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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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Gilandrier, nachdem sie Macht geschmeckt hatten, mißbrauchten sie, wie viele Leute, für die sie eine neuartige Erfahrung ist.
    Sie arbeiteten oder hörten auf zu arbeiten, wann immer es ihnen beliebte. Oftmals mußten Pflanzer, ihre Frauen, Söhne und Töchter, in den Feldern schuften, um die Ernte nur zu bewässern, zu düngen und zu spritzen, wenn ihre heimischen Arbeitskräfte sich entschlossen hatten, wieder einmal für eine Woche auszusetzen. Die Ernährungslage, die den Siedlern ein Druckmittel hätte sein können, kehrte ihre Wirkung nun gegen sie. Gilandrier machten sich nichts aus dem Wechselspiel von Schmausen und Hungern. Vielmehr empfanden sie eine beschränkte Fastenzeit als ganz angenehm und waren – wie Kamele – physisch darauf eingestellt. Den Pflanzern war es unmöglich, sie auszuhungern – die Arbeitskraft der Eingeborenen war unentbehrlich, denn die Gilandrier waren nach einer Hungerperiode nicht arbeitsfähig und mußten erst wieder Fett ansetzen. Erschien also ein Eingeborener zur Arbeit, bekam er auf der Stelle eine Lebensmittelkarte, da er sonst umgehend wieder ging, und man durfte ihm keine Bedingungen auferlegen, weil die anderen Eingeborenen sonst zu der Auffassung gelangten, man könne den Lebensmittelkarten nicht trauen und arbeite besser nicht dafür; die Bezüge mußten großzügig sein, weil sie sie sonst des Arbeitsaufwands für unwert erachteten, und da sie großzügig waren, kam der Eingeborene am nächsten Tag nicht zur Arbeit (das hätte er auch getan, wäre die Zuteilung knapp gewesen), weil er für eine Weile versorgt war.
    »Es ist wirklich unmöglich«, sagte die Tochter eines Pflanzers zu Blake. »Tatsächlich völlig unmöglich.« Sie trug ein weißes Hemd und eine Reithose, obwohl es kein Pferd auf der Pflanzung gab. »Sie machen in der Tat mit uns, was sie wollen. Wir haben nie ihr Interesse für Geld wecken können. Sie glauben nicht an seinen Wert.«
    Boy Doyle, der noch immer von Ehrfurcht vor dem berühmten Lieutenant Blake überfloß, hatte sich außer Hörweite verzogen und begutachtete eingehend eine Paramekpflanze, die haargenau den zwanzig Millionen anderen glich, die sie während der vergangenen vierundzwanzig Stunden gesehen hatten. Als sehr junger Offizier hielt er es offenbar für angebracht, sich einem Gespräch seines Kommandanten mit einer Dame nicht aufzudrängen, um jeden Verdacht auszuschalten, er sei ein Konkurrent.
    Blake allerdings war lediglich an Informationen interessiert (hielt sie jedoch für die richtige Person, um Doyle einzuwickeln). Sie war zu dick. Doyle war offensichtlich anderer Meinung. Doyle stand zu ihren Diensten.
    »Treiben sie denn Tauschhandel?« erkundigte er sich.
    »Nicht einmal das. Sie haben keine Wünsche. Wie Sie sehen, tragen sie keine Kleider.«
    Angewidert rümpfte sie die Nase, und Blake begriff den Anlaß für das weiße Hemd und die enge Reithose, die sie in einem Klima trug, in dem Shorts oder ein Bikini angemessener schienen. Wenn Nacktheit oder Fastnacktheit eine Niggereigenschaft war, dann galt komplette Bekleidung als Statussymbol.
    »Sie besitzen nichts. Sie heiraten nicht. Gewöhnlich folgen sie der Sonne, ziehen in den Süden oder nach Norden, wenn es zu heiß wird, und zurück, wenn’s ihnen zu kalt wird. Sie haben keine Häuser. Sie sind wirklich kaum mehr als Tiere.«
    »Ich verstehe«, sagte Blake. »Sie wissen sehr viel über sie Miß …«
    »Deborah. Nennen Sie mich Deborah. Nicht Deb oder Debbie. Sagen Sie, pflegen Sie zu jagen, Mr. Blake?«
    »Jagen?« Er verstand nicht, was sie meinte.
    »Sie müssen schon hundert Welten betreten haben. Ich weiß, daß fast überall die Jagd gepflegt wird. Es muß herrlich sein.«
    Er erzählte ihr von den Säbelzahntigerjagden auf Brasilia, obwohl nicht er reden wollte, sondern ihr zuzuhören wünschte. Sie hing an seinen Lippen und stieß zuletzt einen schwermütigen Seufzer aus. »So etwas kennen wir hier nicht. Hier ist es wirklich schrecklich langweilig. Und im Umkreis von fünfzig Meilen wohnt keiner von unserem Stand, keine Jungs, meine ich … Ihr seid natürlich andere Kerle, ihr Navy-Offiziere. Sie und Mr. Doyle, meine ich. Mit Ihren Mannschaften dürfte ich mich natürlich nicht unterhalten.«
    Blake korrigierte seinen ersten Eindruck; dies war nicht nur ein Ku-Klux-Klan-Territorium, es besaß auch den Ballast britisch-viktorianischen Kolonialismus. Er hatte schon Entwicklungen ähnlichen Charakters gesehen. Die ersten Pioniere einer neuen Welt waren

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