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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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achtet auf ein kleines weißes Gesicht oben in der Wand. Die meisten sind damit beschäftigt, ihre Autos abzustellen. Möchten wissen, was diese Hells-Angels-Knaben eigentlich zu bieten haben. Laden sie wirklich nur zu Kaffee und Waffeln ein? Einige neugierige Jugendliche beiderlei Geschlechts kommen angeschlendert, einige angejahrte Männer, die noch immer davon träumen, einmal eine Harley zu besitzen, stellen ihre Wagen mit Allradantrieb ab, etliche Familien mit zwei oder drei Nachkommen treffen ein. Harley-Kalle, ein netter Nachbar, kommt, die Schwester der Freundin des aller »nettesten« Harleyheinis, der für die Kinder Spielzeug bastelt, zwei Journalisten mit einem Fotografen im Schlepptau. Und ein Politiker aus der linken Mitte. Der es sich verbeten möchte, dass Polizeidirektoren und Polizeipräsidenten und Gott und die Welt ihm erzählen wollen, wohin er gehen darf und wohin nicht. Er steht auf ziemlich verlorenem Posten, die restliche »Obrigkeit« hat begriffen, was Polizeidirektor und Polizeipräsident in der Lokalzeitung und im Lokalfernsehen verkündet haben. Sie wollen nicht Kriminellen in die Hände spielen. Sie bleiben weg. Backen selber Waffeln, kochen sich ihren Samstagskaffee allein. Der Politiker stellt sein Auto dort ab, wo noch Platz ist, am Rande des Parkplatzes. Er schließt sorgfältig die Türen des Pritschenwagens ab, der Familienkutsche, die sonst seine Frau fährt. Und geht auf ein großes Schild mit der Aufschrift WILLKOMMEN zu.
     
    Durch ein schmales Fenster, ein Ventil, wird etwas herabgelassen. Und zwar ein Bündel mit Kleidern. Und mit einer Waffe. Gleich darauf wird ein Kopf hindurchgepresst. Zwei nackte, schmale Schultern scheinen sich zusammenzufalten. Und pressen. Pressen Millimeter um Millimeter.
     
    Und oben auf der Straße fährt ein weißer Datsun Cherry im Leerlauf. Er blinkt zum alten Fabrikgelände hinunter, fährt langsam auf Willkommensschild und Kaffeeklatsch zu. Dann hält er zögernd an. Und wird scharf herumgerissen, beschleunigt, dass Sand und Kies nur so aufstieben und ein vom Alter gezeichnetes Auto aufjammert. Sundt, denkt Anne-kin Halvorsen, du hast Recht. Kein Grund, für die Gratisreklame zu machen. Und dann fährt Kommissarin Halvorsen innerhalb des erlaubten Geschwindigkeitsrahmens zurück in die Stadt.

15
    Nichts mindert den Fall, der Boden besteht aus Lehm und Sand, nur direkt vor der Wand wachsen einige Grasbüschel. Sie kriecht auf allen vieren hinter Kästen und alte Reifen, zieht das Bündel hinter sich her, schaut an der Wand hoch. Es ist gar nicht so schrecklich hoch, aber sie war abgerutscht, ihre Füße hatten sich nicht mehr halten können, sie war einfach hinaus- und hinabgeglitten. Für einen ganz kurzen Moment bleibt sie sitzen und versucht festzustellen, ob etwas gebrochen ist. Sie glaubt es nicht, aber die heftigen Schmerzen, die sie jetzt verspürt, können mehr verbergen als nur eine Fleischwunde. Sie späht durch die Reifen, hinter denen sie sitzt. Der Platz vor ihr ist leer, aber dort stehen ungeheuer viele Autos. Langsam zieht sie sich an, wischt sich mit dem Laken die ärgsten Cremeansammlungen ab, schiebt es tief unter den Reifenhaufen. Findet die Innentasche in der taillenkurzen Jeansjacke und versteckt darin die Waffe.
    Diese vielen Autos, warum stehen hier so viele Autos? Und wer sind diese vielen Leute? Fabrikarbeiter? Oder Zivilpolizei? Läuft hier eine Razzia? In dem Fall hat sie noch weniger Zeit zu verlieren denn je. Sie zieht den Kopf ein und schleicht zum nächsten Auto weiter. Richtet sich auf und überlegt. Sie kann keine Stadt sehen, nur einen steilen Berghang mit schweren Nadelbäumen auf der einen Seite, auf der anderen Seite einen breiten, blanken, öden Fjord. Kein Bootsverkehr mit Lastschiffen, Tankern, Militärschiffen, nur einige kleine Boote. Es ist so offen, es ist so anders! Sie muss die Stadt finden, aus der sie gekommen ist, die Stadt mit dem großen Krankenhaus. Die muss doch einen Hafen besitzen? Als sie den Parkplatz fast verlassen hat, erstarrt sie. Langsam fährt ein Motorrad über die Einfahrt. Sie lässt sich hinter ein Auto fallen und hört das Motorrad vorüberfahren. Stille. Eine Weile. Dann Schritte, Stimmen, Autotüren, die geöffnet und wieder geschlossen werden, ein Motor wird angelassen. Sie folgt dem Auto mit den Augen, begreift sofort, dass sie dort nicht gehen kann, die viel befahrene Straße ist zu gefährlich für sie. Und in den dunklen, hoch aufragenden Wald will sie nicht. In ihrem

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