Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
entscheide dich, morgen Abend mit uns ins Kino zu gehen“, schmunzelte Tamara.
Die zwei anderen lachten.
„Ich verspreche, darüber nachzudenken. Wenn nicht, dann geht ihr eben ohne mich.“
Tamara sah sie gespielt schockiert an.
„Was? Eine gerade Anzahl an Leuten? Bist du irre? Ich bin WICCA! Wir müssen mindestens zu dritt sein.“
Mit lautem Gelächter verließen sie den Speisesaal.
Am nächsten Morgen atmete Linda tief ein und verkündete voller Stolz: „Ich habe mich entschieden: Ich mach’s!“
Gespannt wartete sie auf die Reaktion ihrer Freundinnen.
Cat fing an zu lächeln.
„Sehr schön! Du hast dir also einen Ruck gegeben.“
„Wurde ja auch Zeit! Wie kommt’s?“, grummelte Tamara.
Mittlerweile musste sich die Hexe anstrengen, damit man ihr die schlechte Laune noch abnahm. Katharina wusste nicht, weshalb, doch aus irgendeinem Grund fühlte sich die Wicce nur wohl, wenn sie schlecht gelaunt war – oder zumindest so erschien.
„Nun, mir ist eingefallen, dass es in der Geschichte viele Seherinnen gegeben hat, die sich im hohen Alter, also wenn ihre Sehkraft nachgelassen hatte, einen Gefährten suchten.“
„Gefährte?“, hakte Cat nach.
„So etwas wie ein Familiar?“, riet Tamara.
„Ganz genau! Beliebt waren Krähen, die sich dann auf die Schultern der Frauen setzten. Auf diese Weise hatten sie engen Kontakt und die Begabte konnte sich die Augen des Tieres leihen.“
Die anderen zwei sahen sie verwundert an.
Soll ich das jetzt cool finden oder abartig , überlegte das Medium.
„Na, jedenfalls dachte ich dann: Wenn die das die ganze Zeit getan haben, also ständig eine Kraft am Laufen hatten, nur um ganz alltägliche Dinge zu sehen, dann bin ich ja noch richtig sparsam, wenn ich einen Kinofilm anschauen gehe. Meint ihr nicht auch?“
Kapitel 17
Die dritte Woche des zweiten Semesters war angebrochen und der Chaoszirkel fand sich mal wieder gemeinsam beim Frühstück ein. Sie waren vollständig – bis auf Cendrick van Genten. Der hatte sich in der letzten Zeit rar gemacht. Seine Schwester vermutete, dass er in das Studium der magischen Theorie vertieft war.
Die Zwillinge hatten sich immer sehr nahe gestanden. Auch wenn Cendrick zeit seines Lebens nie ein Empath gewesen war, so hatte zwischen den beiden eine besondere Verbindung bestanden. Das war der Grund gewesen, dass sie meist unzertrennlich waren. Doch nun isolierte sich ihr Bruder und Cat wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Es war ungewohnt, allein zu sein und genug Ruhe zu haben, um den eigenen Gedanken nachzuhängen. Bis zu einem gewissen Grad konnte Katharina diesen neuen Frieden sogar genießen. Das Wochenende hatte sie mit den zwei anderen Frauen verbracht und es war erstaunlich angenehm gewesen. Cat war ein Mensch, der es gewohnt war, zurückgezogen zu leben. Immer im Schatten des Bruders stehend. Nun ertappte sie sich dabei, wie sie aufzublühen begann. Sie lernte neue Menschen und neue Sichtweisen kennen. Im Kreise ihrer Familie hatten alle die gleichen Meinungen vertreten. Nun aber hatte sie regelmäßig Kontakt zu einer Seherin und sogar einer WICCA (denen man ja bekanntlich viel Wildheit nachsagte). Sie genoss das in vollen Zügen und hatte das Gefühl, als ob sich alles um sie herum wandelte – und sie veränderte sich mit.
Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß.
Nach dem Kino hatten die drei Frauen noch lange geredet und von Männern geschwärmt. Cat war so glücklich gewesen, dass sie fast zehn Minuten ohne Unterbrechung gelacht hatte. Danach hatten ihre Bauch- und Wangenmuskeln geschmerzt, doch das war es wert gewesen.
Und auch an diesem Montagmorgen war sie guter Dinge. Doch das sollte sich ändern …
Mit Schwung landete eine Zeitung vor ihr auf dem Tisch.
Katharina zuckte zusammen.
„Hast du das schon gelesen?“, verlangte Cendrick zu wissen. Er hatte sich hinter ihr aufgebaut und deutete auf das Titelblatt der neusten Ausgabe der hiesigen Studentenzeitung.
Cat begann zu lesen:
TEIL FÜNF DER STARPORTRAITREIHE
Delikat und durchtrieben!
Diesmal wollen wir einen Blick auf Cendrick van Gentens mysteriöse zweite Hälfte werfen: Katharina-Maria van Genten – seine Zwillingsschwester und ebenfalls Anwärterin für den HETAERIA MAGI.
Obwohl zur gleichen Zeit geboren und gemeinsam aufgewachsen, haben die Van-Genten-Geschwister offenkundig nur eines gemein: ihr wohlgeformtes Äußeres. Doch während der männliche Zwilling ein Mensch der Öffentlichkeit ist, hört und sieht man
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