Die Crock-Expedition
wahr?«
»Nicht ganz. Als ich sechzehn war … aber das spielt keine Rolle. Praktisch ist Spann auch deine Heimat, oder?«
»Wie kommst du darauf?«
»Auf Spann hast du das Kommando übernommen, als der Alte den Dienst quittierte. Von Spann aus hast du deine erste Mission durchgeführt. Wurdest wieder Erster Offizier und nahmst an einer Expedition teil, die ebenfalls von Spann startete, unter Windhams Kommando. Dann kommandierte man dich von Windham ab, du hast für ein Jahr auf einem Schulschiff gearbeitet, dann bist du wieder zum Alten gestoßen, als er wieder die CHART-Tätigkeit aufnahm – das war ebenfalls auf Spann. Nach drei Jahren auf Crock erschienst du erneut auf Spann …«
»Ich möchte nicht davon sprechen.«
»Dann lassen wirʼs«, sagte sie gleichmütig. »Ich erinnere mich, dich damals zum erstenmal richtig gesehen zu haben. Ich war neun oder zehn … Übrigens, als der Alte damals wieder für CHART zu arbeiten anfing, wie kam er an dich und CHART 427, und wie bekam er Windham aus dem Weg?«
»Seinerzeit leitete ein wunderbarer alter Bursche namens Toby den Stützpunkt auf Spann. Du kennst ihn nicht, weil er kurze Zeit später starb … Als Clem in den CHART-Dienst zurückkehrte, stand ich noch unter offiziellem Bann, und Windham unter inoffiziellem. So kommandierte Toby mich ab und schickte Windham an meinen Platz auf der St. George , und alle waren zufrieden. Außer Windham, aber der ist von Natur aus unglücklich.«
Die Normaltemperatur begann sich wieder auszubreiten. Blake hörte zu zittern auf und Rachel entledigte sich einer Jacke und zweier ihrer Hosen. Nur einige Augenblicke später zog sie die zweite Jacke aus. Dann das zweite Paar Hosen.
Die Eisprinzessin Rachel einmal ganz und gar nicht als Eisprinzessin zu sehen, entkleidet bis auf den schlichten grünen Einteiler, den sie während der Überlichtflüge in der Abgeschiedenheit ihrer Kabine zu tragen pflegte, brachte Blake ziemlich außer Fassung. Er vermutete, daß ihr Verhalten ihr nicht recht bewußt war. Mit den Instrumenten und dem Kurs beschäftigt, hatte sie geistesabwesend alle zusätzlichen Kleidungsstücke abgestreift, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß sie darunter keine ihrer üblichen Uniformen, keinen Anzug und keine Arbeitsmontur trug. Das war die einzige Erklärung. Selbstverständlich konnte sie einen freiwilligen Entkleidungsakt niemals und nicht im geringsten auch nur erwogen haben.
In der Tat wirkte sie, während sie an den Kontrollpulten entlangschritt, auf so erregende Weise unschuldig und jung, daß Blake unwillkürlich wie gelähmt verharrte. Eine solche Reaktion wäre eigentlich nicht zu erwarten gewesen, wenn ein so prachtvoll gebautes Mädchen wie Rachel endlich nackte Arme und Beine und einen Körper enthüllte, der lediglich in einem dünnen Gewebe steckte, das nicht formte, sondern den natürlichen Formen nachgab.
Es stimmte, daß die G-Absorbtion, die ihre gewöhnlich verhüllten Brüste und Hüften sowie den Leib in Erschütterung zu versetzen pflegte, ihre bekleideten Schenkel, Knie und Waden kräuselte, ihre Wangen und Schultern ins Zittern brachte, ihrer Gestalt einen aphroditischen Schimmer verlieh. Aber auch ohne G-Absorbtion, so konstatierte Blake, bot sie einen bemerkenswerten Anblick.
Und doch war sie jung, so jung, daß Blake die Empfindung verspürte, daß es falsch gewesen wäre, sie zu berühren, so falsch, als betaste man lüstern die jungfräuliche Tochter eines guten Freundes. Natürlich war der Vergleich völlig lächerlich, denn Rachel war einundzwanzig, richtige einundzwanzig Realjahre, plus jene zusätzlichen Subjektivjahre, die sie innerhalb ihres einzigen Realjahrs Raumdienst angesammelt hatte.
Er kämpfte das Gefühl (dessen Schuldcharakter ihm wohlbewußt war), daß sie unschuldig und zu jung sei, energisch nieder, und wartete, bis sie in seine Reichweite kam, dann packte er sie mit aller Kraft und küßte sie nicht allein mit dem Mund, er küßte sie mit dem ganzen Körper. Sie befreite sich, ungläubig und zornig.
»Rachel …«, sagte er. »Verlasse CHART. Sofort. Auf Spann. Setze nie wieder deinen Fuß auf ein Forschungsschiff.«
Seine Worte hemmten ihre Raserei.
»Warum?«
»Du bist ein Mädchen. Vielleicht sogar eine Frau. Oder wenigstens könntest du eine sein. Du solltest das herauszufinden versuchen. Jedenfalls siehst du aus wie eine Frau. Ich glaube, daß Mutter Natur im allgemeinen weiß, was sie tut. Du sähest anders aus, wenn du für alle Zeit die
Weitere Kostenlose Bücher