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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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brauchbaren Plan zu entwickeln.
    Die Menschen waren offensichtlich unbarmherzige und hartnäckige Geschöpfe. Sie oder ihre Vorfahren trugen die Verantwortung für den Tod fast aller Terraner, die jemals auf Crock gelandet waren, und sie würden Rachel und Glennis lieber töten als freilassen. In der Tat hegte Blake insgeheim die Überzeugung, daß es niemals eine Übereinkunft zwecks Befreiung der beiden Mädchen geben konnte, die beide Seiten befriedigte, weil keine der anderen traute; und beide hatten völlig recht. In gewisser Hinsicht befanden sich die Menschen im Vorteil, da sie, gab man ihnen die Gelegenheit, die Terraner rücksichtslos töten konnten, wogegen die Terraner, wollten sie die Menschen vernichten, eine wenigstens halbwahre Entschuldigung benötigten; als CHART-Team mußten sie über ihre Handlungsweise im weitesten Sinne vor der gesamten zivilisierten Galaxis – einschließlich der AST – Rechenschaft ablegen.
    Um eine Stadt sturmreif zu machen, existierten vielerlei Techniken, vor allem unter Verwendung von Gas. Sie konnten eine Wolke von Betäubungsgas über die Stadt blasen und vielleicht Rachel und Glennis herausholen. Aber Gas wirkte niemals ohne Verzögerung. Man würde Alarm schlagen, und die Bewacher der beiden Mädchen hätten reichlich Zeit, sie zu töten, bevor das Gas sie ausschaltete.
    Folglich landete das Boot zwei Tage später an derselben Stelle vor der Stadt, und Blake und Spring verließen die Schleuse ohne einen verabredeten Plan.
    Jon kam zum Treffpunkt. Auch diesmal drückte er sich sehr deutlich aus.
    Geht fort. Oder wir töten.
    Du weißt, daß wir nicht gehen können und nicht gehen werden.
    Jon drehte sich zur Stadt um und gab ein Zeichen. Blake und Spring tasteten nach ihren Waffen. Aber lediglich ein zweiter Mensch erschien; er kam im Laufschritt und brachte ein Bündel. Zunächst dachten sie, eines der Mädchen stecke darin, dann jedoch erkannten sie, daß es viel zu klein war.
    Der andere Atonier blieb neben Jon stehen, legte das Bündel ab und öffnete es.
    Der Kopf von Glennis starrte sie aus toten Augen an.
    Wenn ihr nicht geht, sagte Jon, werden wir jetzt auch die andere töten und ihren Kopf bringen.
    Es kostete Blake große Anstrengungen, das Gespräch ruhig fortzusetzen; er versuchte sich zu verdeutlichen, daß diese Wesen nicht nur Wilde waren, die ihre Kinder verzehrten, sondern zugleich Bürger der Galaxis, denen man Gerechtigkeit widerfahren lassen mußte, die intelligenten Bewohner eines Planeten, den ansonsten nur Tiere bevölkerten.
    Du mußt dir vergegenwärtigen, so sagte er sich, daß sie lediglich ihre Gehirne gegen nahezu allmächtige Eindringlinge aus dem Weltraum zu gebrauchen suchten, um zu überleben. Sie können sich nicht vorstellen, warum wir sie nicht allesamt ausgelöscht haben, als wir die Gelegenheit dazu hatten, und nicht, warum wir ihnen so oft Gelegenheit gegeben haben, so viele von uns zu töten. Vielleicht glauben sie, es sei eine Schwäche, eine Abneigung gegen das Töten und Zerstören zu empfinden.
    Die andere lebt noch?
    Ja. Wir haben sie nicht sehr …, weil die andere es uns leichter machte.
    Obwohl Blake das entscheidende Wort nicht verstand, dachte er unwillkürlich an Folter.
    Geht fort, wiederholte Jon beharrlich. Oder wir bringen den anderen Kopf.
    Und dann werden wir euch vernichten.
    Ja.
    Das Bekenntnis, sich damit abgefunden zu haben, war uneingeschränkt und sachlich. Blake, der in dieser Beziehung bereits beachtliche Erfahrungen gesammelt hatte, stand erneut vor der Unmöglichkeit, eine fremde Rasse restlos zu begreifen.
    Es überraschte ihn nicht, daß sie unlogisch waren – auch Menschen waren unlogisch.
    Die Menschen würden Rachel nicht freilassen. Sie würden sie niemals freilassen. Blake hatte die Unmöglichkeit, eine für beide Seiten zufriedenstellende Vereinbarung zu treffen, befürchtet; die Menschen hatten sie akzeptiert und handelten danach, anscheinend ohne sich zu fürchten. Die Menschen kannten die Fremden, die, anders als sie, dem Leben jedes einzelnen Artgenossen große Bedeutung beimaßen. So hatten sie Glennis getötet, die sie für weniger wichtig hielten, um die Fremden vor die unausweichliche und folgenschwere Wahl zu stellen: Geht fort, oder wir bringen den anderen Kopf. Sollte das nicht helfen – zu dumm. Dann half nichts.
    Plötzlich meldete sich Spring zu Wort. Und Blake begriff, daß er darauf gewartet hatte.
    In neunundneunzig von hundert Fällen hatte Blake recht und sein Captain nicht.

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