Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
würdest mir sehr damit helfen.“
„Du möchtest, dass ich jemandes Aura für dich lese?“
„Genau.“
„Von wem sprechen wir gerade?“, wollte Linda wissen.
Flint zögerte, ehe er zu einer Erwiderung ansetzte.
„Ich möchte, dass du Katharinas Aura für mich ansiehst.“
Er sah sie kurz schmunzeln.
Was ist daran so witzig , überlegte er verunsichert.
Flint hatte die unbestimmte Befürchtung, dass er ihre nächste Äußerung nicht mögen würde.
„Darf ich fragen, warum?“, erkundigte sie sich.
„Eigentlich wäre es mir lieber, wenn du nicht fragen würdest … wenn das okay wäre …“
Sie legte den Kopf schief und musterte ihn – oder vielmehr die Farben seiner Aura, die ihre übernatürlichen Sinne wahrnehmen konnten. Ein vages Lächeln umspielte ihre Züge.
Täusch ich mich oder durchschaut sie mich tatsächlich?
Schließlich hob sie den Kopf, zuckte mit den Schultern und meinte leichthin: „Wenn das so ist, dann kann ich dir auch gleich eine Antwort geben. Als sie vorhin mit dir nach draußen gegangen ist, war sie gespannt – im Sinne von leicht neugierig. Und als sie wieder zurückkam, da war sie verärgert und auch ein klein wenig enttäuscht. Gehen wir essen?“
Flint sah sie schockiert an.
„Wie kannst du jetzt über Mittagessen nachdenken?“
„Wieso nicht? Du wolltest doch nicht über Cat reden.“
Ihr gespielt unschuldiges Lächeln breitete sich über das ganze Gesicht aus.
Jetzt kenne ich die Wahrheit: Sie sieht nur so lieb und unschuldig aus, doch in Wirklichkeit ist sie total durchtrieben.
„Das ist nicht komisch, Linda. Ich weiß echt nicht, was ich machen soll.“
Flint spürte, wie die Verzweiflung in ihm hochstieg.
Linda hatte Mitleid.
„Dich bei ihr entschuldigen wäre ein guter Anfang.“
„Aber ich weiß nicht mal, was ich falsch gemacht habe! Wir hatten über die Ferien ja gar keinen Kontakt und …“
Flint hielt mitten im Satz inne. KLONG! Der Groschen war gefallen.
Keinen Kontakt , echote es in seinen Gedanken.
Natürlich! Sie hat darauf gewartet, dass ich mich melde!
Seine Schultern sackten nach unten. Er hatte einen guten Grund gehabt, warum er nichts von sich hören ließ – und das, obwohl er sie jeden einzelnen Tag hatte anrufen wollen. Es war ihm nur nicht möglich gewesen.
Und ich kann es ihr nicht einmal erklären …
Dieser Umstand deprimierte ihn noch viel mehr.
Flint hatte zu Hause wie ein Gefangener gelebt. Sein Vater hatte schon vor Monaten das Internet abbestellt, um Geld zu sparen, und nach Flints Heimkehr hatte er zu allem Überfluss auch noch sein Handy einkassiert. Am zweiten Tag wollte er darum ein Internetcafé aufsuchen und musste feststellen, dass sein Geldbeutel ebenfalls verschwunden war.
Pure Rache!
Doch das alles konnte er Cat nicht sagen, ohne ihr zu erklären, warum das Verhältnis zu seinem Vater so schlecht war. Darüber durfte er aber mit niemandem sprechen! Niemals!
Seit Wochen wartet Katharina schon auf eine Mail oder SMS von mir und ich kann ihr nicht erklären, warum sie vergebens gewartet hat. Ich werde es nicht wieder geradebiegen können. Verdammt!
Er lehnte sich an die Wand und rutschte langsam nach unten. So schlecht hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Und seine nächsten Gedanken waren auch nicht besser.
Oh nein! Was ist, wenn sie mir E-Mails geschrieben hat? Ich habe sie nicht einmal gelesen! Vielleicht stand da etwas Wichtiges drin …
Schnell zog er sein Handy aus der Tasche und drückte ein paar Knöpfe.
Keine SMS.
Doch das musste nichts bedeuten. Sie konnten gelöscht worden sein.
Ich muss nachher in den Internetraum!
Er seufzte leise.
Linda beobachtete ihn schweigend. Dann setzte sie sich ihm gegenüber und tastete nach seiner Hand, um sie tröstend zu ergreifen.
„Hey, so schlimm kann es doch nicht sein, hm?“
Sie schenkte ihm einen aufmunternden Blick.
„Doch. Es ist sogar schlimmer. Ich weiß jetzt, warum sie so reagiert hat, aber ich kann es ihr nicht erklären.“
„Oh …“
Linda verzog das Gesicht.
„Das ist natürlich nicht so gut. Vielleicht kannst du ihr ja doch sagen, wie es dazu kam?“
„Nein, das kann ich nicht!“
Seine Antwort war unbeabsichtigt heftig gewesen und er sandte ihr einen entschuldigenden Blick, als sie zusammenzuckte.
„Tut mir leid“, murmelte er reumütig.
„Schon okay. Die Situation ist ziemlich verzwickt, hm?“
„Ja, das kann man wohl sagen.“
Mehr als verzwickt … verfahren.
Er nickte matt.
„Vielleicht kannst
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