Die Corleones
entschieden«, sagte Giuseppe. Er klang eher überrascht denn energisch, wurde sich seines unsicheren Tonfalls jedoch sofort bewusst und versuchte das wiedergutzumachen, indem er bellte: »Es sei denn, irgendjemand hat Einwände.«
Als niemand etwas sagte, erhob sich Vito. »Ihr alle werdet uns verzeihen, wenn wir nicht an dem Festmahl teilnehmen, das Don Mariposa uns versprochen hat, aber einer meiner Söhne« – er legte sich die Hand aufs Herz – »muss ein umfangreiches Referat schreiben, und zwar über unseren großen neapolitanischen Bürgermeister, der New York von Sünde und Korruption befreien wird.« Alle lachten, mit Ausnahme von Mariposa. »Ich habe versprochen, ihm dabei zu helfen.« Vito wandte sich um und wies mit einer Kopfbewegung zur Hintertür, und während Sonny hinübereilte, um sie ihm zu öffnen, schritt Vito zu Mariposa und hielt ihm die Hand hin.
Giuseppe betrachtete sie misstrauisch und schüttelte sie dann.
»Vielen Dank, Don Mariposa«, sagte Vito und schaute über den Tisch. »Gemeinsam werden wir reich werden.«
Alle Bosse erhoben sich von ihren Stühlen und traten zu Vito und Mariposa, um einander die Hände zu schütteln. Vito sah zu Sonny hinüber, der noch immer die Tür aufhielt, und von Sonnys Gesicht zu Genco, der im Zimmer nebenan zusammen mit einem Dutzend anderer Männer um einen Banketttisch herumstand, auf dem üppig angerichtet war. Genco schien zu verstehen, was er von ihm wollte. Er wandte sich zu Luca um und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, dass sie gehen wollten. Zusammen mitSonny bildeten die Männer einen kleinen Kreis an der Tür und warteten, bis Vito allen die Hand geschüttelt und mit den anderen Bossen ein paar höfliche Worte gewechselt hatte. Tomasino Cinquemani, der wie die anderen Leibwächter mit überkreuzten Händen an der Wand stand, starrte Luca finster an. Sein Gesicht wurde zunehmend rot, bevor er sich abwandte und wieder etwas beruhigte, den Blick auf eines der Heiligenporträts gerichtet.
Während Richie Gatto im gleichmäßigen Regen durch die Straßen von Manhattan fuhr, legte Vito seinen Hut auf die Ablage hinter sich und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Im Wagen herrschte erwartungsvolles Schweigen, als würden alle Männer, Sonny vorne neben Richie und Vito zusammen mit Genco und Luca im Fond, darauf warten, dass jemand als Erstes das Wort ergriff. Vito strich sich über den Hals und schloss die Augen. Er wirkte besorgt. Schließlich öffnete er die Augen wieder und wandte sich Luca zu, der sich ihm im selben Augenblick zuwandte. Obwohl Genco zwischen ihnen saß, hätte er ebenso gut unsichtbar sein können. Die beiden Männer sahen einander an, und jeder schien im Blick des anderen etwas zu erkennen.
Sonny, der durch das Fenster in den Regen hinausgestarrt hatte, rief: »Ach, Herrgott noch mal!« Alle zuckten erschrocken zusammen – außer Luca. »Pa!«, sagte Sonny und drehte sich herum, so dass er auf dem Beifahrersitz kniete. »Ich kann nicht fassen, dass wir uns das von Mariposa bieten lassen! Dieser verdammte
ciucc’
! Der bekommt jetzt fünfzehn Prozent von uns?«
»Santino«, sagte Vito mit einem leisen Lachen, als hätte Sonnys Ausbruch die unheilvolle Stimmung zerstreut, die eben noch geherrscht hatte. »Setz dich hin und halt den Mund. Solange dich niemand fragt, hast du hier keine Stimme.«
Sonny ließ theatralisch den Kopf auf die Brust sinken und verschränke die Hände im Nacken.
Genco sagte: »Von alledem verstehst du noch nichts, Sonny.« Als Sonny nickte, ohne aufzuschauen, sagte Genco zu Vito: »Giuseppe will fünfzehn Prozent?«
»Er bekommt einen Anteil von fünfzehn Prozent von allen Einkünften«, erwiderte Vito, »und dafür verspricht er, dass es keinen Krieg geben wird.«
Genco presste die Hände aneinander. »Was haben sie für Gesichter gemacht, als Giuseppe ihnen erklärte, was sie bezahlen sollen?«
»Es hat ihnen nicht gepasst«, antwortete Vito, als sei das selbstverständlich. »Aber sie wissen, dass ein Krieg sie teuer zu stehen käme.«
»Sie haben Angst«, sagte Luca, sichtlich angewidert von den Bossen, die sich zu dem Treffen eingefunden hatten.
»Aber trotzdem, es passt ihnen nicht«, sagte Genco, »und das ist gut für uns.«
Vito versetzte Sonny einen Klaps auf den Kopf, womit er ihm bedeutete, er solle sich aufrecht hinsetzen und zuhören. Sonny hob den Kopf, ließ den Blick über die Rückbank schweifen, verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.
»Mariposa ist
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