen Weiber an, das alle mitgrölten, am lautesten die Dirnen selbst. Nachdem er geendet hatte, sprang Rudel mit einem
canso
für die Ehre der hohen Liebe ein und endete mit dem festen Bekenntnis,
dass wahre Liebe keinen Mann betrügt:
     
    Per qu’ieu sai ben az escien
    qu’anc fin’amor ome non trays.
    Da ließ Rogier sich nicht lumpen und setzte noch einen drauf:
     
    Bos drutz non deu creir’ auctors,
    so que ditz qu’a fait alhors,
    creza, si tot non lo jura,
    esso que’n vi dezacuelha.
     
    Der gute Liebhaber darf auf Dritte nicht hören,
    was auch immer andere ihm schwören,
    nur was die Liebste ihm sagt, soll er glauben,
    und von sich weisen, was er selbst nicht sah.
    Dann lachte er unbändig, als ihn die Menge lautstark ausbuhte.
    »Das glaubst du doch wohl selber nicht«, brüllten sie.
    »Natürlich nicht«, schrie er. »Ich bin doch nur der Sänger.«
    Damit ließ er sich in die Arme der Schönen fallen, die neben ihm stand, und küsste sie unter Beifall wild auf den Mund. Nachdem er wieder Luft geholt hatte, rief er: »Seht ihr, wie treu sie mir ist?«
    »Bis einer kommt, der mehr Silber hat«, schrien sie zurück.
    »So ist es«, lachte er und gab ihr einen deftigen Klaps auf das Hinterteil.
    »Entschuldige mich einen Augenblick, Felipe«, sagte Arnaut und zwängte sich durch die ausgelassenen Schankgäste, denn er hatte gerade den grobschlächtigen Joan de Berzi, den Tolosaner Reiterhauptmann, in die Gasse treten sehen. Auch der erkannte ihn gleich.
    »Ola, mon gartz«,
rief er fröhlich und schlug ihm auf die Schulter. »Du hast dich ja gewaltig gemausert, Jungchen. Wer hätte dir das zugetraut?«
    »Du hättest uns fast erwischt, weißt du das? Wir waren keine fünf Schritte von dir entfernt. Kannst du dich an die Hütte der Aussätzigen erinnern?«
    Joan runzelte die Stirn. Dann rief er: »
Per deable!
Da wart ihr drin?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist schon eine unglaubliche Geschichte. Ihr habt uns ganz schön zum Narren gehalten.«
    »Du bist mir nicht gram, hoffe ich.«
    »Jetzt, da du’s sagst, fällt mir ein, du schuldest mir noch einen Zweikampf, oder hast du das vergessen?« Er machte ein grimmiges Gesicht, lachte aber gleich darauf, als er Arnauts verdutzte Miene sah. »Nein, nein. Ich bin dir ebenso wenig gram wie Alfons. So ist
fortuna.
Mal so, mal so. Was soll man da sagen?«
    »Wie geht es ihm?«
    »Sehr gut. Ich komme gerade von eurem Palast. Ist alles unter Dach und Fach, wie es aussieht.«
    »Sie haben sich geeinigt?«
    »Es fehlen noch ein paar Nichtigkeiten bezüglich Zahlungen an die Trencavels, aber

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