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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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Müll. Wie der Chef mich gebeten hatte. Ich konnte doch nicht ahnen, dass da jemand drin lag. Und die Steine auf den Kopf gekriegt hat!«
    Anne-kin hat eine Gänsehaut. In der ganzen traurigen Geschichte kann sie nur einen einzigen Lichtblick erkennen. Nämlich, dass Sundt Gelder locker machen konnte für jemanden, der den Jungen an der Hand hält in dieser bösen Zeit, die er jetzt durchmachen muss, wenn er begreift, dass einer seiner Ziegelsteine einen Menschen getötet hat.
    Sie zieht ihre Jacke fester um sich zusammen. Sie sitzen schweigend da. Ihr Chef sieht erschöpft und traurig aus. Er hat eine Tochter, die fast genauso alt ist wie Kristian. Auch sie hat im vergangenen Jahr bei einer Einsatzwoche solche Arbeiten erledigt. Auch sie hätte …
    »Der Arbeitgeber!«, ruft Halvorsen. »Was ist mit dem Arbeitgeber? Haben wir den verhört? Er hat doch den Befehl erteilt, den ganzen Schutt wegzuschaffen und …« Sie kommt nicht weiter, denn Sundt hebt eine Hand und sagt:
    »Der Arbeitgeber ist die Gemeinde und der Auftraggeber des Jungen ein armer Lagerleiter, der sich hier heute schon die Augen ausgeweint hat, als ihm der Zusammenhang aufgegangen ist.« Pause.
    »Ich glaube nicht an irgendwelche lichtscheuen Verbindungen, Halvorsen.«
    »Na, dann nicht«, sagt sie wohlerzogen. Und schweigt.
    »Aber wir schauen diesem Unternehmen natürlich genau auf die Finger«, murmelt er. Anne-kin nickt, sie weiß, wie viele an diesem Fall arbeiten, sie weiß, dass sie und Vang nur zwei unter vielen sind, sie weiß, dass die Wache von Trondheim noch nie einen so großen Fall gehabt hat. Sie sieht alle Viertelstunde Neues auf ihrem Bildschirm, liest einlaufende Berichte, sitzt in zeitraubenden Besprechungen, wo niemand sich auch nur einen Gang zum Kaffeeautomaten bewilligt, sie weiß, dass ihre Aufgabe bei der ganzen Sache eigentlich ist, wie ein Staubsauger in Trondheim herumzuschnüffeln, um den »Spatz« zu finden. Das mit dem »anonymen Tipp« ist da von zweitrangiger Bedeutung.
    »Wie gesagt, wir setzen Ermittler auf deinen Tipp an«, sagt Sundt. Sie nickt, macht sich bereit zum Gehen. Doch dann hört sie die Frage:
    »Was macht denn der jüngste Halvorsen-Sprößling? Treibt er noch immer Sport, oder …« Anne-kin drückt auf die Klinke, dreht sich um und sagt: »Du meinst Kristian? Nein, das, was er vor zwei Jahren über Doping und Dreck mitgekriegt hat, hat ihm gereicht. Jetzt klebt er vor dem Bildschirm. Mein Vater hat dem Knaben einen Computer gekauft, so ein richtig geiles Teil, und jetzt probiert Kristian zwischen Patiencen und der Suche nach dem Heiligen Gral alles aus. Das nächste Geburtstagsgeschenk ist sicher ein Modem, damit er im Net surfen und die Telefonrechnung der Alten vervielfachen kann.« Sundt nickt. Er ist dieser Art von Technologie immer um einen Schritt voraus, ist ein eifriger Livingstone im Dschungel der Computertechnologie.
    Sie selber kann Stunden im Net verschwenden, um sich Informationen zu beschaffen, die die Bibliothekarin ihr innerhalb von zehn Minuten vorlegen kann. Möglicherweise, weil es ihr nicht gelingt, dem Großen Netz die richtigen Fragen zu stellen, sie ist nicht in der richtigen Net-Fragenstellung geschult worden. Und ihre Geduld reicht nicht aus, um sich den Weg per Experiment zu suchen.
    Anne-kin hat Papierstapel und Mantel auf dem Schoß und weiß, dass Sundt sie jetzt loswerden möchte. Anne-kin Halvorsen geht nicht, sie hat noch mehr auf dem Herzen, sie hat Dynamit auf der Zunge.
    »Morgen«, sagt sie, »morgen ist bei den Hell’s Angels in Trolla Tag der offenen Tür. Der MC-Club lädt die Bevölkerung der Stadt zu Waffeln und Kaffee ein und will uns zeigen, dass sie allesamt ganz normale Mitbürger sind. Väter und Ehemänner wie ›du und ich‹, sie wollen zeigen, wie normal sie sind, dass das einzig Unnormale aus Tätowierungen und Lederjacke und Pferdeschwanz besteht und aus der Harley und …« Sie muss Luft holen.
    Die Explosion bleibt nicht aus. Sundt wirbelt herum, sieht sie an und sagt: »Ja und?«
    »Tja, ich dachte, ich könnte als normale Besucherin hingehen, nicht als Polizistin, ohne Waffen oder Drogen zu beschlagnahmen, und … ja, nur, um mich ein wenig umzusehen.«
    »Morgen«, sagt Sundt eiskalt, »morgen wird in der Zeitung ein Artikel stehen, in dem Polizeidirektor und Polizeipräsident nachdrücklich klarstellen, dass alle, die diesen Ort besuchen, die ihn an diesem so genannten Tag der offenen Tür aufsuchen, dass sie allesamt … zur Legitimierung

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