Die Corleones
bleiben.«
Sonny, der mit dem Rücken zur Tür dagestanden hatte, trat näher an seinen Vater heran. Sein Gesicht war zwar rot, aber sonst ausdruckslos.
Vito nahm neben Mike DiMeo Platz.
Nachdem die Tür sich hinter Genco und Luca geschlossen hatte, zog Giuseppe seine Ärmel gerade, zupfte an seinen Manschetten, schob seinen Stuhl nach hinten und stand auf. »Gentlemen«, sagte er, »ich habe euch heute alle hierher gebeten, um künftige Schwierigkeiten zu vermeiden.« Seine Worte klangen steif und eingeübt. Er hustete und fuhr dann etwas unbefangener fort: »Hört mir gut zu. Wir können eine Menge Geld verdienen, wenn wir alle einen kühlen Kopf bewahren und wie Geschäftsleute zusammenarbeiten. Nicht wie Tiere«, fügte er hinzu und blickte zur Hintertür, durch die Luca gerade hinausgegangen war. »Jeder von uns hat sein Revier. Gemeinsam gehört uns ganz New York und New Jersey – mit Ausnahme einiger Juden und Iren, ein Haufen tollwütiger Idioten, die glauben, sie könnten tun und lassen, was sie wollen.« Er beugte sich ein wenig vor. »Aber darum kümmern wir uns später.« Keiner der Bosse oder Leibwächter machte ein Geräusch. Alle wirkten ausgesprochen gelangweilt, mit Ausnahme von Phillip Tattaglia, der an Giuseppes Lippen zu hängen schien. »Es hat schon genug Tote gegeben«, fuhr Giuseppe schließlich fort. »Manche davon waren nötig« – ein Blick zu Vito –, »andere nicht. Der junge Nicky Crea im Central Park …« Er schüttelte den Kopf. »Das macht nur die Cops und Politiker wütend, und die machen wiederum uns das Leben schwer. Wir alle hier stehen an der Spitze einer Familie, und jeder trifft seine eigenen Entscheidungen. Aber wenn über einen unserer Leute ein Todesurteil gefällt wird, dann, finde ich, sollten wir Bosse gemeinsam darüber abstimmen. Das ist einer der Gründe,warum ich diese Zusammenkunft einberufen habe. Um herauszufinden, ob wir uns da einig sind.«
Giuseppe trat vom Tisch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Als keine unmittelbaren Reaktionen erfolgten und die Männer am Tisch ihn weiterhin ausdruckslos anstarrten, schaute er erst Tomasino an, der neben ihm stand, dann wieder die Bosse. »Wisst ihr was? Wenn ich ehrlich bin, war das eigentlich nicht als Frage gemeint. Ich möchte, dass das ein möglichst kurzes Treffen wird, denn im Zimmer nebenan wartet eine Menge gutes Essen auf uns.« Seine Augen leuchteten. »Falls unsere Consiglieri uns nicht alles wegessen, bevor wir fertig sind!« Tattaglia lachte laut, und Stracci und Cuneo gestatteten sich die Andeutung eines Lächelns. »Gut«, sagte Giuseppe. »Also, so läuft das von jetzt an. Bevor jemand kaltgemacht wird, müssen alle Bosse zustimmen. Wenn jemand anderer Meinung ist, dann ist das der richtige Zeitpunkt, es zu sagen.« Er setzte sich und zog den Stuhl bis an den Tisch. Das Kratzen der Stuhlbeine war auf den Fliesen kaum zu hören.
Mike DiMeo strich sich durch die wenigen Haarsträhnen, die ihm noch geblieben waren. Als er sprach, klang seine Stimme sanft und kultiviert, was nicht so recht zu seinem massigen Körper passen wollte. »Don Mariposa«, sagte er und stand auf, »ich respektiere Ihre große Macht in New York, vor allem, seit die Geschäfte der Familie LaConti auf Sie übergegangen sind. Aber New York«, fügte er hinzu, ohne den Blick von Giuseppe abzuwenden, »New York ist natürlich nicht New Jersey. Trotzdem – alles, was uns davon abhält, wie ein paar Verrückte übereinander herzufallen, findet meine Zustimmung.« Er hielt inne und klopfte zweimal mit dem Finger auf den Tisch. »Und wenn ich zustimme, dann können Sie sich darauf verlassen, dass sich das übrige New Jersey dem anschließt.«
DiMeo setzte sich wieder, und die anderen Bosse klatschten höflich, mit Ausnahme von Vito, dem allerdings auch zu gefallen schien, was der Boss von New Jersey gesagt hatte.
»Dann wäre das erledigt«, sagte Giuseppe, als hätten sie förmlich darüber abgestimmt. »Jetzt habe ich noch ein Problem, unddann können wir essen.« Er schwieg einen Moment, als müsste er nachdenken. »Seit dem Ende der Prohibition musste ich einige Einbußen hinnehmen. Meine Familie hat eine Menge Geld verloren – und die Männer werden allmählich unruhig.« Er sah sich am Tisch um. »Ich will offen sein. Meine Männer wollen Krieg. Sie möchten unsere Unternehmungen auf andere Gebiete ausweiten, und zwar auf eure Gebiete. Meine Männer sagen mir, dass wir jetzt so mächtig sind, dass wir einen
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