Die Crock-Expedition
mitnehmen, weder im Tiefschlaf noch per Überlichtflug, selbst falls letzteres erlaubt wäre. Die Erde ist zweihundert Lichtjahre weit entfernt. Die einzige vernünftige Lösung ist Spann oder eine der drei oder vier Kolonien innerhalb der nächsten drei Lichtjahre. Nein, wir bleiben hier.«
Blake bot ihm die Rechte. »Ich wünsche dir alles Gute, Clem.«
»Danke.« Spring drückte fest die Hand und wandte sich erleichtert von seinen Privatangelegenheiten ab, über die er lieber gar nicht gesprochen hätte.
»Natürlich bekommst du 427. Du weißt, daß meine Empfehlung …«
»Was ist mit diesem Windham von Raumstation CXX? Man erzählt, er reiße sich lautstark um das nächstbeste erhältliche CHART-Raumschiff.«
»Windham?« Spring rümpfte die Nase. »Kennst du ihn?«
»Nein.«
»Du hast Glück. Ein ekelhafter Kerl, den ich nicht mit einer Zange anrühren würde. Vergiß ihn, Ken. Du übernimmst die 427.«
Blake bekam das Schiff, gewiß, doch befördern tat die Navy ihn nicht. Er war der Kommandant, blieb aber Lieutenant. Es war nicht ungewöhnlich, daß CHART-Schiffe von Lieutenants befehligt wurden, aber solche Schiffe erhielten hauptsächlich untergeordnete Aufgaben von CHART, zum Beispiel Sektorenaufklärung, die keinerlei Initiative verlangte, oder Aufträge der Navy, irgendwelche Routineangelegenheiten, die man zuteilte, weil sie ein Schiff mit Überlichtantrieb erforderten.
Theoretisch glich das Verhältnis zwischen der Navy und CHART jenem, das vor Jahrhunderten zwischen der Navy und der Marine bestanden hatte. CHART war Teil der Navy (obwohl CHART-Leute sich darauf versteiften, die Navy sei ein Teil von CHART). In der Praxis ähnelte es eher dem alten Verhältnis zwischen der Navy und der Air Force. So wie damals bestimmte Flüge in den ausschließlichen Zuständigkeitsbereich der Air Force gefallen waren, gab es heutzutage gewisse Arten von Raumflügen, die zur Zuständigkeit von CHART gehörten, und dazu zählte der reguläre Überlichtraumverkehr. Man konnte eine Flotte überlichtschneller Raumschiffe nicht auf der Grundlage von Gepflegtheit und Achtsamkeit unterhalten, und genau das hätte die Navy in jedem Fall versucht. Furcht vor Kosten zwang die Navy, zwecks Erledigung gelegentlicher Sonderaufgaben CHART bemühen zu müssen.
Solcher Natur war Blakes erster Auftrag nach Übernahme des Kommandos.
Der Befehlshaber des Navy-Hauptquartiers auf Spann, Commander Toby, brachte sein Bedauern zum Ausdruck. »Es ist ein Scheißauftrag, Blake«, sagte er. »Und ich kann Ihnen bloß den jungen Doyle als Ersten Offizier zur Verfügung stellen. Er ist Sublieutenant der Navy, kein CHART-Mann, und ich weiß, wie CHART-Leute über uns denken.«
»Sicher«, sagte Blake. »Warum ist es ein Scheißauftrag? Gilander liegt nur sechs Wochen weit entfernt …«
»Für Sie ist es ein mieser Auftrag, meine ich. Gegenwärtig steht mir keine andere Mannschaft zur Verfügung, und es handelt sich um einen Notfall.«
»Wie üblich, wenn ein CHART-Schiff abkommandiert wird. Aber der Flug wäre für jeden Scout nur eine Erholungsreise. Warum ist es ein schlechter Auftrag, Commander?«
»Weil man Sie losschickt, damit Sie einige tausend Eingeborene vom Leben zum Tode befördern. Das dürfte Ihnen keineswegs gefallen, Captain Blake.«
»Ganz und gar nicht. Warum? Was haben sie angestellt?«
»Die terranische Siedlung angegriffen. Captain, ich sollte ganz unparteiisch sein und Sie eine eigene Meinung bilden lassen. Aber zufällig kenne ich Rock Allison, einen der führenden Krakeeler auf Gilander. Vor drei- oder vierhundert Jahren wäre er Boß eines Ku-Klux-Klan-Klüngels gewesen.«
»Ich verstehe. Sie glauben, die Eingeborenen hätten allen Anlaß besessen?«
»Höchstwahrscheinlich. Dummerweise besitzt Gilander den Status der Unabhängigkeit. Kein Gouverneur, kein terranischer Beobachter. Nur eine terranische Kolonie. Das heißt, der dortige Rat, dem Rock Allison vorsitzt, kann eine Strafexpedition der Navy anfordern, und man wird die Forderung erfüllen.«
Blake setzte sich, obwohl er nicht darum gebeten worden war, runzelte die Stirn und musterte den Navy-Befehlshaber von Spann. Er war ein kleiner, dicker Mann, den man aus Gesundheitsgründen in den Stützpunktdienst abgeschoben hatte, weil er, wie es hieß, während der G-Absorbtion Ärger mit den Drüsen bekam. Gerüchte besagten jedoch, daß seine Versetzung in den Innendienst auf Spann eher mit seiner unverhohlenen Art der Meinungsäußerung
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