Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
Pult und verschränkte die Arme.
„Mir ist klar, dass Professor Lichtenfels vermutlich nicht Ihrer Vorstellung eines Lieblings-Professors entspricht.“
In der Tat , dachte Flint trocken.
„Doch lassen Sie sich etwas gesagt sein: Wenn es Ihnen gelingt, sich mit Professor Lichtenfels’ Lehrstil zu arrangieren, dann kann er Ihnen zu einem enormen Wissensschatz verhelfen.“
Betretenes Schweigen.
„Pff! Ja, klar!“, flüsterte Valerian sarkastisch, als die Professorin sich für einen Moment umdrehte. „Wir werden alle zu Genies, wenn wir damit klarkommen, dass er uns den einen oder anderen verbalen Tritt versetzt. Lichtenfels’ kluge Schoßtiere. Das möchte doch jeder sein.“
Valerian hatte so leise gesprochen, dass nur Flint und Linda, die direkt neben ihm saßen, ihn verstehen konnten. Linda stieß ihn leicht an und schüttelte im gespielten Tadel den Kopf. Flint verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen und senkte dann wieder den Blick auf das Handout. In Wirklichkeit nahm er gar nicht wahr, was darauf stand. Seine Überlegungen kreisten immer noch um Cats abweisendes Verhalten.
Es liegt daran, dass wir uns heute Morgen verpasst haben. Sie glaubt sicher, dass ich ihr aus dem Weg gegangen bin. Ich muss das gleich in der Pause mit ihr klären.
Die restliche Stunde ging er immer wieder die Worte durch, die er ihr sagen wollte, sobald er Gelegenheit dazu hätte. Als Foirenston eine Viertelstunde Pause verkündete, erhob er sich gleich, um mit ihr nach draußen zu gehen, sobald sie an seinem Tisch vorbeikäme. Doch entgegen seiner Erwartung hatte Cat nicht die Absicht, den Kursraum zu verlassen. Sie saß immer noch auf ihrem Platz und war mit Cendrick ins Gespräch vertieft.
„Wie jetzt?“, wollte Philipp, der wieder nur die Hälfte mitbekommen hatte, wissen.
„Vergiss es, Philipp!“, kam automatisch die Antwort von zwei Kommilitonen in seiner Nähe. Philipp hatte seinen Ruf als Nervensäge bereits weg. Schuld daran war seine penetrante Stimme, die man quer durch jeden Raum hörte.
Da Flint nicht länger warten wollte, ging er zu ihrem Tisch und bat: „Katharina, hast du kurz Zeit?“
Einen Moment lang befürchtete er schon, dass sie ablehnen könnte, doch dann erhob sie sich langsam.
„Klar“, meinte sie mit distanzierter Stimme.
Sie verließen den Raum und gingen ein paar Schritte den Gang entlang. Flint drehte sich zu ihr um. Flüchtig betrachtete er ihr Antlitz, bevor er seinen Blick senkte. Was er da sah, gefiel ihm gar nicht. Es war, als habe Katharina eine Mauer um sich aufgebaut. Ihre Haltung war aufrecht, steif und ihr Auftreten nüchtern.
Ehe er es sich anders überlegen konnte, begann er seine Entschuldigung: „Tut mir leid, dass wir uns heute Morgen verpasst haben. Ich wollte Graciano noch ein Buch zurückgeben, aber das war durch meine miesen Packkünste zwischen der Wäsche untergegangen. Deshalb habe ich heute länger gebraucht.“
Er spähte in ihr Gesicht und konnte Verwunderung darin lesen.
Sie hat offenbar mit etwas anderem gerechnet , überlegte er nachdenklich. Aber womit?
„Oh, kein Problem. Ich frühstücke ja nicht und deshalb war ich schnell fertig. Mittags sehen wir uns sicher.“
Die gleichgültige Kälte in ihrem Tonfall jagte Schauer über seinen Rücken. Sie hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt und blickte ihn abwartend an. Flint war von ihrem Verhalten so verwirrt, dass er nicht wusste, was er noch sagen sollte.
Schließlich begann sie erneut zu sprechen.
„Und? Hattest du schöne Semesterferien?“
Ihre Stimme war eine Spur schärfer als gewöhnlich.
„Nein, eigentlich nicht“, antwortete er. „Aber das habe ich ja bereits erwartet. Und bei dir?“
Er sah sie kurz fragend an, ehe er den Blick senken musste.
Vermaledeiter Fluch!
„Oh, ging so … Ich musste viel lernen für unsere Prüfungen. Und du? Hattest du viel Stress?“
Etwas in ihrer Stimme ließ ihn stutzig werden.
Irre ich mich oder machen wir gerade kein Smalltalk?
Um in ihrer Gunst nicht noch weiter zu sinken, antwortete Flint ausweichend: „Ach, war okay.“
Ein kurzer Blick verriet ihm, dass sich ihre Augenbrauen gehoben hatten. Offenbar hatte er doch das Falsche gesagt.
„Tja, ich geh dann mal wieder rein“, sagte Cat kurz angebunden. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Kursraum.
Was habe ich falsch gemacht?
Flint verstand nicht, warum sie so abweisend war. Wenn er sie beleidigt hatte, dann tat ihm das leid, aber wie konnte er etwas dagegen
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