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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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darüber von sich zu geben.
    Katharina erklomm die Stufen zum dritten Stockwerk. Dort befand sich der Meditationsraum. Sie war die Erste und wollte die Zeit nutzen, um wieder etwas zur Ruhe zu kommen.
    Obwohl Dozentin Frey sehr beliebt war (die gute Seele), vermochte der Kurs nur wenige zu begeistern. Still dasitzen, schweigen und sich dabei auf nur eine Sache konzentrieren, das lag fast niemandem. Flint hatte es in der Meditation zu wahren Spitzenleistungen gebracht. Im letzten halben Jahr hatte er wie ein Besessener geübt. Als Ergebnis konnte er direkt nach der Meditation für eine ganze Weile sein Gegenüber betrachten, ohne dessen fortlaufenden Verfall zu sehen. Cat gönnte ihm diesen Erfolg. Es war schade, dass er die meiste Zeit seines Lebens mit gesenktem Blick verbrachte. Sie hätte so gerne öfter in seine grünen Augen gesehen.
    Oder sind sie doch eher grau? Oder braun? Es war schwer zu sagen, wenn man sie nur für einen Sekundenbruchteil sah.
    Der Kurs war jedoch, trotz seiner mäßigen Beliebtheit, immer gut besucht gewesen. Das kam daher, dass Felicitas Frey mit ihren Studenten ein besonderes Abkommen getroffen hatte: Wer zu ihrem Kurs im ersten Semester durchgehend erschien und sich dieses halbe Jahr lang bemühte mitzumachen, der konnte sich im zweiten Semester befreien lassen, obwohl Meditation eigentlich ein Pflichtfach war. Die Dozentin – gleichzeitig Ordensvertreterin der SAPIENTIA ORACULARUM – hatte dieses Angebot gemacht, um die Motivation der Studenten hoch zu halten. Ein halbes Jahr lang Meditation zu üben, um dann später jeden Dienstagmorgen ausschlafen zu können, das verlockte die meisten. Sie selbst erhoffte sich, dass ihre Studenten die Liebe zur (oder zumindest den Nutzen von) Meditation für sich entdecken würden. Da Cat die Meditation als Grundlage für jeden Zauber oder jedes Ritual brauchte, gehörte sie ebenfalls zu den engagierteren Studenten.
    Früher haben mir die Dienstage besser gefallen, stellte Cat fest. Früher hat mir alles besser gefallen …
    Wenn sie ehrlich mit sich war, dann musste sie sich eingestehen, dass „früher“ „vor den Semesterferien“ gewesen war. Sie hatte sich kindischen Träumereien hingegeben, Flint betreffend, aber das war nun endgültig vorbei.
    So gut sieht er eh nicht aus, versuchte sie sich lahm zu trösten. Aber es war auch in erster Linie nie sein Aussehen gewesen, das sie anzog.
    Sie war heute Morgen sehr früh in den Speisesaal gegangen, um sich einen Kaffee zu holen, und hatte den Raum dann sofort wieder verlassen. Ein Treffen mit Flint wäre ihrer Laune nicht zuträglich gewesen. Sie wusste gar nicht, weshalb sie so wütend auf ihn war.
    Aber ich bin es – und das ist im Moment das Entscheidende. Besser, ich gehe ihm aus dem Weg, ehe ich noch einen Streit vom Zaun breche.
    Wenn man es ganz nüchtern betrachtete, dann war sein einziges Verbrechen , dass er sich nicht bei ihr gemeldet hatte. Das war ihr mehr als bewusst.
    Streng genommen hat er nicht mal versprochen, sich zu melden. Ich hatte es nur gehofft. Vergebens …
    Und genau da lag das Problem. Katharina schalt sich für ihre pubertären Hoffnungen. Und weil sie es nicht schaffte, sich selbst zu verzeihen, konnte sie auch ihm nicht verzeihen. Mal ganz davon abgesehen, dass er nun ein neues Objekt seiner Begierde erwählt hatte.
    Und dabei dachte ich, dass Linda und Valerian ein Quasi-Paar sind. Tja, hab ich wohl falsch gelegen. Dieses verschlagene blonde Gift! Macht einen auf Unschuldsengel und reißt sich fremde Männer unter den Nagel!
    Katharina wusste, dass ihre Gedanken jeder Logik entbehrten, doch sie betrachtete Flint tatsächlich als ihren Mann . Schließlich hatte er ihr das so gut wie geschworen …
    Von alleine wäre er sicher nicht auf Abwege geraten.
    Cat atmete geräuschvoll aus. Sie wollte nicht schon am frühen Morgen so gehässige Gedanken mit sich herumtragen. Das wäre bei der Meditation nur hinderlich.
    Zum Glück ist mir der Ehrgeiz geblieben, wenn ich ansonsten schon jeden Sinn für Realität verliere, dachte sie verstimmt.
    Sie betrat den Meditationsraum und zog ihre Schuhe aus. Der Boden war von einem dicken Teppich bedeckt, der nur mit Socken oder barfuß betreten werden durfte. Sie holte sich ein Meditationskissen aus dem Schrank, suchte sich einen Platz und setzte sich im Lotussitz nieder. Ihre Lider sanken nach unten und sie begann, ihren Geist zu leeren.
    Wenn ich nicht durch Zufall meinen Block im Kursraum vergessen hätte, dann hätte ich die

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