Die Crock-Expedition
mehr sagen können. Jedenfalls nicht offiziell. Vielleicht später …«
Wie sich herausstellte, war Blakes Meinung richtiger gewesen als Windhams.
Ein Felsbrocken ist so gut wie der andere, hatte Windham während des Rückflugs wiederholt und höchst vergnügt geäußert. Es könne wirklich keinen erheblichen Unterschied ausmachen, untersuche man nun die eine öde Welt statt der anderen, vor allem, wenn die beiden einander so ähnlich waren … und so weiter, und so fort.
Aber die Navy war anderer Auffassung. CHART 427 hatte den Auftrag erhalten, Gunter VI zu erforschen, aber zurück kam die Truppe mit einem prächtigen Bericht über Gunter VII und keinem Wort über Gunter VI.
»Herrgott, wenn ein Irrtum unterlaufen war«, sagte Toby und bestätigte damit Blakes Meinung, »warum hat CHART 427 nicht Gunter VI ebenfalls erforscht? Natürlich, es gab keinen Fehler, und falls doch, dann von unserer Seite. So redet Windham daher. Er fragte mich ganz ruhig, ob ich ihn einen Lügner nennen wolle … Ich mußte ihm glauben, obwohl ich Bescheid weiß, und das weiß auch er, und ich weiß, daß er weiß, ich weiß Bescheid, und … ach, zum Teufel!«
Blake schwieg, weil er sonst nichts tun konnte. Anscheinend hatte man nicht die Absicht, gegen Windham ein Disziplinarverfahren einzuleiten, und unter diesen Umständen konnte man von einem Ersten Offizier kaum verlangen, daß er seinem Captain in den Rücken fiel.
Toby jedoch, obwohl er darüber ebenfalls völlige Klarheit besaß, vermochte den Mund nicht zu halten. Seine Zweifel waren stärker als seine Geduld. »Ich habe von Windham und seinen Idiotien gehört, aber ein Mann mit einer so reichhaltigen Idiotienerfahrung hätte sich doch geschickter verhalten können! Und wenn er bloß angekommen wäre und hätte erklärt, er habe sich auf eigene Verantwortung entschlossen, lieber Gunter VII statt Gunter VI zu erforschen, und sei’s bloß aus dem Grunde, weil ihm gerade so zumute war … das wäre besser gewesen als dieser miese Betrug … Aber er hat keine neue Idiotie begangen, und Sie alle dachten während der ganzen Mission, der Auftrag beträfe Gunter VII, nicht wahr?«
Zuletzt widmete er sich Blakes weiterem Schicksal. »Nun, Lieutenant, Sie hatten Pech. Wir kennen den Fall Gilander, aber die Pflanzer besitzen noch sehr viel Einfluß, und vorerst kann ich Ihnen kein Raumschiff zuteilen. Ich muß Windham das Kommando über CHART 427 lassen, aber Sie müssen nicht sein Erster Offizier bleiben. Ich versetze Sie unverzüglich auf die St. George . Das ist ein Schulschiff für CHART-Kadetten …«
»Das ist mir bekannt, Sir.«
»Zwei Jahre auf der St. George, und wir können Sie befördern und Ihnen ein Schiff geben. Verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
Damit verließ Blake CHART 427 – zum erstenmal.
A. D. 2216
Blake kam aus seinem Chrono, nur wenige Sekunden bevor das Raumschiff aus der Zeitfalte glitt.
Die Überlichtglut erlosch, und der kalte Glanz des Normalraumlichts drang schmerzhaft in Blakes Augen. Ein Moment des normalen Freien Falls folgte, aber Blake aktivierte das konventionelle Triebwerk, und die C.-Absorbtion setzte ein. Er begann Geräusche zu hören – das Summen von Motoren, das Knallen einer Tür, eine laute Stimme, die Unmut zum Ausdruck brachte. Jemand war, anders als er, roh aus einem Chronophantasmus gerissen worden.
Blake begann zu frieren, sobald das Überlichtbrennen verschwunden war. Er schaltete die Schiffsheizung auf Maximalleistung. Nach fünfzehn Minuten würden die Temperaturverhältnisse sich normalisiert haben.
Spring ließ sich nicht blicken. Das war keine Überraschung: Spring hielt nichts davon, sich einen Hund anzuschaffen und dann selber zu bellen. Nachdem er dafür gesorgt hatte, daß Blake das Schiff nach Spann bringen mußte, würde er wahrscheinlich erst kurz vor der Landung auftauchen.
Rachel jedoch, dick umhüllt, gesellte sich zu ihm. Die Normaltemperatur brauchte eine gewisse Zeit, um die alles durchdringende Hitze des Überlichtbrennens zu ersetzen. Isolierte oder elektrisch beheizte Anzüge erwärmten zwar die Haut, übten jedoch anscheinend keine Tiefenwirkung aus. So zogen Raumfahrer es vor, sich in viele und dicke Kleidungsstücke zu hüllen, doch sie froren trotzdem.
»In vier Tagen sind wir auf Spann«, erklärte Blake nach einigen kurzen Berechnungen.
»Daheim«, sagte Rachel.
Verwirrt blickte er auf. »Wie? Ja, gewiß. Du bist nicht nur auf Spann geboren, du hast dort auch deine Jugend verbracht, nicht
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