Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
verdienten. Und das ließ er sie bei jeder Gelegenheit spüren. Zudem hatten Valerian, Linda und Flint es in ihrer ersten Stunde bereits geschafft, eine Strafarbeit bei Professor Lichtenfels zu erhalten. So ein Betragen blieb natürlich im Gedächtnis haften. Und wenn dann über besagte Studenten in der hiesigen Studentenzeitschrift auch noch ein Loblied gesungen wurde, dann war das im besten Fall ein Grund, sich darüber lustig zu machen … Es sei denn, einem verging das Lachen, was den Studenten bei Lichtenfels durchaus geschehen konnte.
Kapitel 4
„Ich begrüße Sie zum zweiten Semester in Cromwell.“
Professor Foirenstons strenge Züge wurden durch ihr Lächeln abgemildert.
„Die meisten von Ihnen werden durch den Mailverteiler bereits den Kursplan erhalten haben. Die anderen können sich einen vom Stapel nehmen.“
Mit diesen Worten platzierte sie einen Stoß Blätter auf Valerians Tisch und ein einzelnes speziell mit Blindenschrift präpariertes Blatt vor Linda.
Valerian nahm sich einen der Zettel und reichte den Haufen an Flint weiter. Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu, bei dem der eine wusste, dass der andere das Gleiche gedacht hatte: Wir haben einen Mailverteiler?
Flint, Linda und Valerian hatten sich wieder in der ersten Reihe niedergelassen. Es war irgendwie zur Tradition geworden. Sie hatten gar nicht darüber nachgedacht.
Erst als alle sich gesetzt hatten, fiel Flint auf, dass der Platz auf seiner anderen Seite noch frei war. Er wusste nicht, weshalb, doch er war davon ausgegangen, dass Katharina sich dieses Semester neben ihn setzen würde. Ein kurzer Blick nach hinten verriet ihm allerdings, dass sie an ihrem alten Platz – neben ihrem Bruder – saß. Sie schaute zu Foirenston nach vorn und schien ihn nicht zu bemerken.
Sie ignoriert mich , dachte Flint niedergeschlagen und drehte sich wieder um.
Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis er Gracianos Buch gefunden hatte. Der Geisterseher hatte rennen müssen, um den Kurs noch rechtzeitig zu erreichen. Und nun übersah sie ihn – absichtlich.
„Heureka!“
Der Begeisterungsschrei von Valerian ließ Flint aus seinen Gedanken hochschrecken. Ein paar Studenten fingen an zu lachen.
„Was ist denn los? Was hast du gefunden?“, erkundigte sich Linda amüsiert.
„Gefunden?“
Valerian sah sie verständnislos an.
„Ja. Heureka heißt doch ,Ich hab’s!‘ , oder?“
„Hä? Egal! Ich freu mich! Montagmorgen kein Lichtenfels mehr! Juchhu!“
Flint blickte auf Foirenstons Handout.
Kurszeiten:
08:45 – 10:15 Uhr
10:30 – 12:00 Uhr
12:00 – 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 – 15:30 Uhr
15:45 – 17:15 Uhr
Wochenplan für das zweite Semester:
Montag:
Vormittag = Magie und moralische Verantwortung
14:00 – 15:30 Uhr = Psychologie
15:45 – 16:15 Uhr = Magische Theorie I
Dienstag:
Vormittag = Meditation für Anfänger
Nachmittag = Selbstverteidigung I
Mittwoch:
Vormittag = Grundlagen der Philosophie
08:45 – 10:15 Uhr = Erkenntnistheorie
10:30 – 12 Uhr = Ethik
14:00 – 15:30 Uhr = Rituale I
15:45 – 16:15 Uhr = Beschwörungen I
Donnerstag:
Vormittag = Systemtheorie
14:00 – 15:30 Uhr = Kräuterkunde I
15:45 – 16:15 Uhr = Illusionen I
Grundstudium (2. Semester):
Grundlagen der Philosophie:
Erkenntnistheorie/Ethik – Prof. Foirenston
Magie und moralische Verantwortung – Prof. Foirenston
Rituale I – Prof. Foirenston
Beschwörungen I – Prof. Lichtenfels
Magische Theorie I – Prof. Lichtenfels
Psychologie – Prof. Lichtenfels
Systemtheorie – Prof. Lichtenfels
Kräuterkunde I – Dozentin Frey
Meditation für Anfänger – Dozentin Frey
Illusionen I – Dozentin Mytsereu
Selbstverteidigung I – Pater Ignatius
Foirenston, die Valerian einen missbilligenden Blick zugeworfen hatte, fuhr fort: „Wie Sie sehen, hat sich an den Kursen des Grundstudiums etwas geändert. Es befinden sich drei neue darunter. ‚Magie und moralische Verantwortung‘, ‚Grundlagen der Philosophie‘ und ‚Systemtheorie‘. Die ersten beiden werden Sie bei mir besuchen, Systemtheorie bei Professor Lichtenfels.“
Ein lautes Stöhnen ging durch den Kursraum.
„Es gibt überhaupt keinen Grund für so einen Ausbruch Ihres Widerwillens“, stellte Foirenston streng klar. „Professor Lichtenfels ist ein kompetenter und geschätzter Kollege von mir und ich erwarte, dass Sie ihm mit mehr Respekt begegnen.“
Die Dozentin musterte die lustlosen Gesichter ihrer Studenten. Sie lehnte sich an ihr
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