Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
ihn seit Wochen und auf einmal soll er gefunden werden wollen? Da hätten wir uns ja in letzter Zeit ganz schön dämlich angestellt“, begann Tamara und hielt inne, als ihr bewusst wurde, was sie gerade laut ausgesprochen hatte.
„Verdammt!“
„Du sagst es“, stimmte Valerian zu.
„Der Kerl hat eifrig mit dem Fähnchen geschwungen und wir haben ihn übersehen. Oh Mann, ist das peinlich!“
Der Unsterbliche lachte laut.
„Halt, halt! Noch wissen wir gar nicht, ob er einen Schild benutzt. Danach haben wir nicht gesucht. Wir sind also nicht zwangsweise Vollidioten“, sagte die Hexe.
„Aber Schnuppernäschen, sie nennen uns nicht umsonst den Chaoszirkel “, grinste er sie gut gelaunt an.
Tamaras Augen wurden schmal.
„Mist aber auch!“
„Ich fass es nicht, dass ihr mich nicht schon längst gefragt habt!“, erklang es vorwurfsvoll von Cendrick, als sie sein Zimmer betraten.
Philipp saß an seinem Schreibtisch und nagte am Ende eines Kugelschreibers. Er war gerade am Lernen.
„Hey, Philipp, geh mal bitte in der Bibliothek weiterlernen. Wir haben hier etwas zu erledigen“, sprach der Blonde.
„Wie jetzt?“, kam die nervige Antwort seines Zimmernachbarn.
„Jetzt mach schon! Wir brauchen nicht lange.“
Maulend schob sich Philipp aus dem Raum. Cendrick wandte sich um und blickte in eine Reihe schadenfroher Gesichter (mit Ausnahme von Graciano natürlich).
„Ich will es gar nicht hören“, winkte er bereits im Vorfeld ab.
„Philipp ist mit dir auf einem Zimmer!“, lachte Valerian.
„Ich weiß“, seufzte der Magus.
„Du bist echt gestraft, Alter.“
„Du sagst es. Aber er ist recht handzahm.“
Die anderen schwiegen grinsend.
„Ja, okay, macht euch nur lustig. Ich hab ihn mir auch nicht ausgesucht.“
„Ich habe mich schon gefragt, warum der Kerl immer bei euch Magiern rumhängt. Jetzt weiß ich es“, bekannte Tamara mit einem selbstgefälligen Lächeln.
Katharina schmunzelte still in sich hinein. Sie hatte natürlich schon lange gewusst, dass Philipp mit Cendrick das Zimmer teilte. Die anderen nun darüber ablästern zu hören, verlieh dem Moment eine vertraute und „normale“ Note. Da ihr Leben in letzter Zeit alles andere als „normal“ gewesen war, stieg eine unsagbare Dankbarkeit in ihr auf.
„Ha, ha. Ich hoffe, dass du dich immer noch amüsierst, wenn du mir dein Pendel gibst“, gab Cendrick nicht ohne eine Portion Selbstgefälligkeit zurück.
Tamaras Grinsen war wie weggewischt.
„Was? Das kannst du knicken! Niemand fasst mein Pendel an!“
„Tja, ich fürchte, dass ich das doch tun werde.“
„Aber so was von nie im Leben, Blondie. Dieses Pendel ist von meiner Urgroßmutter und nur WICCA haben es bisher benutzt und ergo auch berührt. Es ist geweiht! Es ist fast schon heilig! Und deine schmierigen Magier-Pfoten werden es nicht anfassen. Klar?“
Bei dem Wort „heilig“ hatte sich Gracianos Gesicht schmerzhaft verzogen und er sog hörbar die Luft ein.
Linda tätschelte ihm tröstend den Arm.
„Also entweder ich verzaubere das Pendel oder ihr findet ihn eben weiterhin nicht“, meinte Cendrick unbeeindruckt.
Tamara verschränkte stur die Arme und sah ihn wütend an.
„Tja, Zuckerpuppe, du kannst es dir überlegen: Voodoo-Wirker finden oder Voodoo-Wirker nicht finden.“
Als Valerian sprach, bewegte er seine nach oben gerichteten Handflächen auf und ab – wie bei einer Waage, die sich noch einpendelt.
„In dem Fall: Voodoo-Wirker nicht finden!“, gab sie bockig zurück.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein?!“, stöhnte Cendrick.
„Doch, das ist mein Ernst. Dieses Pendel darf von niemandem außer mir berührt werden.“
Tamara legte so viel Nachdruck wie möglich in ihre Worte.
„Können wir nicht ein anderes Pendel verwenden?“, mischte sich Flint in das Gespräch ein.
Tamara lachte höhnisch.
„Wie stellst du dir das vor? Wir binden einfach einen spitzen Stock an ein Stück Schnur und lassen es runterbaumeln?“
„Zum Beispiel“, nickte Flint.
Tamara atmete tief durch.
„Ich vergesse immer, dass ihr nur unbedarfte Begabte anderer Orden seid und überhaupt keinen Schimmer von der Magie der Natur habt. Sorry.“
Flint rollte mit den Augen und schwieg.
„Wieso kannst du kein anderes Pendel verwenden? Es muss ja nicht selbst gebastelt worden sein“, wollte Katharina wissen.
Langsam geht mir ihr Getue auf den Geist , dachte sie gereizt.
„Ein Pendel, egal, ob es selbst gemacht, gekauft oder als Artefakt geschmiedet
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