Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
sie schon vor der Wandelung hatte“, beharrte Valerian.
„Glaub ich nicht.“
„Glaub ich auch nicht.“
Flint schüttelte ebenfalls den Kopf.
„Aber welche Orden bleiben dann noch?“, fragte Cat.
„UMBRATICUS DICIO?“, schlug Cendrick vor.
Alle brachen in schallendes Gelächter aus.
Nur Flint verzog das Gesicht.
„Was ist daran bitte so komisch?“, verlangte er zu wissen.
„Ach, komm schon! Noch untypischer für deinen Orden könnte sie gar nicht sein“, sagte Cendrick.
„Warum nicht? Warum sollte eine Inderin kein Mitglied der Schattenherrschaft sein können?“
Betretenes Schweigen. Es war nicht so, dass nicht jedem eine Antwort auf der Zunge gelegen hätte, es traute sich nur niemand, sie laut auszusprechen.
Sie sieht zu normal aus.
Im selben Moment, als Cat sich dieser Tatsache bewusst wurde, entstand ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend, das sich langsam ausbreitete.
Das bedeutet …
„Sie gehört sicher zum SAPIENTIA ORACULARUM“, sprach Linda Katharinas Befürchtung laut aus.
„Ja, vermutlich“, stimmten die anderen zu.
„Aber was macht sie hier?“
Melanie, eine ihrer WICCA-Kommilitoninnen, konnte ihnen eine Erklärung liefern. Sie kam gerade am Tisch vorbei, als sie hörte, wie sich der Chaoszirkel unterhielt.
„Was? Ihr wisst es noch nicht? Das ist Vanita Nikhita Dristi. Sie kommt direkt aus Mumbai hierher! Sie ist Mitglied des Komitees für die Auswahl der Probanden“, erklärte sie aufgeregt.
„Was heißt das?“
„Das heißt, dass sie diejenige ist, die herausfindet, wer von uns die richtigen Fähigkeiten hat, um die Prüfungen für die jeweiligen Orden zu machen. Ist das nicht cool?“
Melanie war total begeistert. Cat weit weniger.
Oh nein!
„Du meinst, dass sie sehen kann, welche Fähigkeiten jeder Begabte hat?“, fragte Linda.
„Ja, genau. Das ist so cool!“
Mit einem glücklichen Lächeln machte sich Melanie wieder auf den Weg, um die heiße Neuigkeit weiter unter den Studenten zu verbreiten.
Nein, das ist nicht cool! Das ist mein Ende! Was mach ich jetzt nur? Bloß raus hier, bevor sie mich entdeckt!
Rasch erhob sich Cat.
Noch bevor sie sich eine Ausrede ausdenken konnte, weshalb sie jetzt fort müsse, hatte sich Flint ebenfalls erhoben.
„Ich komme mit“, sagte er nur.
Beide sahen sich in die Augen.
Danke , dachte Cat und allein das Wissen um seine Unterstützung ließ ihre Knie weich werden.
Er nickte stumm und lächelte leicht. Kein Problem , schienen seine Augen zu sagen. Jeder griff nach seinem Tablett und sie verließen fluchtartig den Raum.
Kapitel 14
E s kommt immer anders als man denkt.
War sie am Wochenende noch zuversichtlich gewesen, dass sie ohne Probleme auf die Visionssuche warten konnte, so hatte sich die Lage nun verändert. Cat hatte keine ruhige Minute mehr. Ständig blickte sie über ihre Schulter und glaubte, dass die alte Inderin ihr bereits auf die Schliche gekommen wäre.
Was, wenn sie nachts an meinem Zimmer vorbeigeht und ich gerade träume? Dann wird sie sofort erkennen, dass ich zu ihrem Orden gehöre , dachte Katharina beunruhigt. Wir müssen das Rätsel hinter der Vision so schnell wie möglich lösen, damit sie mich nicht mehr heimsucht. Diesmal darf das Ritual nicht verschoben werden!
Sie hatte bereits am Vortag mit Flint darüber gesprochen und sie wusste natürlich, dass die anderen in ihrem täglichen Lernstoff fast untergingen, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Sie brauchte Antworten – je früher, desto besser. Aus diesem Grund hatten die beiden bereits gestern angefangen, einen improvisierten Ritualkreis in ihrem Zimmer vorzubereiten.
Cat war die einzige Studentin in Cromwell, die ihr Zimmer mit niemandem teilen musste. Ihre Familie hatte bei der Anmeldung darauf gedrungen und irgendwelche Gründe dafür vorgeschoben. Der Hintergrund war natürlich gewesen, dass die van Gentens ihre Gabe geheim halten wollten. Dieser Umstand kam Cat nun gelegen. Sie und Flint konnten ungestört mit Salz (einem Kristall, der Magie speicherte) Linien auf dem Boden ziehen. Sie hatten mehrere Stunden meditiert, um den Ritualkreis mit Essenz aufzuladen. Natürlich war ein Teil dieser Essenz heute wieder verloren, doch das Ritual hatte größere Chancen, beim ersten Versuch zu funktionieren, wenn bereits eine Basis geschaffen war. Die zusätzliche Essenz würde es ihnen leichter machen.
Jetzt muss ich nur noch die anderen davon überzeugen, bereits heute Abend ihre Zeit für das Ritual zu opfern
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