Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
‚niemals‘. Das liegt alles ganz bei dir. Aber bis wir an den Punkt kommen, können wir doch einfach etwas Zeit miteinander verbringen, oder nicht? Dann werden wir ja sehen, wohin es führt.“
„Danke“, erwiderte sie mit einiger Verspätung, wobei sie das Wort eher hauchte als aussprach.
Er lachte und deutete mit einer Kopfbewegung auf das alte Ranchhaus. Die Farbe war abgeblättert, die Blumenbeete mit Unkraut zugewuchert, doch die alten Rosen verliehen dem Anwesen einen ganz eigenen Charme.
„Möchtest du dir das Haus ansehen?“, fragte er.
Es war eine gewöhnliche, eine unschuldige Frage. Und Melissa, die selbst in einem alten Haus aufgewachsen war und solche Gebäude vor allem wegen ihres Alters liebte, nickte wortlos. Steven ließ ihre Ellbogen los und nahm ihre Hand. Gemeinsam gingen sie zum Haus. Das letzte Licht vor dem Einsetzen der Dämmerung tauchte die Fenster in ein blasses Lila.
An der Hintertür blieben sie stehen, Melissa sah nach oben und schirmte mit der freien Hand ihre Augen ab. „Wünschst du dir manchmal auch, solche Häuser könnten reden?“, fragte sie wehmütig.
Steven lächelte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das all den Leuten gefallen würde, die über Generationen hinweg hier gelebt haben.“
Dieser Mann, dachte Melissa. Eben noch brachte er ihr Herz zum Rasen und ließ ihren Magen Purzelbäume schlagen, und dann wieder beruhigte er sie, indem er einfach nur er selbst war.
„Vermutlich hast du recht“, stimmte sie ihm zu. Er stieg auf die schmale, nicht überdachte Veranda, Melissa folgte ihm. Mit einem Mal fiel es ihr ganz leicht, sich mit ihm zu unterhalten. „Dieses Haus existiert fast schon so lange wie unseres, das der alte Sam O’Ballivan gebaut hat.“
„Sam O’Ballivan? Der Arizona Ranger, der zum Viehbaron wurde?“
Sie nickte überrascht.
„Brad hat mir ein wenig über ihn erzählt“, erklärte Steven. „Eine sehr interessante Geschichte.“
„Der Mann aus Stone Creek“, erwiderte Melissa und nickte abermals. „Das war unser Sam.“
Sie gingen weiter und gelangten in die Küche, wo der mit Staub überzogene Holzofen Melissa anzog, der ganz hinten in der Ecke stand. „Wow, mich wundert, dass sich den nicht irgendein Antiquitätenhändler unter den Nagel gerissen hat. Meine Schwester Ashley würde einen Mord begehen, um so etwas in ihrem Bed & Breakfast aufzustellen. Wahrscheinlich würde sie ihn sogar benutzen.“
„Ich nehme an, Ashley ist die Meisterköchin in der Familie, richtig?“
„Das kannst du laut sagen“, bestätigte Melissa und verdrehte die Augen. „Was wir vorgestern Abend gegessen haben, war ihr Werk. Meine kulinarischen Fähigkeiten beschränken sich auf Salate und Zeugs aus der Kühltruhe im Supermarkt.“
„Ich habe da nicht viel Besseres zu bieten“, vertraute er ihr an. Etwas Sonnenschein fiel durch eines der schmutzigen Fenster und ließ eine strahlende Aura um ihn herum entstehen. „Heute Abend gibt es Hackbraten, allerdings aus dem Sunflower Café. Matt wird vermutlich völlig begeistert sein vom Abendessen drüben bei Brad und Meg. Endlich mal wieder was Anständiges auf dem Teller.“
Melissa fühlte sich von einer seltsamen Zartheit überwältigt, wie sie sie noch nie verspürt hatte. Sie musste angestrengt schlucken, um einen Ton herauszubringen. So viel also zu dem Thema, dass es ihr leichtfiel, sich mit ihm zu unterhalten.
„Ich finde, du kümmerst dich sehr gut um Matt“, sagte sie leise.
„Ich gebe mir Mühe“, entgegnete er, und für einen winzigen Moment spiegelte sich in seinen Augen Trauer wider. „Allerdings hätten seine Eltern das viel besser gemacht als ich.“
Sie standen ein Stück voneinander entfernt, so wie draußen, unmittelbar, nachdem Melissa eingetroffen war, dennoch sprang etwas Elektrisierendes zwischen ihnen über, das durch die Distanz nicht abgeschwächt wurde.
„Was ist passiert?“, fragte sie. „Mit Matts Eltern, meine ich.“
Sekundenlang rechnete sie damit, keine Antwort zu bekommen. Als Steven dann zum Reden ansetzte, musste er sich zunächst räuspern. „Matts Mutter Jillie starb vor nicht ganz zwei Jahren an Brustkrebs. Die Trauer um sie machte aus seinem Vater Zack einen völlig anderen Mann. Er kam bei einem Motorradunfall ums Leben, da war Matt gerade vier. Ich war in ihren Testamenten als Matts Vormund eingesetzt.“
„Dann musst du sehr gut mit Jillie und Zack befreundet gewesen sein, wenn sie dir zugetraut haben, ihren Jungen
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