Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
erfüllt? Hast du mal einen Geist gesehen?“
„Ein- oder zweimal dachte ich, ich hätte einen Geist gesehen“, sagte sie leise. „Aber das war nicht hier, sondern im Ranchhaus.“
Steven zog flüchtig eine Braue hoch, eine leise Brise fuhr durch seine Haare, während er gespannt darauf wartete, dass sie mehr erzählte.
„Es war eine Gestalt, die ich nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen habe, nur für einen Moment, das war auch schon alles“, berichtete sie ihm über das Erlebnis, das für sie mehr Trost als Schrecken gewesen war.
Schließlich kamen sie wortlos zu der einhelligen Ansicht, dass es Zeit wurde, weiterzuziehen. Steven pfiff nach Zeke, der das hohe Gras durchstöberte.
Der nächste Halt war hoch oben auf einer Felsklippe, von wo aus man einen atemberaubenden Blick auf die Stone-Creek-Ranch und die in einiger Entfernung gelegene Stadt hatte. Melissa hatte darauf gehofft, King’s Ransom zu sehen, das legendäre Wildpferd, das sich manchmal zeigte. Doch heute tauchte der Hengst mit seinen zahlreichen Stuten und Fohlen nicht auf.
„Natürlich ist da auch noch das Haus“, fuhr Melissa fort, als sie wieder in Stevens Truck saß und davon ausging, dass die Rundfahrt nun beendet war. „Aber da es bewohnt ist, muss dieser Teil der Führung noch warten.“
Steven lächelte sie an und sah über die Schulter zu Zeke, ob er gut saß, bevor er den Motor anließ.
Etwas hatte sich zwischen ihr und Steven verändert, überlegte Melissa. Die Stimmung war immer noch angespannt, aber mittlerweile kam es ihr ganz natürlich vor, Zeit mit ihm zu verbringen.
„Und, was soll es sein, Melissa?“, fragte er nach langem Schweigen, als sie längst zurück in seinem Tourbus waren. „Ist es jetzt oder nie?“
„Wie wäre es mit jetzt?“, murmelte sie. Ihr Herz schlug schneller, ihr Puls raste, und sie fühlte sich völlig verloren. Wenn der Fliederduft sie schon berauscht hatte, dann wirkte die Nähe dieses Mannes auf sie wie Opium.
Natürlich hätte sie tausend Gründe vorbringen können, warum sie nicht mit Steven Creed ins Bett gehen sollte. Sie kannte ihn erst seit ein paar Tagen, und das war sogar noch das harmloseste Argument. Er könnte ein absoluter Dreckskerl sein, und sie hatte nicht die mindeste Ahnung.
Aber schon bei ihrer ersten Begegnung war ihr klar gewesen, dass sie mit ihm schlafen würde, ganz gleich, wie gut oder schlecht das für sie sein würde, ohne Rücksicht darauf, ob es für sie den Himmel auf Erden bedeuten oder ihr das Herz brechen würde. Es war so unvermeidlich wie der Herbst, der dem Sommer folgte.
Melissa war nur ein paarmal in dem schicken Bus ihres Bruders gewesen, weil Brad seinen drei jüngeren Schwestern verboten hatte, sich mit den Mitgliedern seiner Band zu treffen. Doch sie wusste, wo das Schlafzimmer lag, und sie wusste auch, dass sie auf direktem Weg dorthin waren.
Langsam ließ sich Steven auf das Bett sinken, seine Blicke waren besorgt und zugleich voller Begehren. „Bist du dir ganz sicher?“, fragte er.
Melissa nickte und schluckte angestrengt. „Ganz sicher“, erwiderte sie.
Er setzte sich auf die Bettkante, zog seine Stiefel aus und warf sie zur Seite. Davon abgesehen war er so komplett angezogen wie sie auch.
Als er den Kopf wandte, um sie anzusehen, lächelte er ganz schwach. „Du wusstest, es würde so kommen.“ Seine Worte ließen sich als Feststellung deuten, aber auch als Vermutung oder sogar als Vorwurf.
„Du ebenfalls“, gab sie zurück und rutschte zur Seite, damit er Platz hatte, um sich neben sie zu legen, was er auch tat.
„Manche Dinge sind vorbestimmt“, sagte er, während er sich ausstreckte.
„Dann bist du neben all deinen anderen besonderen Eigenschaften auch noch ein Poet“, meinte sie lächelnd.
Er musste lachen. „Frauen“, entgegnete er und schob den Saum ihres Kleids über ihre Knie bis hinauf zu den Oberschenkeln. „Wenn ich eines ganz sicher nicht bin, dann ein Poet.“
Sie fühlte sich vor Glück wie verrückt, und das Gefühl war umso intensiver, weil sie wusste, es würde nicht von Dauer sein. Die wahre Melissa war starrköpfig und praktisch, und ganz gleich, wohin es sie momentan verschlagen hatte, sie würde ohne jeden Zweifel wieder zu ihrem eigentlichen Selbst zurückkehren. „Und arrogant bist du auch.“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er richtete sich auf, sah ernst aus und berührte sie nur noch mit den Fingerspitzen. Melissa erinnerte sich an die Schürfwunden. Was sie fühlte, waren jedoch
Weitere Kostenlose Bücher