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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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Schlucke.
    Dann stellt er die Flasche weg.
    »Hörst du? Das waren nich meine Kumpels. Das war die Frau, die, die total zugedröhnt war und nich vertragen konnte, dass Manne sie ein bisschen angepöbelt hat, er hat ihr was zugerufen, was sie nich haben wollte. Können nix ab, diese Junkies«, murmelt er. Anne-kin schweigt.
    »Ja Scheiße, die kleine Kuh hat ihn erstochen. Ehe wir piep sagen konnten, hatte sie schon ein Messer in der Hand und hat ihn einfach erstochen. Er konnte sich gar nich mehr wehren, sie war blitzschnell.«
    »Und ihr«, fragt Anne-kin, »was habt ihr gemacht?« Sie weiß, dass diese Frage ihn provozieren wird, sie will ein bisschen Hitze erzeugen.
    »Wir? Was zum Teufel hätten wir denn tun sollen? Gegen diese Furie mit ihrem Messer? Glaubst du vielleicht, wir wollten in irgendwas reingezogen werden?«
    »Wie sah sie aus«, fragt Anne-kin Halvorsen. Zieht es vor, seine Frage zu überhören.
    Er zögert, denkt nach.
    »Klein, schmächtig und knatschverrückt. Tierisch aggressiv.«
    »Haare«, fragt sie weiter. »Was hatte sie für eine Haarfarbe?«
    »Rotschwarz, komische Farbe. Und jede Menge Blechgebammel in Ohren und Fingern. So Ringe, du weißt schon. Und ich weiß nich mehr, nur, dass Manne tot ist und das wir alle das nich waren. Armes Schwein.«
    »Die Kleider? Was hatte sie an?«
    »Was Schwarzes. Und jetzt musst du gehen. Und versuch ja keinen Scheiß, du kannst deinem Chef was von einem anonymen Anruf erzählen, kein Wort sonst, sonst …«
    »… bin ich meinen Job los«, fügt sie hinzu.
    »Genau.« Er nickt. Sie sind einer Meinung.
    »Ruf an, wenn dir noch mehr einfällt«, sagt Anne-kin und kommt auf die Beine. »Und du solltest dir Fußbodenheizung legen lassen, von unten her ist es verdammt kalt.« Er kapiert den Witz, schmunzelt, dreht für einen Moment sein Gesicht weg und sie sieht sein Profil. Und weiß, wer er ist, er ist wirklich der »Indianer«. Vier, fünf Jahre jünger als sie, in derselben Gegend aufgewachsen. Übernachtungsgast in der Herberge der Heilsarmee, Tagespendler zu allerlei Parks und Torwegen. Jetzt hat er also das »Quartier« des »Türken« übernommen. Und ihren Weihnachtsschnaps ausgetrunken. Und vermutlich eine ganz wunderbare Lügengeschichte über messerstechende Mädels von sich gegeben. Sie richtet sich mit krummem Rücken auf und hat die Höhle schon halb verlassen, als sie hinter sich hört: »Und hier hast du das Messer. Sicher hat sie Fingerabdrücke hinterlassen. Es ist übrigens ein Messer vom ›Türken‹.« Dann drückt er ihr eine Plastiktüte mit einem Messer in die Hand. Er wirft ihr den Rucksack hinterher und ruft: »Danke für den Schnaps!«
     
    Es dämmert schon, als sie der Spur zurückfolgt, weit weg von Wegen und keuchenden Joggern. Sie taucht wieder in den Nadelwald ein, er ist jetzt um einiges dunkler, nicht ein Laut dringt dort hin. Kein Vogel sammelt hier Beeren, keine Hummel sucht am Ende der Saison noch Nektar, es gibt nur grauweißen weichen Boden. Und jede Menge Tannennadeln. Und eine Stille, in der ihr Herzschlag sich anhört wie Donnerhall. Obwohl er nicht viel höher liegt als normaler Ruhepuls. Ein Zweig bricht, ein trockenes kleines Geräusch. Es macht ihr keine Angst, im Wald darf ja wohl ab und zu ein Zweig abbrechen. Sie orientiert sich an einer kleinen Lichtung, einer Gasse durch den Wald. Im Westen sieht sie den Damm, glaubt wirklich auch einen spiegelnden Reflex zu erkennen. Brille? Der »Indianer« trägt keine Brille. Fernglas? Vermutlich.
    Na gut, dann wird sie eben mit dem Fernglas verfolgt. Der »Indianer« geht kein Risiko ein. Profi, auch nach dem vielen Aquavit.
    Plötzlich hat sie das Gefühl nicht mehr allein zu sein, jemand ist hier mit ihr zusammen, etwas atmet in ihrer Nähe. Sie presst ihren Rücken gegen einen Baumstamm, mustert die Schatten. Es ist hinter ihr, hinter dem Baumstamm. Und es ist kein Elch. Und auch kein süßes Häschen. Sie hört es jetzt deutlich. Ihr Körper spannt sich an und mit einem Sprung wirft sie sich herum, packt die Gestalt, die dort steht, und drückt sie zu Boden. Biegt ihr einen Arm auf den Rücken und bohrt ihr das Knie ins Kreuz.
    »Au, zum Teufel«, hört sie. Und lässt sofort los. Es ist Stein-Jørgen.
    »Und da soll ich auf dich aufpassen! Ich lern es nie«, hört sie von unten. Zuerst ist Anne-kin Halvorsen wütend. Zwei Sekunden lang. Dann muss sie lachen. Der Anblick ihres armen Ritters, der mit Tannennadeln in den Haaren bäuchlings daliegt, ist einfach zu

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